Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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beider Gebiete ist wesentlich übereinstimmend die 
einer stark bewässerten, fast überall fruchtbaren 
und zum größten Teil mit Urwald bedeckten 
Ebene; der Pflanzen= und Tierreichtum ist sehr 
groß, dagegen betrug die überwiegend aus India- 
nern und Mischlingen bestehende Bevölkerung 
nach der Zählung von 1890 zusammen noch 
nicht ½ Million Seelen. Seitdem hat eine be- 
trächtliche Zuwanderung stattgefunden, und es 
wird in den betreffenden Jahresberichten ange- 
geben, daß sich die Bevölkerung des Staates 
Paräá 1905 auf etwa 500 000, die des Staates 
Amazonas auf 309 600 Seelen belief. 
Die am 1. Jannar 1853 ins Leben getretene 
Dampfschiffahrt auf dem brasilianischen Strom- 
gebiet wie die 1867 erfolgte „Eröffnung der 
Schiffahrt für fremde Handelsfahrzeuge“ haben 
einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge ge- 
habt, der die große Bedeutung insbesondere der 
letzterwähnten Maßnahme erkennen läßt und 
einen summarischen Vergleich zwischen damals 
und jetzt nahe legt. Der Schiffsverkehr hat sich, 
wie folgt, entwickelt: in Parä liefen 1866/67 
einschließlich des Küstenverkehrs 233 Schiffe mit 
112 899 Tonnen ein, und in Manäos war da- 
mals ein Zollamt überhaupt noch nicht einge- 
richtet. Dagegen sind nach der brasilianischen 
Handelsstatistik 1905 in Mandos 1353 Schiffe 
mit 510 020 Tonnen, in Pará 796 Schiffe mit 
987 415 Tonnen, zusammen also in den beiden 
genannten Amazonashäfen 2149 Schiffe mit 
1 497 435 Tonnen angekommen. 
In entsprechender Weise hat sich der aus- 
wärtige Handel entwickelt. Während im letzten 
Jahre vor Eröffnung der Schiffahrt auf dem 
Amazonas der Wert der Einfuhr nach Pará nur 
5 396 000 Milreis = etwa 3,6 vH. der brasilia- 
nischen Gesamteinfuhr, der der Ausfuhr nur 
8 619 000 Milreis = etwa 4,3 vH. der Gesamt- 
ausfuhr betrug und Mandos, wie erwähnt, da- 
mals dem auswärtigen Handel noch nicht geöffnet 
war, zeigt die brasilianische Statistik für 1905 
folgende glänzende Bilanz der nunmehr in Be- 
tracht kommenden beiden Häfen bzw. Staats- 
gebiete: 
Einfuhr Ausfuhr Azrichus Prozemtualer 
Staaten zn hr Wert uofuhr — Ant un, d aber 
in Papiermilreis e Einfuhr ##u- huhr 
Amazonas 19 447 609 109 464 487 90 016 878 4,27 15,.54 
Par: 44 981 316 106 521 027 61 539 681 9.87 15.24 
215 985 514 151 556 559 141,141 30,78 
Der Anteil der beiden Amazonasstaaten am 
Werte der Gesamteinfuhr der Union, der 1901 
9 vH. betrug, ist somit 1905 auf über 14 vH., 
ihr Anteil am Werte der Gesamtausfuhr 1901 
bis 1905 sogar von 21,4 auf 30,7 vH. gestiegen. 
Mit anderen Worten: trotz höchstens halb so 
  
großer Einwohnerzahl führen Parä und Amazonas 
beinahe doppelt so viel ein als die drei süd- 
brasilianischen Staaten zusammen, und die Aus- 
fuhr bewertet sich fast siebenmal so hoch als die 
Südbrasiliens. 
Diese außerordentliche Entwicklung ist bekannt- 
lich zum allergrößten Teile dem Fortschritt zuzu- 
schreiben, welchen die Kautschukgewinnung seit 
Eröffnung der Amazonasschiffahrt gemacht hat. 
In den Jahren 1862/63 bis 1866/67 betrug 
die mittlere jährliche Ausfuhr von Pará 
3 665 000 kg im Werte von 4 204 000 Milreis, 
dagegen wurden 1905 nach der Bundesstatistik 
an Seringa ausgeführt aus den Staaten: 
ka Wert in Papier 
* milreis 
Amazonas (Mandos . 15 216 938 106 836 556 
Parä (Par J’)z;1ff ·½ 766 1 
Jazaucke 31 168 704 208 354 881 
Die Hauptbestimmungsländer für brasiliani- 
schen Seringa-Kautschuk waren 1905 nach der- 
selben Quelle: 
kr Wert in Papier- 
* milreis 
die Vereinigten Staaten von 
Amerika 15 557 417 101 992 P07 
Grofteitamien . .1248-()880-p«sdl 
Fra nkreich 2374291 17 716 717 
s Deutschland. 1 143 991 7 906 290 
indessen geht ein großer Teil des nach Liverpool 
verschickten Kautschuks in der Folge nach dem 
Festland, insbesondere auch nach Deutschland, 
und nachdem die beiden Hamburger Dampsfschiff- 
fahrtsgesellschaften, welche gemeinsam den Verkehr 
nach Nordbrasilien unterhalten, 1902 ihre Inter- 
essensphäre gegen die englische Konkurrenzlinie 
abgegrenzt haben, hat sich die direkte Ausfuhr 
von Seringa-Kautschuk nach Deutschland im Ver- 
gleich der Jahre 1901 bis 1905 versiebenfacht, 
während das Abkommen für die fast in demselben 
Verhältnis gestiegene Ausfuhr von Mangabeira- 
und Manicoba-Kautschuk nach Deutschland von 
geringem Einfluß ist, da letztere Sorten nur zum 
kleinsten Teile aus dem Amazonasgebiete stammen. 
Von den sonst zur Ausfuhr gelangenden Er- 
zeugnissen der beiden Amazonasstaaten geht Kakao 
zum größten Teil nach Frankreich, während Parä- 
nüsse nach den Vereinigten Staaten, Groß- 
britannien und Deutschland ausgeführt werden. 
Medizinische Wurzeln und Balsame gelangen 
hauptsächlich nach Nordamerika, Reiherfedern, 
Häute und Rehfelle ebendahin und nach Frank- 
reich, Mandiokamehl sowie Tabak nach Peru und 
Bolivien. Die Einfuhr nach den Amazonas- 
staaten besteht zu 2/2 aus Fabrikaten, zu ½ aus 
Rohstoffen. Das Gros der amerikanischen Ein- 
fuhr besteht aus Petroleum, Schmalz, Speck, Mehl, 
Pökelfleisch, Konserven, Holz und Bahnmaterial.
	        
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