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Truppe hatte zurückziehen müssen, in Gestalt von
Rindern zu zahlen. Nachdem er sich aufänglich
nicht abgeneigt gezeigt hatte, hat er sich später,
wie dies für den Wankelmut der Eingeborenen
nur charakteristisch ist, unders besonnen und jede
Sühne abgelehnt. Damit habe ich zunächst ge-
glaubt, die Sache auf sich beruhen lassen zu
sollen. Aus dieser Haltung des Nechale folgt
aber, daß wir die Grenzstationen Namutoni so-
wohl wie Okankwejo im Osten und Westen der
Etosha-Pfanne stark besetzt halten müssen. Nur
wenn dies der Fall ist, kann auf eine Abrechnung
mit Nechale verzichtet werden, deren Ausbleiben
er nach dem Charakter und Empfinden der Ein-
geborenen, welche gegen ihre Feinde stets und
unnachsichtlich die ihnen zu Gebote stehende Macht
anwenden, an und für sich nicht für Milde,
sondern für Schwäche auslegen wird, wie dies
auch aus Außerungen hervorgeht, die er vor der
Schließung der Ovambolandgrenze zu Händlern
getan hat. Sobald wir jene Grenzstationen auf-
geben, würden sie zweifellos von den Ovambos
besetzt werden, und diese würden von dort aus
sowohl den Bergwerksbetrieb der Otavi-Gesell-
schaft in Tilumeb wie die Farmer des stark be-
siedelten Bezirks Grootfontein belästigen und die
friedliche Entwicklung im Norden des Schutzgebiets
empfindlich stören. Wir wissen, daß die Orambos
mit Gewehren und Munition reichlich ver-
sohen sind, welche sie vom Norden sowohl wie
vom Süden erhalten haben: vom Süden aus den
Zeiten, bevor die deutsche Schutzherrschaft in Süd-
westafrika erklärt war, sowie im ersten Jahrzehnt
nach Inbesitznahme des Landes, wo die Truppen-
macht viel zu gering war, um einen Munitions=
scheuggel auch nur annähernd überwachen zu
können. Die Gefahr des Munitionsschmuggels
besteht aber auch im Norden des Kaoko-Feldes,
wo alljährlich aus dem portugiesischen Gebiet,
insbesondere aus dem Hochlande Umpata, Buren
und Portugiesen in größerer Zahl den Kunene
überschreiten, um in unserem Schutzgebiet große
Jagden zu veranstalten. Der Stationschef der am
meisten nach Nordwesten vorgeschobenen Station
Zeßfontein hat berichtet, daß dieselben mit
100 und mehr Eingeborenen, die sie zu diesem
Zwecke bewaffnet haben, die rücksichtslosesten Jagd-
züge auf Elefanten und anderes Wild unter-
nommen haben. Es liegt auf der Hand, daß,
solange diese Zustände anhalten, dem Waffen-
und Munitionsschunggel auch in diesem Teile
des Schutzgebiets Tür und Tor geöffnet ist. Die
Station war bisher so schwach, daß der Stations=
chef sich bei einer Patronille, welche er in jener
Gegend unternommen hatte, in richtiger Er-
kennung der Lage darauf beschränkt hat, den
Jägern freundschaftlich die Hand zu drücken und
sie höflich darauf aufmerksam zu machen, daß im
deutschen Schutzgebiet bereits Jagdgesetze bestehen.
Außerdem treiben sich ungefähr 8000 Busch-
leute im Norden herum, die auch während des
Aufstandes auf eigene Faust Räubereien voll-
führt haben und nicht ohne Kontrolle gelassen
werden können.
Aus allen diesen Gründen wird auch nach
Beendigung des Aufstandes im Norden zunächst
noch eine stärkere Truppe zur Aufrechterhaltung
der Ruhe und Sicherheit unbedingt notwendig sein.
Wie steht es nun im Süden? Es ist in
der Presse verschiedentlich darauf hingewiesen
worden, daß in der Niederwerfung des Aufstandes
keine wesentlichen Fortschritte gemacht würden.
Lassen Sie mich, meine Herren, Ihnen kurz ver-
gegenwärtigen, was in dieser Beziehung geschehen
ist, seitdem ich die Geschäfte im Schutzgebiet über-
nommen habe.
Bei meinem Eintreffen fand ich die Nachricht
vor, daß der alte Häuptling Hendrik Witboi
soeben durch eine deutsche Kugel gefallen sei.
Bald darauf hat sich der Stamm der Witbois,
und zwar zunächst der Unterhäuptling Samuel
Isaac, später Hendriks ältester Sohn Isaac Witboi,
ergeben, nachdem den Witbois ebenso wie den
Hereros das Leben zugesichert worden war, so-
weit sie nicht Morde begangen haben. Bald
darauf fiel der Häuptling Manasse der roten
Nation mit seinen Anhängern im Osten, wodurch
der Widerstand dieses Stammes beseitigt wurde.
Ebenso stellte sich der Feldschuhträger-Häuptling
Hans Hendrik mit seinem gesamten Stamm.
Etwas später ergab sich Cornelius von Bethanien,
einer der fähigsten und gefährlichsten Gegner,
welche gegen uns im Felde stehen, mit seinem
Anhang, während Simon Copper mit min-
destens 100 waffenfähigen Leuten auf das britische
Gebiet übergetreten ist und noch dort in der
Kalahari sitzt, eine nicht zu unterschätende
Gefahr für das Schutzgebiet bildend. Seitdem
ist im Sommer d. Is. Morenga über die eng-
lische Grenze gedrängt und neuerdings der An-
führer Vielding, so daß zur Zeit nur noch
Johannes Christian, der Häuptling der Bondel-
zwarts, und der mehrgenannte Abraham Morris
mit etwa 300 bis 400 bewaffneten Hottentotten
gegen uns im Felde standen. Man kann also
meines Erachtens nicht sagen, daß in der Krieg-
führung kein Fortschritt gemacht worden sei. Es
ist vielmehr langsam aber stetig vorwärts
gegangen. Das Bedauerliche ist nun allerdings,
daß seit einiger Zeit die Zahl dieser bewaffneten
Hottentotten, die vom Truppenkommandeur auf
300 bis 400 geschätzt wird, trotzdem beständig
eine Anzahl davon im Kampfe erschossen oder
gefangen wird, nicht oder doch kaum abnimmt.