Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Mangrove Baumarten, deren Rinde so wenig 
Gerbstoff enthält, daß sie überhaupt nicht als 
Gerbstoff in Betracht kommen kann. Es würde 
zu weit führen, die sämtlichen Pflanzen der 
Mangrovenformation namhaft zu machen 
Für die östliche Mangrove kommen nament- 
lich folgende Arten in Betracht: Rhizophora 
mucronata Lam., Rh. conjugata L., Ceriops 
Candolleana Arn., Brugiera gymnorrhiza Lamk., 
die sämtlich zu den Rhizophoraceen gehören. 
Diese Arten, die durch die Luft= und Stelz- 
wurzeln ein ganz charakteristisches Aussehen haben, 
sind wohl auch in der Hauptsache diejenigen, die 
tm Gebiete der östlichen Mangrove als die gerb- 
stoffreichen angesehen werden und deren Rinde 
für gerberische Zwecke gewonnen wird. Außer- 
dem findet sich in der östlichen Mangrove noch 
eine große Anzahl anderer Arten vor. Die west- 
liche Mangrove ist wesentlich artenärmer; ihre 
Hauptvertreter sind Rhizophora Mangle L., 
Avicennia tomentosa, A. nitida und Lagun- 
cularia racemosa, von denen die erstgenannte 
als die gerbstoffreichste angesprochen wird und 
wohl ausschließlich in Frage kommt, wenn es 
sich um Rinde aus der westlichen Mangrove 
handelt. 
Was die Gerbstoffgehalte dieser verschiedenen 
Mangrovenrinden anlangt, so liegen bis jetzt 
keine grundlegenden und planmäßigen Unter- 
suchungen vor; es ist jedoch bekannt, daß, soweit 
die oben genannten Arten in Betracht kommen, 
die Rinden der östlichen Mangrovengewächse 
reicher an Gerbstoff und ärmer an Nichtgerb- 
stoffen sind als diejenigen der westlichen Man- 
grovengewächse. Nach den bisherigen Erfahrungen 
kann man für die ersteren einen Gerbstoffgehalt 
von etwa 35 bis 45 v. H. und einen Nichtgerb- 
stoffgehalt von etwa 5 bis 10 v. H. für die 
Rinden der in Betracht kommenden westlichen 
Mangrovengewächse einen Gerbstoffgehalt von 20 
bis 30 v. H. und einen Nichtgerbstoffgehalt von 
10 bis 15 v. H. annehmen. Das Verhältnis 
zwischen Gerbstoff und Nichtgerbstoff spielt nament- 
lich dann eine Rolle, wenn es sich darum handelt, 
aus der Rinde stark eingedickte Auszüge für den 
Handel herzustellen. Die Rinde der östlichen 
  
*) Ich will hier nur einige Literatur angeben, in 
der näheres über die Mangrovenformation zu finden 
ist: Schimper, Die indo-malayische Strandflora 
(Jena, Gustav Fischer, 1891), Pflanzengeographie auf 
physiologischer Grundlage (Jena, Gustav Fischer, 1898): 
Karsten, Über die Mangrovenvegctation im malayi- 
schen Archipel (Cassel, Theodor Fischer, 1891), Vege- 
tationsbilder: 2. Reihe, Heft 2: Die Mangrove-Begc- 
tation (FJena, Gustav Fischer, 1904); Warming, Rhio- 
phora Mangle (Englers Jahrbuch, Band IV, 1883). 
Diese Auskünfte verdanke ich Herrn Prof. Dr. Volkens 
in Dahlem. 
  
Mangrovengewächse liefert meist dunklere Brühen 
und dunkleres Leder als die der westlichen Man- 
grovengewächse. Hinsichtlich der Gewinnung von 
Mangrovenrinde kommen bei der östlichen Man- 
grove vorzugsweise ein großer Teil der ostafrika- 
nischen Küste und die Küste von Madagaskar, 
von Australien und von Holländisch-Indien, bei 
der westlichen Mangrove ein Teil der westafrika- 
nischen und der amerikanischen Küste in Betracht; 
von deutschen Schutzgebieten kommen hierbei 
Deutsch-Ostafrika und Kamerun in Frage, 
das erstere für Rinden der östlichen, das letztere 
für Rinden der westlichen Mangrove. Denhardt 
schätzt die in Deutsch-Ostafrika und in Kamerun 
vorhandenen Mangrovenwaldungen auf mindestens 
120 000 ha, wobei nicht übersehen werden darf, 
daß nur ein Teil der in diesen Beständen be- 
findlichen Bäume auf Gerbrinde genutzt werden 
kann. # 
In Deutsch-Ostafrika wird Mangrovenrinde 
in den daselbst außerordentlich umfangreichen 
Mangrovengebieten gewonnen und dann zu uns 
eingeführt, wie aus der bereits mitgeteilten Ein- 
fuhrstatistik hervorgeht. Die Gewinnung kann 
sicherlich noch bedeutend erhöht werden. Die 
dortige Forstverwaltung hat sich übrigens der 
Mangrovenrindenfrage angenommen. Nach der 
dem Reichstage vorgelegten Denkschrift über die 
Entwicklung der deutschen Schutzgebiete im Be- 
richtsjahre 1905/06 hat man in Ostafrika bereits 
damit begonnen, abgeholzte Flächen und andere 
Flächen mit Mangroven neu zu bepflanzen; diese 
Bestände haben sich sehr befriedigend entwickelt. 
Es darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß die 
meisten Arten der Mangrove auch ein geschätztes 
Holz liefern, so daß also der Mangrovenanbau 
auch nach dieser Richtung hin beachtenswert ist. 
Es sind ferner Bestrebungen im Gange, die 
Mangrovengebiete in unseren Schutzgebieten in 
der Weise auszunutzen, daß an Ort und Stelle 
Extraktfabriken angelegt werden, die die Rinden 
auslaugen und flüssige und feste Auszüge her- 
stellen. Der Transport der Auszüge ist einfacher 
und billiger als der der Rinde selbst, voraus- 
gesetzt, daß sie genügend eingedickt sind und einen 
höheren Gerbstoffgehalt haben als die Rinde. 
Man ist ferner bemüht gewesen, Verfahren aus- 
findig zu machen, durch die der Gerbstoff der 
Mangrovenrinde oder ihrer Auszüge eine Ent- 
färbung erfährt, damit dieser Gerbstoff dem Leder 
keine so ausgeprägt rote Farbe erteilt. Diese 
Bemühungen sind von Erfolg gewesen; es wird 
gegenwärtig ein Mangrovenauszug hergestellt, 
der sich in dieser Beziehung günstiger verhält. 
Um die Mangrovenrinde noch mehr als bisher 
in die Lederindustrie einzuführen, hatte die 
„Deutsche Kolonialgesellschaft" vor zwei Jahren
	        
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