Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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licher Ausdehnung. Infolge der Haltung der 
Bevölkerung hatte ich bei Beschaffung der Ver- 
bflegung Schwierigkeiten. Besser wurde dies an 
den beiden nächsten Tagen, an denen ich in 
Nurama und Munanira lagerte. Hier war 
die Bevölkerung wenigstens einigermaßen ver- 
nünftig. Dagegen zeigte sie in den Gebieten 
zwischen Ruvuvn und der Mission Mugera wieder 
eine starke Abneigung. Es kommt eben ganz auf 
den betreffenden Mtuale und darauf an, welchen 
Einfluß er auf seine Leute hat. 
Die Landschaft Murama und die sddlich 
daran anschließende und zum Teil noch über das 
Ruvuvuknie hinansreichende Landschaft Kihinga 
unterstehen dem bereits mehrfach genannten Mtuale 
Seruschanga, auch Ntarugera genannt, dem 
ältesten der noch lebenden Söhne des verstorbenen 
Sultans Kisabo, Bruder des jetzigen noch un- 
mündigen Sultans Mutaga, dessen Stelle er in 
allen Angelegenheiten vertritt. Seruschanga, der 
— bbenso wie seine bereits erwachsenen Söhne 
und ein großer Teil seiner Leute — schon mehrfach 
auf der Residentur in Usumbura war, sind natur- 
gemäß mit der deutschen Verwaltung schon ver- 
trauter. % 
Auch in Munanira beim Mtuale Kabondo 
(ebenfalls ein Bruder des Sultans Mutaga) war 
die Bevölkerung weniger scheu. Allerdings ist 
von einem vollen Zutrauen auch in diesen Land- 
schaften nicht die Rede. Einigermaßen zufrieden- 
stellend ist das Verhältnis nur in der nächsten 
Nähe des Sitzes des betreffenden Mtuale. 
Am 6. Dezember überschritt ich zunächst den 
Ruvuvu und dann seinen größten rechten Neben- 
fluß, den Muwarasi, bei Mumurongwe 
(Mrongwe). Beide Flüsse waren zurzeit etwa 
brusttief, 20 bis 30 m breit und hatten mittlere 
Strömung. Sie fließen in vielen Windungen, 
haben steile Ufer und überschwemmen in der 
Hauptregenzeit ihre etwa 100 bis 150 m breiten 
Täler. Sie dürften ohne Boote dann kaum 
passierbar sein. Große Strecken der Täler sind 
sumpfig und mit Papyrus bestanden. 
Nach dem Überschreiten des Muwarasi folgte 
ich zunächst diesem Fluß und dann wieder dem 
Ruvuvu auf seinem rechten Ufer. Der Weg führt 
jedoch nicht im Tal am Flusse entlang, sondern 
duer über die recht zahlreichen Ausläufer der 
Mugeraberge hinweg, die meist durch tief ein- 
geschnittene Täler oder Schluchten getrennt werden. 
Dieser Umstand erschwert natürlich das Vorwärts- 
kommen sehr, namentlich, wenn infolge des Regens 
der Boden recht schlüpfrig geworden ist. 
Das Mugeragebirge fällt in seinen oberen 
Partien steil ab, besteht fast überall aus nacktem 
Fels und ist beinahe gänzlich vegetationslos. 
Dagegen sind die zum Ruvuvu sich erstreckenden 
  
  
Höhenrücken, mit Ausnahme in ihren oberen 
Teilen, meist flach geböscht und mit einer ziemlich 
tiefen Erdschicht bedeckt. Der Boden scheint, 
namentlich in den zahlreichen Quertälern, recht 
fruchtbar. Der Anbau ist jedoch nicht stärker wie 
sonst im Lande, jedoch wird hier auch Muhogo 
angepflanzt. Einige Urwaldreste in steilen 
Schluchten und in der Nähe des Ruvuvu zeugen 
von entschwundener Pracht. 
Die Bevölkerung ist ziemlich zahlreich, ihre 
politische Organisation aber recht unordentlich 
und mangelhast. Alle paar hundert Schritte 
überschreitet man die Grenze einer anderen Land- 
schaft, deren Oberhaupt sich stolz „Mtuale“ neunt, 
in Wirklichkeit aber ein armseliger Tropf ist, der 
höchstens den Rang eines Chaliho oder nur 
eines Mtungwa beanspruchen kann. Ein 
richtiger Mtuale sitzt in der ganzen Gegend der 
Mugeraberge zwischen Ruvuvu und Luwironsa 
nicht. 
Am 8. Dezember erreichte ich die Mission 
Mugera, in deren Nähe ich Lager bezog. 
In der Nähe von Kinsserere sowie am 
Zusammenfluß des Ruvuvu mit dem Luwironsa 
liegen je zwei Urwaldparzellen, die einen ziemlich 
guten Bestand recht schöner und brauchbarer 
Bäume enthalten. Letztere sind mir unter dem 
Namen Milangalanga bekannt. Das Holz dieses 
Baumes besitzt ziemliche Härte und soll ameisen- 
und wurmsicher sein. Der Baum kommt, wenn 
auch nicht in so mächtigen Exemplaren wie in 
den vorgenannten Urwaldparzellen, in Unyamwesi 
vor; auch in Uha habe ich ihn gesehen. 
Den Tag nach meiner Ankunft in Mugera 
benutzte ich zu einer Erkundung der näheren 
Umgebung, um nach einem für die Verlegung 
des Sitzes der Residentur nach Inner-Urundi 
geeigneten Platze zu suchen. Schon an den vorher- 
gehenden Tagen hatte ich, wie bereits erwähnt, 
mein Augenmerk hierauf gerichtet, jedoch keinen 
Punkt ausfindig machen können, der allen An- 
forderungen genügt hätte. Hier bei Mugera- 
hingegen glaube ich in dem Dreieck zwischen 
dem Ruvuvu und dem Luwironsa den Punkt ge- 
funden zu haben, der die Vorzüge besitzt, wie 
man sie sich für die Anlage einer festen Station 
nicht besser wünschen kann. 
Am 10. Dezember brach ich von Mugera 
nach Ikiganda, dem damaligen Wohnsitze des 
Sultans Mutaga, auf. Die derzeitige „Residenz“ 
erreichte ich am 12. Dezember in den ersten 
Morgenstunden. Der Empfang war nicht gerade 
berückend. Eine Anzahl gaffender Watussi und 
Wahutu, brüllendes Vieh, aber sonst kein Mensch. 
Ich stand schließlich vor einem umfangreichen 
aal, aus dem zwei größere Hütten neben 
anderen kleinen hervorragten, und erkundigte mich
	        
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