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die Tanubildung, die besonders in den höheren Lagen
einen wesentlichen Einfluß auf das Gedeihen der
Palmen ausübt. Auch die Grundwasserverhältnisse
spielen stellenweise eine wesentliche Rolle.
Eine andere Frage vom allgemeinen Interesse ist
auch die Sortenauswahl. Tatsache ist, daß die
OClpalme in verschiedenen Rassen und Spielarten vor-
kommt. Die eine Sorte der Tlpalmen bringt Früchte
mit dicken Steinschalen, wenig Fruchtfleisch und kleinen
Kernen, die andere Früchte mit mächtigerem Frucht-
fleisch, sehr dünnen Schalen und verhältnismäßig
großen Kernen hervor. Auch in der LOualität der
beiden Ole besteht sogar bei einzelnen Individuen ein
Unterschied. Durch sorgfältige Nachzucht wird man
versuchen, die nach Aufbau der Frucht (dünnschalige
Kerne), Quantität und Qualität des Oles, wert-
volleren Sorten nachzugiehen. Die bisherigen Ver-
suche sind ganz unzureichend und lassen noch kein Ur-
teil zu. Die Eingeborenen geben an, daß eine von
den Bakwiri „Lisombe lambia“, in Duala „Sombe“,
in Jabassi „Lisombe litong“", in Banen „Nji“ oder in
Jaunde „Asom“ genannte Sorte mit dünnschaligen
ölreichen Früchten bei der Nachzucht ihre Eigenschaften
vererbe. Systemqtisch durchgeführte Versuche müssen
hierin noch Klarheit schaffen.
Diese Frage wird jedenfalls noch eine große Rolle
im Anbau der Olpalme spielen und in jenen Bezirken,
in welchen die Palmen einen natürlichen Reichtum des
Landes bilden, ist es Pflicht der Verwaltungen, an der
Lösung dieser Frage durch sorgfältig geleitete und kon-
trollierte Versuche mitguwirken.
Erwähnung kann hier noch die Sitte (oder Un-
sitte) der Palmenweingewinnung finden. Sie ist beinahe
soweit verbreitet wie das Vorkommen der TClpalme
reicht. Bis jetzt hat jedoch die Palmenweingewinnung
zweifellos noch keinen oder wenigstens keinen merk-
lichen Einfluß auf den Handel und Erport von Kernen
und Cl ausgeübt. Wo es üblich ist, zum zweck der
Palmenweingewinnung die Palme umzguschlagen, muß
diesem Unfug energisch gesteuert werden. In Jabassi
fand ich einige Male Olpalmen umgeschlagen, aus denen
der Palmenwein gezapft wurde. Diese Ausnahme-
erscheinung faud auch ihre Erklärung: die Palmen
mußten wegen der Tracelegung oder des Ausbaues
neuer Wege gefällt werden.
Trotzdem kommen auch sonst zweifellos verschiedene
Arten der Palmenweingewinnung vor, die den Tod der
Palme zufolge haben. In diesem Falle, besonders
wenn der Wert der Palme anerkannt ist, muß der
Ubeltäter bestraft werden. Als Strafe würde ich Be-
folgung des bei den Engländern eingeführten Systems
vorschlagen: Der Schuldige hat eine größere Angahl
von Palmen zu reinigen oder neue zu pflanzen. Be-
sonders bei einer notwendig gewordenen Bestrafung
von Dorfschaften oder von Häuptlingen ist diese Art
der Durchführung der Strafe wegen ihres erzieherischen
und wirtschaftlichen Wertes sehr zu empfehlen.
Bezüglich des Anbaues der Palme sind die all-
gemeinen Regeln des Waldbaues unter Berücksichtigung
der Biologie der Palme gültig. Die Palme als aus-
gesprochene Lichtholzart kann Schatten ohne Nachteil
weder in der Jugend noch in der Zeit ihres Haupt-
längenwachstums noch in ihrem Alter vertragen. Sie
ist ein Baum der offenen Landschaft. Frischer Boden,
warme Winde, große Luftfeuchtigkeit, ein gewisses Maß
von Niederschlägen und Bodenwasser, Licht und Sonne
gehören zu ihren optimaten Lebensbedingungen. Auf
diese Forderungen ist Rücksicht zu nehmen, bei Beur-
teilung ihres waldbaulichen Verhaltens in höheren und
tieferen Lagen an Südwest-, Nord= oder Osthängen
und bei verschiedenen Bodenarten und Niederschlags-
mengen. Als durchschnittliche Baumanzahl können pro
Hektar etwa 150 Stämme angenommen werden, wenn
sie räumlich gleichmäßig verteilt sind. Sind zur Ein-
richtung von größeren Palmenbeständen, zur Nutzung in
reinen Palmenwaldungen Durchforstungen oder Reini-
gungen nötig, so erfolgt erst die Durchforstung, welche
die schlechtwüchsigen, unterdrückten Eremplare entfernt.
Die übrigen Bäume sind zu reinigen: diese Reinigung
geschieht zugleich oder nach der Aberntung der Früchte
durch Entfernung der Flechten, Lianen, Moose, dürren
Blätter und jener halbde#rren Blätter, die vom letzten
Jahre stammen. Sehr ratsam ist es, die bei der
künstlichen Nachzucht und Pflege der Palmen gemachten
Erfahrungen gegenseitig auszgutauschen oder in Fach-
zeitschriften zu veröffentlichen. Als Zwischen= oder
Hackkultur für die Palmenbestände eignen sich auch für
den Jabassi-Bezirk speziell besonders die Erdnüsse:
sie bieten Bodenschutz, reichern Stickstoff im Boden an
und bringen Gelderträge. Die übrigen Hackkulmren
der Eingeborenen sind teilweise ebenfalls in Zwischen-
kultur zur Benutzung des brachliegenden Bodens ohne
Gefahr für den Ertrag des Palmenbestandes verwendbar.
Die einjährigen oder einhalbjährigen Kulturgewächse,
die infolge der Wechselwirtschaft der Eingeborenen
immer wieder neue Flächen benötigen, ziehen ihre
Nährstoffe in erster Linie aus den oberen Schichten
des Bodens. Die Palme dagegen geht vermöge ihres
weitreichenden Wurzelsystems mehr in die tieferen
Schichten.
Außer der künstlichen Verbreitung durch den Men-
schen sorgen die Natur durch Sturm und Regen und
die verschiedensten Tierarten (Papageien, Nashorn-
vögel, Affen, Büffel, Schweine, Antilopen, Leoparden,
Hunde usw.) für die Fortpflanzung der lpalmen. Die
Verbreitung der Palmen muß durch fachmännisch durch-
geführte Feststellung der Ausdehnung der wirklichen
Palmenbestände und Anfertigung von Wirtschaftskarten
systematisch erforscht werden. Besondere Hilsomittel
hierzu geben die Routenaufnahmen, die nicht nur eine
geographische Aufnahme allein des Weges darstellen
sollen, sondern deren Hauptwert gerade in der Fest-
legung der bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse be-
ruht. Für den Bezirk Jabassi, dessen wirtschaftliches
Schwergewicht nur in dem Erlös der Olpalmenprodukte
beruht, ist gerade die Anonutzung der Palmenbestände
durch Fachleute und Fabrikbetrieb neben der Träger-
frage das entscheidende Moment für die günstige weitere
Entwicklung.
Die übrigen Produkte des Jabassi-Bezirkes, die
zum Verkauf gelangen, wie Elfenbein, Kakao, Mais,
OLölger, auch etwas Nautschuk, sind im Vergleich zu den
großen Summen, welche ÖOl und Kerne bringen, ihrem
Werte nach verschwindend.
Deutsch-Ostafrikanische Bank.“)
Die Zahl der in unsern Büchern geführten Konten
hat sich um 58 vermehrt und betrug Ende des Jahres
873 gegen 815 am Anfang.
Der Reingewinn hat sich um 24 841..4 gegen das
Vorjahr gehoben, doch genügt er nicht zur Aufrecht-
erhaltung des letztjührigen Dividendensatzes, da am
Gewinn die inzwischen einge zogenen restlichen 25 v. O.
des Kapitals für ein halbes Jahr teilnehmen.
Der Gewinn der Niederlassung in Daressalam
zeigt einen Rückgang gegen das Vorjahr. Das Minder-
ergebnis ist insbesondere hervorgerufen durch die
Steigerung der Unkosten. Das Wechselgeschäft in
*) Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911.