510 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
Die Wappenteller sind meist in einer Farbe, in Blau, Grün oder
Violett, und dann immer in einer sehr flüchtigen Umrißmalerei dekoriert,
aber sie kommen auch mit buntem Dekor vor. So ist das Wappen bei einer
Schüssel im Museum für sächs. Volkskunde in Gelb, Ocker, Grün, Blau und
Dunkelviolett ausgeführt. Allenthalben sind auch hier die Umrisse leicht
eingeritzt. Ebenso bei den Tellern mit Städtebildern, die stets bunt, und zwar
hauptsächlich in Rot, Gelb, Grün und Braun dekoriert sind. Die Städte-
ansichten sind schablonenhafte Phantasiegebilde und erinnern in ihrer primi-
tiven Zeichnung unmittelbar an die Spielschachtel oder an den Schiefertafelstil
des Kindes. Der Rand ist bei den beiden Tellern der Art im Museum für
Volkskunde verschieden ausgestattet, bei dem einen mit einem Spruch bemalt,
Fig. 258.
bei dem andern in rechteckige gebuckelte Felder geteilt, die grün, gelb und rot
umrändert sind (s. Fig. 257). Die auf diesen Tellern vorkommenden Jahres-
zahlen (1742, 1754, 1757 u. a.) weisen sämtlich auf die Mitte des 18. Jahr-
hunderts zurück.
Die Sprache, in der alle diese „redenden“ Krüge, Schüsseln und Teller
zu uns sprechen, überrascht nicht durch tieferen Sinn oder besonderen Witz.
Sie ist schlicht und ungekünstelt, echt volkstümlich unbeholfen in der Form,
aber für jeden, der gern dem Klingen der Volksseele lauscht, von Reiz. Ernste
moralisierende Sprüche sind bei weitem häufiger als Scherzreime, indessen
jene sind durchweg von lebensfrohem, praktischem Sinn durchdrungen. Manche
sind dem Kenner der volkstümlichen Spruchpoesie wohlbekannt. So der Spruch:)
„Ein kleines Hauß und fröhlichen mut,
ein rein gewissen und mäßiges Gut,
ein frommes Weib und keinen borg,
wer das hat, der ist ohne sorg.“
*) Die nachfolgenden Sprüche sind sämtlich in der fehlerhaften Schreibweise wieder-
gegeben, in der sie sich auf den Gefäßen finden.