Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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1909 dagegen nur 6 Millionen Rupies bei einem 
Gesamtkapital von 230 Millionen Rupies. In 
den Jahren 1910 und 1911 haben sich die Er- 
träge noch weiter verschlechtert. Zurzeit stehen 
in der Stadt Bombay allein über zwanzig Fabriken 
still, und die Mehrzahl der in der Baumwoll- 
industrie tätigen Gesellschaften hat für das letzte 
Halbjahr keine Dividende verteilen können. 
Unter diesen Umständen kann es nicht wunder- 
nehmen, daß die Bewegung auf Abschaffung 
der „nexeise duty“ von neuem aufgenommen 
wird. Die „excise duty“ beträgt 3½ vom Wert 
der in den indischen mechanischen Webereien her- 
gestellten Baumwollstoffe und dient als Ausgleich 
für den ebenso hohen Einfuhrzoll auf die ent- 
sprechenden englischen und ausländischen Fabrikate. 
Sie bringt augenblicklich etwa 4 Millionen Rupies 
im Jahre ein, mehr als die indische Baumwoll- 
spinnerei und Weberei bei den jetzigen schlechten 
Zeiten überhaupt verdient. Die Aufhebung der 
exeise duty wurde daher kürzlich im gesetzgebenden 
Rate des Vizekönigs in Kalkutta zur Sprache ge- 
bracht. Mr. Clark, der neuernannte Sekretär des 
indischen Handelsamtes, konnte aber den Antrag- 
stellern nicht die geringste Hoffnung auf Erfüllung 
ihrer Wünsche machen. 
Alles hängt nunmehr von den Ergebnissen 
des nächsten Monsuns und dem Ausfall 
der diesjährigen Weltbaumwollernte ab. 
Gibt es 1911 einen guten Monsfun, sowie eine 
reichliche Baumwollernte, sowohl in Indien wie 
in Amerika, so würde der indischen Industrie der 
Rohstoff verbilligt sowie der Absatz erleichtert 
werden, so daß sie über die gegenwärtige Krisis 
hinwegkommen könnte. Wenn aber infolge einer 
schlechten Welternte der Preis der Baumwolle so 
hoch wie heute bleibt oder gar noch weiter steigt, 
und wenn zugleich der nächste Monsun spärlich 
Regen bringt und dadurch die Kaufkraft des 
indischen Abnehmers schwächt, so würde die Lage 
der indischen Baumwollindustrie sehr ernst werden 
und der Zusammenbruch einer Anzahl von Baum- 
wollfabriken kaum vermieden werden können. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Bombay.) 
Dle afghanische Baumwollindustrie. 
Der gegenwärtige Emir von Aighanistan inter- 
essiert sich sehr für die kommerzielle Entwicklung 
seines Landes. Die von ihm geförderte Baum- 
wollindustrie in Kandahar soll, wie jetzt bekannt 
wird, sowohl bezüglich der Qualität wie auch be- 
züglich des Preises, zu dem sie in Handel ge- 
bracht werden kann, die gehegten Erwartungen 
übertroffen haben. 
  
Afghanische Baumwolle beginnt nunmehr in 
den indischen Markt einzudringen und wird bereits 
in Chanam, einem Handelsplatz an der Grenze 
zwischen Afghanistan und Balutschistan, zu einem 
Preis angeboten, zu dem indische Baumwolle 
nicht mehr konkurrenzfähig sein soll. 
Die indischen Baumwollinteressenten zeigen 
sich der indischen Presse zufolge über den neuen 
Mitbewerber keineswegs erfreut. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Kalkutta.) 
Stand der Baumwollsaaten in Agypten im Hpril 1911. 
In Unterägypten hat das schlechte Wetter 
während des Februar und März die Bestellungen 
für die neue Ernte verzögert. Infolgedessen war 
auch das Säen 10 bis 15 Tage verzögert worden. 
Nichtsdestoweniger sind die Bestellungen jetzt 
beendigt außer in gewissen Gegenden nördlich 
von Behera, in Gharbieh und Dakahlieh. Die 
Pflanzen haben gute Fortschritte gemacht, sehen 
gut ans und die teilweise Verzögerung in der 
Bestellung ist wieder eingeholt worden. Einige 
Frühsaaten und einige Saaten auf niedrig ge- 
legenen Ländereien mußten erneuert werden, im 
allgemeinen aber ist die Wiederbestellung von ge- 
ringer Bedeutung gewesen. Die Baumwollanbau= 
fläche scheint der des Vorjahres gleich zu sein. 
Die Sorte Mit Afisi ist weniger vertreten als 
vergangenes Jahr und ist durch die Qnalitäten 
Sakellaridis, Joannovich und Nubari ersetzt worden. 
Die Sorte Abassi ist sehr wenig vertreten. Aus 
verschiedenen Gegenden waren Klagen über Wasser- 
mangel laut geworden, jetzt ist aber Wasser reichlich 
vorhanden. Der Baumwollwurm hat sich bis 
jetzt nicht gezeigt. Die Regierung hat die Absicht, 
diesen Sommer wieder ernste Maßregeln gegen 
ihn zu ergreifen. 
In Oberägypten und Fayoum nahm das 
Säen den gewöhnlichen Verlauf. Die Pflanzen 
sind in sehr gutem Zustande. Die Anbaufläche 
ist größer als im Vorjahre. Die Sorte Ashmouni 
überwiegt wie gewöhnlich. Wasser ist reichlich 
vorhanden. 
(Bericht der Alexandrin (iencral Produco Asscciation 
vom 3. Mai 1911.) 
Baumwollanbau im Staate Sergipe. 
In dem im Norden von Bahia gelegenen 
Staate Sergipe folgt nach dem wichtigsten Pro- 
dukt, dem Zucker, an zweiter Stelle die Baum- 
wolle. 
Sergipe ist mit einem Flächeninhalt von 
39 090 akm der kleinste Bundesstaat der Ver-
	        
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