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Deutsch-Südwestafrika.
Das ende des Feld zugs."“)
Die Unterwerfung der Bondelzwarts.
Mit 6 Bildern.
Völlig wehr= und hilflos, krank und aller
Mittel ledig, stellte sich Morenga am 7. Mai
1906 mit zehn unbewaffneten Hottentotten und
zwei Hereros der englischen Kappolizei. Sämt-
liche Waffen der Morengabande sowie alles Lager-
gerät fielen in die Hände des Siegers von Van
Nooisvley (4. Mai). Das Ausscheiden des Mo-
renga aus der Zahl der Gegner der Deutschen
bedeutete einen wichtigen Erfolg der deutschen
Waffen. Wenn auch dieses Ereignis infolge des
immer mehr abnehmenden Ansehens Morengas
unter den Bondels nicht annähernd die Wirkung
ausüben konnte, wie seinerzeit der Tod des alten
Hendrik Witboi, so überragte dieser Hererobastard
doch alle Hottentottenführer bei weitem an per-
soönlicher Bedentung, Entschlossenheit, Tatkraft und
Mut. Er konnte als der geistige Urheber der
meisten mit so großem Geschick durchgeführten
Anschläge der Hottentotten angesehen werden, und
seine Gefangennahme bedeutete einen nicht zu
ersetzenden Verlust für die Sache der Hottentotten.
Dieses bedeutsame Ergebnis war vor allem der
energischen Verfolgung des Hauptmanns Bech
u danken, dessen rücksichtslose Tatkraft hohe An-
erkennung verdient.
Nach Morengas Vertreibung herrschte im öst-
lichen und südöstlichen Teile des Südbezirks im
allgemeinen Ruhe, dagegen machten die bei Ga-
wachab abgewiesenen Hottentotten unter Johannes
Christian und Fielding die Fischflußgegend
unsicher; auf ihrem Marsch Fischfluß abwärts
hatten sie sich in der Gegend von Rosinbusch mit
Morris vereinigt. Zu einem Schlage gegen die
Hottentotten setzte das Kommando mehrere Ab-
teilungen unter dem Major v. Freyhold, Ritt-
meister Ermekeil und Hauptmann Wilck von
Säben, Norden und Osten auf Rosinbusch an,
aber auch diesmal entzog sich Johannes einem
Entscheidungskampf. Er brach nach Osten durch
und wurde am 16. Mai 1906 von dem Leutnant
Engler am Kameldornfluß festgestellt. Fest ent-
schlossen, mit dem flüchtigen Gegner die Fühlung
nicht mehr zu verlieren, folgte Leutnant Engler
*) Aus: - .. ·
in 9 A * ämpif e der deutschen Truppen
bearbeitet vonnr. a. Auf Grund amtlichen Materials
des Grof g Rriegsgeschichtlichen Abteilung 1
Mittler Ve#n Generalstabes. Berlin 1907. E. S.
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lieferung. Sohn, önigl. Hofbuchhandlung.“ Schluß-
ohne Rücksicht auf die ihm drohende Gefahr der
feindlichen Spur. Allein auch diese Braven sollte
das Schicksal so vieler kühner deutscher Patronillen
ereilen; der tapfere Offizier wurde am 19. Mai
mit seinen wenigen Reitern westlich Gais von den
Hottentotten aus dem Hinterhalt abgeschossen. Die
weitere Verfolgung dieses Feindes wurde dem
Major Rentel mit der 7. und 8. Kompagnie
des 2. Feldregiments und der 3. Ersatzkompagnie
übertragen, während die Abteilungen Freyhold
und Ermekeil das Gelände am unteren Fischfluß
absuchten, ohne hier jedoch etwas vom Feinde
äu finden. Demnächst wurden sie nach Warmbad
herangezogen, nur ein Teil der Abteilung Erme-
keil hielt den unteren Fischfluß besetzt.
Major Rentel nahm am 21. früh mit den
zunächst zur Hand befindlichen Truppen, der
8. Kompagnie und 3. Ersatzkompagnie (die von
Kalkfontein herangezogene 7. Kompagnie und der
Artilleriezug waren noch nicht zur Stelle) von
Amas aus die Verfolgung der feindlichen Spur auf.
An demselben Tage waren die Hottentotten
auf ihrem Zuge ostwärts bei De Villierspütz auf
die Funkenstation des Oberleutnants v. Milczewski
gestoßen, die auf dem Marsch von Ukamas nach
Warmbad begriffen war; trotz ihrer bedeutenden
Stärke wagten sie jedoch keinen entscheidenden
Angriff, da die kleine deutsche Schar den ent-
schlossensten Widerstand zeigte. Nur eine Seiten-
patronille fiel ihnen zum Opfer.
Beim Herannahen der Abteilung Rentel in
der Nacht zum 22. ließen die Hottentotten von
der Funkenstation ab und wandten sich scharf
nach Norden, energisch verfolgt von der Abteilung
Rentel. Am 23. mittags gelang es dieser, in
der Gegend von Dakaib den Gegner, der einen
weit überhöhenden, festungsähnlichen Gebirgsstock
besetzt hielt, einzuholen und ihn zum Kampfe zu
stellen. Nach heftigem Widerstande räumten die
Bondels ihre starke Stellung und zogen in der
Nacht zum 24. nach Süden ab. Der schwere,
sehr erbittert geführte Kampf hatte den Deutschen
vier Tote und achtzehn Verwundete gekostet.
Alle Spuren führten in der Richtung auf Spring-
pütz, wohin Major Rentel sofort mit der 3. Ersatz-
kompagnie und der inzwischen eingetroffenen
7. Kompagnie und dem Artillericzuge folgte.
Unweit Groendorn stieß am Nachmittage
Major Sieberg, der auf den Kanonendonner mit
der 1. Kompagnie des 2. Feldregiments und zwei
Gebirgsgeschützen aus der Gegend von Ukamas
auf das Gefechtsfeld geeilt war, zur Abteilung
Rentel. Beide folgten nun gemeinsam dem
Gegner, der in südlicher Richtung weitergezogen
war. Ehe sie ihn indessen erreichten, gelang
diesem wieder einer jener hinterlistigen Überfälle,