lassen. Es ist nicht anzunehmen, daß mehr als
250 waffenfähige Männer da sind, vermutlich sind
es weniger.
Ülber die Zahl der Frauen und Kinder wissen
wir gleichfalls nichts Genaues. Daß die Aufrührer
eine ganze Anzahl Gewehre haben, steht fest.
Es wird sich hauptsächlich um Winchesterbüchsen
handeln. Daneben sollen sie Revolver in ihrem
Besitz haben. Die Gewehre stammen wohl noch
aus alter Zeit. Anhaltspunkte dafür, daß die
Eingeborenen neuerdings in den Besitz von Ge-
wehren gelangt sind, fehlen. Es scheint nicht,
als ob- die Aufrührer viel Munition haben. Je-
denfalls sind sie im Verbrauch sehr sparsam. Auch
sind einmal Patronen gefunden worden, die mit
Hilfe von Bananenblättern fertig gemacht waren.
Auf der anderen Seite will allerdings der Halb-
spanier Villacon, der mehrere Tage gefangen
gehalten wurde, gesehen haben, daß der Einge-
borene Jomatau, der Führer der ganzen Be-
wegung, ganze Packen neuer Patronen verteilt
hat. Der weitere Verlauf wird zeigen, inwieweit
diese Beobachtungen zuverlässig waren. Anzeichen
dafür, daß in letzter Zeit Waffen= und Munitions=
schmuggel getrieben worden sei, fehlen sonst voll-
ständig.
Neben Winchesterbüchsen und Revolvern be-
sitzen die Jekoyleute einige Vogelflinten. Im
übrigen wird das lange Messer der Ponapeleute
ihre Waffe sein.
Die beste Unterstützung finden sie aber jeden-
falls in dem zu einer Verteidigung außerordentlich
gut geeigneten Gelände. Die Insel Jekoy ist ein
großes Felsenmassiv mit steil abfallenden Wänden.
Nur wenige, schwer gangbare Pfade führen auf
die Höhe, die voraussichtlich die letzte Verteidi-
gungsstellung sein wird. Ein mühsames Klettern
Mann hinter Mann ist notwendig, um hinaufzu-
kommen. Dannm giht; es zahlreiche Schlupfwinkel
und Höhlen, die alle ausgezeichnete Verstecke bieten
und Möglichkeiten, um aus dem Hinterhalt her-
aus dem Angreifer schwere Verluste beizubringen.
Die Pfade sollen leicht zu beherrschen sein und
durch herabrollende Steine ungangbar gemacht
werden können. Sie sind jetzt unten durch künstliche
Befestigungen, Steinwälle und Verhaue gesperrt.
Um die ganze Jusel herum zieht sich ein Riff,
das nur bei Hochwasser und auch dann an den
meisten Stellen nur für Kanus passierbar ist. Nur
wenige Einfahrten erlauben eine Annäherung im
Boot bis an die Insel. Diese Zufahrtsstraßen
sind von der Insel aus leicht durch Gewehrfeuer
zu bestreichen. .
Die Jekoyleute sind wie alle Ponapeleute als
recht kriegstüchtig anzusehen. Es fehlt ihnen nicht
an Mut. Weimn sie auch einen Angriff nicht ge-
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wagt haben, so muß man doch wohl, wenn es
zum Entscheidungskampf kommt, mit einem er-
bitterten Widerstand rechnen.
1
Nach den inzwischen eingegangenen, bereits
veröffentlichten telegraphischen Nachrichten (ogl.
Bericht II) ist es dem Landungskorps des Kreuzer-
geschwaders zusammen mit der Polizeitruppe ge-
lungen, die in dem Bericht beschriebene schwer
zugängliche Verteidigungsstellung der Aufständischen
ohne größere Verluste zu erstürmen und eine er-
hebliche Zahl von Jekoyleuten gefangen zu nehmen-
Ein Kampf mit den Bergstämmen des Sinisterre-
Gebirges.“")
Aus einem Bericht des Bezirksamtmanns Berg-
hausen in Friedrich-Wilhelmshafen.
Der Zug gegen die Bergbewohner an der
Raiküste wurde am 18. und 19. November wie-
derholt; die Expeditionstruppe war durch eine
von Rabaul gesandte Abteilung und die Ein-
stellung gedienter Soldaten von Siar, Ragetta
und Ruo auf rund 100 Mann verstärkt worden-
Von Beamten nahmen an der Expedition teil Re-
gierungsarzt Dr. Liesegang, Sekretär Brückner,
Polizeimeister Stüben und der Bezirksamtmann;
S. M. S. „Planet“ gab auf Ersuchen zwei Maschinen=
gewehre mit Bedienung und Bedeckungsmannschaft
unter dem Befehl des Oberleutnants zur Ser
Guelscher bei. Die Hin= und Zurückbringung
der Expeditionstruppe nach der Raiküste über-
nahm S. M. S. „Planet“.
Die zu bestrafenden Dorfbewohner entzogen
sich dem erwarteten Zusammenstoß durch die
Flucht. Die verlassenen Dörfer Kuarong, Mot
und zwei weitere an den Überfällen auf Küsten-
bewohner beteiligte Dörfer wurden niedergebrannt
zwei Eingeborene der genannten Dörfer von den
Soldaten auf der Flucht erschossen. Die Maschinen“
gewehre hatten Gelegenheit, ein entfernter gele
genes Dorf und eine Gruppe Eingeborener, die
auf einer Höhe erschienen, unter Feuer zu nehmen.
Der Verlust einer Anzahl der ihrigen bei
dem Gefecht am 30. Oklober, der bei dem er-
neuten Zuge erfolgte Tod zweier Eingeborener
und das Niederbrennen von vier der an den Mor =
zügen beteiligten Dörfer ist zunächst eine geuie
gende Bestrafung der Bergleute und wird t
aller Voraussicht nach von weiteren unternehmungen
gegen die Küstenleute abhalten. Die letztere
haben mit dem Wiederaufbau ihrer Dörfer un
mit ihrer Feldarbeit begonnen. Zur Durchführung
der Befriedung der Küste und zur Befestigung
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 2, S. 53 f.