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in der Herde gingen, ohne daß ihnen eine be-
sondere Wartung zuteil wurde. Nicht einmal
ein Windschutz im Kraal für die Nacht, um Er-
kältungen zu vermeiden, war bei den meisten
Buren vorhanden, so daß den Tieren die Akkli-
matisation noch erschwert wurde. Die bei dem
ersten größeren Versuche, Wollschafe hier einzu-
führen, eingetretenen Verluste sind daher nicht zu
verwundern; sie werden auch bei weiteren Ver-
suchen dieser Art bei einer noch so wenig vor-
bereiteten Weide trotz der bereits vorliegenden
Erfahrungen nicht ganz zu vermeiden sein. In
Wirklichkeit ist die Verlustziffer in Geldwert nicht
als hoch anzusprechen.
Wenn man hier etwa die bisherigen Leistungen
weißer Farmer mit den Viehbeständen der Masai,
Somali oder auch einiger Dschagga-Häuptlinge
in Vergleich setzen wollte, so würde das Ergeb-
nis durchaus nicht zugunsten der Weißen aus-
fallen. Auch die wenigen von privater Seite
gemachten Aufwendungen für Verbesserung infolge
Zuführung europäischen Blutes kann an dieser
Tatsache kaum etwas ändern.
Es bleibt bedauerlich, daß von staatlicher wie
auch privater Seite für die Förderung der hie-
sigen Rindviehzucht durch Einführung deutscher
Rassen noch nicht mehr geschehen ist. Aus
Billigkeits= und Zweckmäßigkeitsgründen werden
besonders Private ihren Bedarf an Zuchtvieh aus
Britisch-Ostafrika zu decken bemüht sein, wodurch
die englischen Rassen, wie Shorthorn, Ayrschire,
Hereford usw. auch für unsere Zuchtrichtung von
bestimmenden Einfluß werden.
In neuerer Zeit sind von dem Besiedelungs-
komitee der deutschen Kolonialgesellschaft zwei
junge Franken (Scheinefelder) Bullen eingeführt
worden, von denen leider der beste eingegangen ist.
Die hiesigen Frankenkreuzungen scheinen
übrigens in Form und Schwere bei weitem hinter
jenen schwererer Schläge, wie z. B. mit Fries-
ländern und Shorthorn, zurück zu bleiben. Ahn-
liche Erfahrungen wird man vielleicht auch mit
dem so oft und auch nicht mit Unrecht em-
pfohlenen rotfarbigen, mittelhochdeutschen Gebirgs-
vieh machen, dem die von Herrn Illich in Kwai
aus Allesbach bei Weiden eingeführten Franken
sehr nahe stehen. Die jeweils gegebenen Ver-
hältnisse in bezug auf Klima und Qualität der
Weide werden auch hier neben der Nutzungs-
richtung den bestimmenden Faktor bei der Rasse-
wahl abzugeben haben. Eine eingehende Er-
örterung dieser Fragen muß einer späteren
speziellen Berichterstattung vorbehalten bleiben.
Es soll aber schon jetzt darauf hingewiesen
werden, daß die Regierung bei der Hebung der
Landestierzucht ein großes Interesse daran hat
und haben muß, die einzuschlagende Zucht-
richtung von vornherein in zweckmäßige Bahnen
zu lenken.
Der ganze Bezirk Aruscha und noch mehr
Iraku mit einer dichten Eingeborenenbevölkerung
zeigen für Viehzucht günstige Vorbedingungen
und besitzen einen nicht nur zahlreichen, sondern
auch qualitativ recht befriedigenden Viehbestand.
Die höhere Lage, sowie der größtenteils aus-
gesprochene Steppencharakter der genannten Ge-
biete verbieten die Kultur von Plantagen-
gewächsen wie Baumwolle und Gummi, während
in den fruchtbaren Waldpartien um Aruscha der
Anbau von Kaffee und in den trockeneren Ge-
bieten ein gemischter Betrieb, bei dem die Vieh-
zucht mehr oder weniger überwiegt, am Platze
ist. Für den Anbau europäischer Nutzpflanzen
sind die Aussichten um Aruscha mit seinem milden
und humosen Lehmboden mit Bewässerungs-
möglichkeit besonders günstig. Selbst die Buren
würden schon jetzt an Weizen, Mais, Kartoffeln
usw. weit mehr produziert haben, wenu sie einen
geeigneten und sicheren Absatz für diese Produkte
gefunden hätten. So bietet es z. B. in Aruscha
heute schon Schwierigkeiten, das von nur wenigen,
in der Nähe sitzenden, tüchtigeren Buren pro-
duzierte Weizenmehl an den Mann zu bringen.
Wenn es auch einen rostsicheren Weizen noch
nicht gibt und in absehbarer Zeit auch noch nicht
geben wird, so ist es doch nur eine Frage ge-
eigneter Sortenauswahl und zielbewußter Züch-
tung, die Widerstandsfähigkeit gegen Rost derart
zu heben, daß auch in Jahren, die der Rost-
entwicklung und -Verbreitung günstig sind, auf
eine mittlere Ernte wird gerechnet werden können.
Eines Schädlings, einer Cocinellide, ist
hierbei Erwähnung zu tun, der infolge seines
massenhaften Auftretens eine ernste Gefahr für
alle Getreidearten abgibt, und dessen jetziges
Verbreitungsgebiet besonders am Südwest-Kili-
mandjaro und am Mern liegt. Der Käfer hat
mit dem zunehmenden Maisbau in den letzten
Jahren eine bedeutende Vermehrung erfahren.
Er frißt das grüne Blattgewebe, so daß die
trockenen, weiß aussehenden Gerippe übrig bleiben.
Werden die Pflanzen in jugendlichem Stadium
befallen, so kann unter Umständen die Ernte als.
vollkommen vernichtet gelten. Als direktes Be-
kämpfungsmittel dürfte wohl ein Vergiften mit
Arsensalzen in Frage kommen, während ander-
seits auch die periodischen Flugzeiten für die
Auswahl der Pflanzzeiten entsprechende Berück-
sichtigung erfahren müssen.
Ungefähr 2 Stunden von Aruscha an der
großen Fahrstraße nach Moschi am Doruma
zwischen den Pflanzungen Michalakis und Joubert
liegt noch ein Stück unvergebenes Land, wo für
Weidezwecke ein ausreichendes Areal zur Ver-