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Baumwollanbau und Baumwollelnfuhr
in Rußland 1910.
Der russische Baumwollpflanzer, der begünstigt
ist durch den hohen Einfuhrzoll auf ausländische
Rohbaumwolle, befindet sich in entsprechend gün-
stiger Lage; denn die hohen Verkaufspreise, die
genau nach den Weltmarktpreisen reguliert werden,
geben ihm einen Gewinn von fast 4 Rbl. für
das Pud Rohbaumwolle und veranlassen zur Ver-
größerung des Areals unter Baumwolle. Im
letzten Jahre können diese Vergrößerungen vor-
sichtig auf 10 bis 15 v. H. geschätzt werden. Die
Ernteergebnisse sind freilich nicht entsprechend
besser gewesen; zum Teil liegt dies an Witterungs-
verhältnissen, zum Teil aber an der ungenügenden
Kultur des Bodens und der Pflanze.
Die Angaben über den Errnteertrag gehen,
wie immer, weit auseinander. Nach vorsichtiger
Schätzung dürfte sich die Versorgung Rußlands
Zentralrussischer Industrie-
bezirk (Moskau, Iwanowo=
Wosnesenst)
Spindelzahl. 5 00
Baumwollbedaar 1 000 000
Davon liefern schätzungsweise:
i ...... 295000
Ägypten,Jndicn. 45000
Rußland und Persien 660 000
Der Zentralrussische Industriebezirk dürfte etwa
drei Viertel der einheimischen Ernte aufnehmen.
Es ergibt sich also die folgende Verteilung der
Zentralrussischer Bezirk
Ballen von
660 0o0 -etwa 74 v. H.
Russische und Polnische
. .340000-etwa45v.H.
Ausländische.
Im Vergleiche zu den Vorjahren ist Rußlands
Baumwollproduktion zwar etwas größer geworden:
1910/11: 824 000 Ballen à 500 lbs engl. (Schätzung)
1909/10: 708 210 500 "D
1908/09: 620 280 - 500 - -
jedoch steht die Vermehrung weder im Einklang
mit dem bedeutend vergrößerten Areal (in Zentral-
asien angeblich sogar 1910: 379 000 Dessätinen
gegen 1909: 273 000 Dessätinen)“) noch mit den
zur Hebung der einheimischen Baumwollgeschäfte
angewandten sonstigen Mitteln. Von diesen ver-
dient an erster Stelle Erwähnung die starke Unter-
stützung, die Pflanzer und Händler in von Jahr
zu Jahr wachsendem Maße von den russischen
Banken erfahren, die ihr Filialennetz in Russisch-
Ug. „D. Kol. Bl.“ 1911, S. 368.
mit einheimischer Baumwolle im Jahre
1910 folgendermaßen gestellt haben:
1910/11 1909/10 1008/09
Ballen à 500 lbs engl. netto
Fergana etwa 480 000 455 040 332280
Taschkent ... 38 000 28 800 25 200
Samarkand : 37000 28 800 21 600
uchara - 70 000 72000 72000
erw. - 82 28 800 28000
Chiwa - 47000 48 200 32 400
Aschabad - 30 000 25200 21 600
Kaulasus D0 000 86 400 86 400
Dazu kommt noch:
Import persischer
Baumwolle 72 000 62000 62 000
Zusammen 896 000 830 240 632 280.
Für die allgemeine Versorgung Rußlands mit
Baumwolle ergeben sich 1910 folgende ungefähre
Ziffern:
Baltischer und Polnischer
Industriebezirk (Peters- Zusammen
burg. Narwa, Lodz)
3250 000 8250 000
Ballen à 500 lbs engl.
650 000 1 650 000
389 000 684 000
75 000 120 000
236 000 896 000.
einheimischen und der eingeführten Baumwolle
auf die Industriezentren und für ganz Rußland:
Baltisch-Polnischer Bezirk Ganz Rußland
500 lbs engl. netto
236 000 = ctwa 26 v. H. 896 000 = etwa 54 v. H.
414 000 = etwa 55 v. H. 754 000 = etwa 46 v. H.
Zusammen 1 650 000.
Zentralasien in den letzten Jahren bedeutend
verstärkt haben und große Kapitalien in Vor-
schüssen auf Aussaaten und Rohbaumwolle in-
vestieren.
Die Erschließung neuer, zur Baumwoll=
anpflanzung geeigneter Ländereien macht sehr
langsame, aber anscheinend sichere Fortschritte.
Die Lösung der wichtigen Fragen: Bewässerung,
Ansiedlung guter und billiger Arbeitskräfte, An-
schluß an bestehende Verkehrswege durch Bahn-
bauten usw. wird jedoch wohl noch längere Zeit
in Anspruch nehmen.
Fortschritte haben die von der Regierung
unternommenen Bewässerungsarbeiten in der
Murgan-Steppe (Gouvernement Baku) und in der
„Hungersteppe“ (Gebiet Samarkand) aufzuweisen.
Dagegen ist die von der Regierung erhoffte pri-