Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

W 431 20 
sicht vermieden worden, die der direkte Anschluß 
des etwa 60 m höher gelegenen Ortes Atakpame 
erfordert hätte, abgesehen von dem Umstande, 
daß im Falle der Weiterführung der Bahn über 
Atakpame hinaus die gegebene Lage des Bahn- 
hofes die jetzt in der Ebene angenommen ist. 
Die Bahnstrecke erhält neben Lome und 
Atakpame 6 Wasserstationen. Bezüglich ihrer 
Verteilung hat man sich nach Möglichkeit an die 
größeren Wasserläufe gehalten, weil man sich hier 
sichereren Erfolg und größere Wasserergiebigkeit 
versprach. Zur Wassererschließung waren Tief- 
bohrungen von verschiedentlich erheblicher Tiefe 
notwendig. Wo sie erfolglos blieben, wurden 
Flachbrunnen angelegt, um nach Möglichleit das 
betriebserschwerende Mitführen von besonderen 
Wasserwagen in den Zügen auf das aller- 
notwendigste Maß einzuschränken. 
Um die Vorteile der Bahnanlagen dem Lande 
und deren Bewohner möglichst früh zugänglich 
zu machen, wurden die einzelnen Teilstrecken 
nach deren betriebsfähiger Fertigstellung dem 
vorläufigen öffentlichen Betriebe übergeben. Dem 
Verkehrsbedürfnis entsprechend verkehrt zunächst 
dreimol wöchentlich in jeder Richtung ein Zug. 
Den Frachtsätzen für den Güter= und Personen- 
verkehr wurden die Bestimmungen der bestehenden 
Verkehrsanlagen zugrunde gelegt. Der regel- 
mäßige Betrieb wurde auf der Strecke Lome — 
Tsewis (Kilometer 34,2) am 1. Dezember 1909, 
Lome—Game (Kilometer 73,2) am 27. April 
1910, Lome — Nuatjä (Kilometer 96,5) am 
11. Juli 1910 eingerichtet. Die endygültige 
Inbetriebnahme der gesamten Strecke und ihre 
Übergabe an die Deutsche Kolonial-Eisenbahn- 
Bau- und Betriebs-Gesellschaft, die Pächterin der 
gesamten Einsenbahnverkehrsanlagen in Togo ist, 
erfolgte am 1. April 1911. 
Für die Betriebsführung wurden an Fahr- 
zeugen beschafft: 6 Lokomotiven, 3 Personen- 
wagen 1. und 2. Klasse, 5 Personenwagen 
3. Klasse, ferner 50 gedeckte und 30 offene 
Güterwagen. 
zum einsturz der Landungsbrüche in Lome. 
Aus Lome ist, wie bereits durch die Tages- 
presse gemeldet, die telegraphische Nachricht ein- 
getroffen, daß die dortige Landungsbrücke in 
der Nacht vom 16. zum 17. Mai durch unge- 
wöhnlich schwere See zum großen Teil zerstört 
worden sei. Es sollen der alte Brückenkopf mit 
den auf ihm stehenden 3 Kränen, sowie die nach 
Land zu anschließenden Brückenöffnungen, im 
ganzen der Brückenteil vom Joch 13 bis ein- 
schließlich Joch 7, eingestürzt sein. Der neue Teil 
  
des Brückenkopfes (Joch 14 bis 17) und der 
landseitige Teil von Joch 1 bis Joch 6 ist nach 
der Meldung scheinbar unversehrt geblieben. Der 
Zusammenbruch der Joche 13 bis 9 erfolgte um 
3 Uhr morgens; um 6 Uhr stürzten noch die 
Joche 8 und 7 nach. 
Die Brücke ist in der Zeit von Ende 1901 
bis Anfang 1904 erbaut worden. Sie sollte den 
Landungsverkehr erleichtern, der sich bis dahin in 
der Weise abspielte, daß Boote die Güter und 
Personen zwischen den auf der Reede liegenden 
Seeschiffen und dem Strande beförderten. Die 
Boote mußten dabei die Brandung passieren, 
die, weil die Küste des Schutzgebiets gänzlich un- 
geschützt liegt und aus dem Atlantischen Ozean 
fast immer eine kräftige Dünung anrollt, recht 
bedeutend ist. Das machte das Landungsgeschäft 
beschwerlich und verlustreich. Durchnässungen der 
Güter durch überspritzende Wellen beim Auflaufen 
der Boote auf den Strand waren an der Tages- 
ordnung. Bei schlechterem Wetter kam es häufig 
vor, daß die Boote — die überdies nur mäßige 
Abmessungen haben durften, weil sie andernfalls 
in der Brandung nicht hätten bedient werden 
können — beim Durchfahren der Brecher um- 
schlugen und die Ladung infolgedessen gänzlich 
verloren ging. Auch Verluste an Menschenleben 
waren bei solchen Unfällen zuweilen zu beklagen. 
Diesen Übelständen war durch den Bau der 
Brücke, deren Kopf sich bis über die Brandung 
hinaus in die See erstreckte, abgeholfen worden. 
Die Boote hatten jetzt nur noch den Weg zwischen 
Schiff und Brückenkopf zurückzulegen, konnten 
also außerhalb der Brandung bleiben, wo sie der 
Gefahr des Umschlagens viel weniger ausgesetzt 
sind, zumal nunmehr auch Boote von größeren 
Abmessungen verwendet werden durften. 
Die Brücke besteht aus einem schmäleren, 
250 m langen Teil, der Zufahrtsbrücke, auf der 
zwei Eisenbahngleise liegen, und einem 10 m 
breiten und rund 50 m langen, am seeseitigen 
Ende sich vorstreckenden Teil, dem Brückenkopf, 
der für die Abwicklung des Verkehrs bestimmt ist. 
Auf dem Brückenkopf standen anfangs zwei 
Dampfkräne. Schon bald nach der Eröffnung 
der Küstenbahn Lome — Anecho, die es ermög- 
lichte, die Reede in Anecho zu sperren und den 
gesamten Seeverkehr des Schutzgebietes über die 
Brücke zu leiten, nahm der Betrieb auf der 
Brücke einen solchen Umfang an, daß diese beiden 
Kräne nicht mehr ausreichten und — es war im 
Jahre 1906 — zur Aufstellung eines dritten 
geschritten werden mußte. Dem infolge der 
Inbetriebnahme der Inlandbahn weiter ange- 
wachsenen Verkehr konnte aber auch damit nicht 
genügt werden. Es wurde deshalb notwendig, 
eine Verlängerung der Brücke vorzunehmen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.