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eines landwirtschaftlichen Beirats für Neuguinea,
wo die Plantagenwirtschaft neuerdings größere
Ausdehnung nimmt.
Die Kolonialverwaltung hofft, bei diesen Be-
strebungen und bei der Durchführung dieses um-
fangreichen landwirtschaftlichen Programms auch
ferner auf die Unterstützung der Deutschen Land-
wirtschaftsgesellschaft, des Landwirtschaftsrats und
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, welche uns
in jeder Beziehung in dankenswertester Weise
Hilfe geliehen haben. In ähnlicher Weise wie
auf landwirtschaftlichem Gebiet erhoffe ich För-
derung und Anregung in bezug auf die übrigen
wirtschaftlichen Gebiete von der neuerdings ins
Leben gerufenen Wirtschaftlichen Kommission.
Ich habe schon vorhin angedeutet, wie das
entwickelte landwirtschaftliche Programm ganz
besonders auch der Eingebornenarbeit und den
Eingebornenkulturen zugute kommen soll. Wir
können meines Erachtenus die große Mission, die
wir mit Aufrichtung der deutschen Herrschaft in
unseren Kolonien den unserer Obhut anvertrauten
Eingebornen gegenüber übernommen haben,
neben der Christianisierung und neben der Für-
sorge für ihre Gesundheit nicht besser erfüllen,
als wenn wir den Eingebornen die Arbeit lieb
und lohnend machen, und indem wir auch die-
jenigen Eingebornenstämme, welche zur Zeit an
eine regelmäßige Arbeit noch nicht gewöhnt sind,
hierzu erziehen.
Um uns mit den Eingebornen friedlich aus-
einanderzusetzen, ist es von ganz besonderer
Wichtigkeit, daß wir sie richtig behandeln. Ich
glaube, mit dem Hohen Hause eins zu sein, wenn
ich getreu den Grundsätzen, welche in der Kolonial-
zentralverwaltung von jeher maßgebend gewesen
sind, und denen mein Vorgänger in ganz be-
sonders prägnanter und beredter Weise Ausdruck
verliehen hat, erkläre, daß ich tief durchdrungen
davon bin, daß wir die Eingebornen menschlich
und gerecht behandeln müssen, nicht nur, weil
wir dieses unschätzbaren Menschenmaterials zur
Nutzbarmachung unserer Kolonien, für unseren
Handel, unsere Industrie und unsere Landwirt-
schaft bedürfen, sondern auch von dem höheren
und idealeren ethischen Gesichtspunkt aus, daß
dies die Würde einer kulturell so hochstehenden
Nation wie der deutschen unbedingt verlangt.
Damit ist noch nicht gesagt, daß wir nun in allem
und jedem den Eingebornen nachgeben müssen.
Angesichts der von unseren Begriffen und von
unseren Charakterveranlagungen so ganz ver-
schiedenen Art der Eingebornen dürfen wir nicht
vergessen, daß übergroße Milde und Weichheit
am falschen Platze sehr leicht von ihnen als
Schwäche angesehen wird. «
Ich habe daher bei der Behandlung der
Eingebornen von jeher den Grundsatz verfolgt:
gerecht und wohlwollend, aber fest. Ich hab
bei einer mehr als zwölfjährigen praktischen Tätig
keit im deutschen und britischen Afrika gefunden
daß dieser Grundsatz richtig ist, und ich werde
mich auch in Zukunft von demselben leiten lassen.
Die deutsche Herrschaft wird den Eingebornen
nur Segen bringen, wenn gegenüber den früheren
ewigen Räubereien und Kriegen Ruhe und
Ordnung herrscht. Deswegen muß wirklichen
Unbotmäßigkeiten auch aufs energischste entgegen-
getreten werden. Anderseits sollen es sich aber
auch die Weißen, Beamte und Offiziere sowohl
wie Siedler, gesagt sein lassen, daß Ausschreitungen
und Grausamkeiten gegen Eingeborne mit der
ganzen Schärfe des Gesetzes werden geahndet
werden. 6
Um Mißverständnisse zwischen Weißen und
Eingebornen zu beseitigen oder wenigstens zu
verringern, soll die schon jetzt in Ostafrika und
in Kamerun bestehende Einrichtung der Eind
gebornenkommissare und Arbeiterkommissare weite
ausgedehnt werden. Sie finden dafür namentlich
in dem Etat von Deutsch-Südwestafrika Mittel
angefordert. Ich will bemerken, daß es uns
bereits im telegraphischen Verkehr mit dem
Gouvernement gelungen ist, für Deutsch-Südwest-
afrika für diese Posten zwei besonders geeignete
Eingebornenkommissare im Falle der Bewilligung
dieser Position zu gewinnen.
Nach wie vor wird es die Sorge der Kolonial-
verwaltung sein, den Gesundheitszustand der Ein-
gebornen zu heben. Auch in dem vorliegenden
Etat finden Sie nicht unerhebliche Summen für
die ärztliche Fürsorge, für Bau von Eingebornen-
lazaretten und für die Bekämpfung der Volks-
seuchen, vor allen Dingen der Schlafkrankheit.
Der nicht unbedeutende ärztliche Apparat, welcher
in Deutsch-Ostafrika aus 43, in Südwest aus 22,
in Kamerun aus 27 vollbesoldeten Arzten besteht,
kommt den Eingebornen fast durchweg voll und
ganz zugute. In Deutsch-Ostafrika sind im
letzten Jahre nicht weniger als 27.000 Ein-
geborne poliklinisch behandelt worden. Wir haben
in Deutsch-Ostafrika 29, in Kamerun 17 Ein-
gebornenlazarette, die mit Polikliniken verbunden
sind, und die sich des immer mehr zunehmenden
Zuspruchs der Eingebornen erfreuen. Dabei sind
iun Deutsch-Ostafrika noch in einem Jahre nicht
weniger als 900 000 Eingeborne gegen Pocken
geimpft worden. Für die Schlafkrankheit sind
sowohl in den Etat von Kamerun und Togo
wie Deutsch-Ostafrikas erhebliche Summen ein-
gestellt worden. Für Deutsch-Ostafrika haben wir
in den letzten vier Jahren über 1 Million Mark
für die Bekämpfung dieser schrecklichen Volksseuchen