Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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die Tanubildung, die besonders in den höheren Lagen 
einen wesentlichen Einfluß auf das Gedeihen der 
Palmen ausübt. Auch die Grundwasserverhältnisse 
spielen stellenweise eine wesentliche Rolle. 
Eine andere Frage vom allgemeinen Interesse ist 
auch die Sortenauswahl. Tatsache ist, daß die 
OClpalme in verschiedenen Rassen und Spielarten vor- 
kommt. Die eine Sorte der Tlpalmen bringt Früchte 
mit dicken Steinschalen, wenig Fruchtfleisch und kleinen 
Kernen, die andere Früchte mit mächtigerem Frucht- 
fleisch, sehr dünnen Schalen und verhältnismäßig 
großen Kernen hervor. Auch in der LOualität der 
beiden Ole besteht sogar bei einzelnen Individuen ein 
Unterschied. Durch sorgfältige Nachzucht wird man 
versuchen, die nach Aufbau der Frucht (dünnschalige 
Kerne), Quantität und Qualität des Oles, wert- 
volleren Sorten nachzugiehen. Die bisherigen Ver- 
suche sind ganz unzureichend und lassen noch kein Ur- 
teil zu. Die Eingeborenen geben an, daß eine von 
den Bakwiri „Lisombe lambia“, in Duala „Sombe“, 
in Jabassi „Lisombe litong“", in Banen „Nji“ oder in 
Jaunde „Asom“ genannte Sorte mit dünnschaligen 
ölreichen Früchten bei der Nachzucht ihre Eigenschaften 
vererbe. Systemqtisch durchgeführte Versuche müssen 
hierin noch Klarheit schaffen. 
Diese Frage wird jedenfalls noch eine große Rolle 
im Anbau der Olpalme spielen und in jenen Bezirken, 
in welchen die Palmen einen natürlichen Reichtum des 
Landes bilden, ist es Pflicht der Verwaltungen, an der 
Lösung dieser Frage durch sorgfältig geleitete und kon- 
trollierte Versuche mitguwirken. 
Erwähnung kann hier noch die Sitte (oder Un- 
sitte) der Palmenweingewinnung finden. Sie ist beinahe 
soweit verbreitet wie das Vorkommen der TClpalme 
reicht. Bis jetzt hat jedoch die Palmenweingewinnung 
zweifellos noch keinen oder wenigstens keinen merk- 
lichen Einfluß auf den Handel und Erport von Kernen 
und Cl ausgeübt. Wo es üblich ist, zum zweck der 
Palmenweingewinnung die Palme umzguschlagen, muß 
diesem Unfug energisch gesteuert werden. In Jabassi 
fand ich einige Male Olpalmen umgeschlagen, aus denen 
der Palmenwein gezapft wurde. Diese Ausnahme- 
erscheinung faud auch ihre Erklärung: die Palmen 
mußten wegen der Tracelegung oder des Ausbaues 
neuer Wege gefällt werden. 
Trotzdem kommen auch sonst zweifellos verschiedene 
Arten der Palmenweingewinnung vor, die den Tod der 
Palme zufolge haben. In diesem Falle, besonders 
wenn der Wert der Palme anerkannt ist, muß der 
Ubeltäter bestraft werden. Als Strafe würde ich Be- 
folgung des bei den Engländern eingeführten Systems 
vorschlagen: Der Schuldige hat eine größere Angahl 
von Palmen zu reinigen oder neue zu pflanzen. Be- 
sonders bei einer notwendig gewordenen Bestrafung 
von Dorfschaften oder von Häuptlingen ist diese Art 
der Durchführung der Strafe wegen ihres erzieherischen 
und wirtschaftlichen Wertes sehr zu empfehlen. 
Bezüglich des Anbaues der Palme sind die all- 
gemeinen Regeln des Waldbaues unter Berücksichtigung 
der Biologie der Palme gültig. Die Palme als aus- 
gesprochene Lichtholzart kann Schatten ohne Nachteil 
weder in der Jugend noch in der Zeit ihres Haupt- 
längenwachstums noch in ihrem Alter vertragen. Sie 
ist ein Baum der offenen Landschaft. Frischer Boden, 
warme Winde, große Luftfeuchtigkeit, ein gewisses Maß 
von Niederschlägen und Bodenwasser, Licht und Sonne 
gehören zu ihren optimaten Lebensbedingungen. Auf 
diese Forderungen ist Rücksicht zu nehmen, bei Beur- 
teilung ihres waldbaulichen Verhaltens in höheren und 
tieferen Lagen an Südwest-, Nord= oder Osthängen 
und bei verschiedenen Bodenarten und Niederschlags- 
  
mengen. Als durchschnittliche Baumanzahl können pro 
Hektar etwa 150 Stämme angenommen werden, wenn 
sie räumlich gleichmäßig verteilt sind. Sind zur Ein- 
richtung von größeren Palmenbeständen, zur Nutzung in 
reinen Palmenwaldungen Durchforstungen oder Reini- 
gungen nötig, so erfolgt erst die Durchforstung, welche 
die schlechtwüchsigen, unterdrückten Eremplare entfernt. 
Die übrigen Bäume sind zu reinigen: diese Reinigung 
geschieht zugleich oder nach der Aberntung der Früchte 
durch Entfernung der Flechten, Lianen, Moose, dürren 
Blätter und jener halbde#rren Blätter, die vom letzten 
Jahre stammen. Sehr ratsam ist es, die bei der 
künstlichen Nachzucht und Pflege der Palmen gemachten 
Erfahrungen gegenseitig auszgutauschen oder in Fach- 
zeitschriften zu veröffentlichen. Als Zwischen= oder 
Hackkultur für die Palmenbestände eignen sich auch für 
den Jabassi-Bezirk speziell besonders die Erdnüsse: 
sie bieten Bodenschutz, reichern Stickstoff im Boden an 
und bringen Gelderträge. Die übrigen Hackkulmren 
der Eingeborenen sind teilweise ebenfalls in Zwischen- 
kultur zur Benutzung des brachliegenden Bodens ohne 
Gefahr für den Ertrag des Palmenbestandes verwendbar. 
Die einjährigen oder einhalbjährigen Kulturgewächse, 
die infolge der Wechselwirtschaft der Eingeborenen 
immer wieder neue Flächen benötigen, ziehen ihre 
Nährstoffe in erster Linie aus den oberen Schichten 
des Bodens. Die Palme dagegen geht vermöge ihres 
weitreichenden Wurzelsystems mehr in die tieferen 
Schichten. 
Außer der künstlichen Verbreitung durch den Men- 
schen sorgen die Natur durch Sturm und Regen und 
die verschiedensten Tierarten (Papageien, Nashorn- 
vögel, Affen, Büffel, Schweine, Antilopen, Leoparden, 
Hunde usw.) für die Fortpflanzung der lpalmen. Die 
Verbreitung der Palmen muß durch fachmännisch durch- 
geführte Feststellung der Ausdehnung der wirklichen 
Palmenbestände und Anfertigung von Wirtschaftskarten 
systematisch erforscht werden. Besondere Hilsomittel 
hierzu geben die Routenaufnahmen, die nicht nur eine 
geographische Aufnahme allein des Weges darstellen 
sollen, sondern deren Hauptwert gerade in der Fest- 
legung der bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse be- 
ruht. Für den Bezirk Jabassi, dessen wirtschaftliches 
Schwergewicht nur in dem Erlös der Olpalmenprodukte 
beruht, ist gerade die Anonutzung der Palmenbestände 
durch Fachleute und Fabrikbetrieb neben der Träger- 
frage das entscheidende Moment für die günstige weitere 
Entwicklung. 
Die übrigen Produkte des Jabassi-Bezirkes, die 
zum Verkauf gelangen, wie Elfenbein, Kakao, Mais, 
OLölger, auch etwas Nautschuk, sind im Vergleich zu den 
großen Summen, welche ÖOl und Kerne bringen, ihrem 
Werte nach verschwindend. 
Deutsch-Ostafrikanische Bank.“) 
Die Zahl der in unsern Büchern geführten Konten 
hat sich um 58 vermehrt und betrug Ende des Jahres 
873 gegen 815 am Anfang. 
Der Reingewinn hat sich um 24 841..4 gegen das 
Vorjahr gehoben, doch genügt er nicht zur Aufrecht- 
erhaltung des letztjührigen Dividendensatzes, da am 
Gewinn die inzwischen einge zogenen restlichen 25 v. O. 
des Kapitals für ein halbes Jahr teilnehmen. 
Der Gewinn der Niederlassung in Daressalam 
zeigt einen Rückgang gegen das Vorjahr. Das Minder- 
ergebnis ist insbesondere hervorgerufen durch die 
Steigerung der Unkosten. Das Wechselgeschäft in 
*) Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911.
	        
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