Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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nur in Ganggraniten (Pegmatiten), die als Nach- 
schübe gewaltiger Eruptionen granitischen Gesteins 
zu deuten sind. Die massigen, decken= und lagen- 
förmigen Granitvorkommen selbst sind nicht zinn- 
führend. Die Pegmatitgänge durchsetzen fast aus- 
nahmslos nur den Glimmerschiefer, der das 
Urgestein bildet, nicht den weit härteren Granit. 
Die Mächtigkeit der der Schichtung des Glim- 
merschiefers meist parallel laufenden Pegmatit- 
gänge schwankt zwischen wenigen Zentimetern bis 
zu 30 m. Nur ein kleiner Teil der unzähligen 
Pegmatitgänge ist zinnführend. Die minera- 
logische Ausbildung der Zinnerzgänge ist sehr 
wechselnd; teils herrscht Quarz, teils Feldspat, 
teils Glimmer vor. Die glimmerreichen Partien 
der Pegmatitgänge haben sich als die zinnreich- 
sten erwiesen. Aus ihnen stammen die reichen 
Erzuester, die 500 kg und mehr Zinnerz ge- 
liefert haben. 
Das Zinnerz befindet sich nach den bisherigen 
Beobachtungen nur in räumlich eng begrenzten 
Teilen der Gänge; die über Tage und nahe der 
Oberfläche oft sehr reiche Zinnerzführung der 
Gänge pflegt nach der Tiefe nicht auszuhalten. 
Nach 30, 20, oft schon nach 10 und 5m ver- 
tauben die Gänge schnell und keilen aus. Die 
Erzführung der Gänge in der Längserstreckung 
schwankt zwischen wenigen Metern bis zu 100 Fuß 
und mehr. Die bis jetzt vorgenommenen Unter- 
suchungsarbeiten lassen in Anbetracht der gewal- 
tigen Ausdehnung des gesamten Zinnvorkommens 
ein endgültiges Urteil über die Zinnführung der 
Gänge nach der Tiefe noch nicht zu. 
Es kann sehr wohl damit gerechnet werden, 
daß an einigen Stellen die Erzführung der Gänge 
auch in größere Tiefe hinabgeht und Bergbau- 
betriebe, denen eine längere Lebensdauer be- 
schieden ist, entstehen werden. Daß die Pegmatite 
auch in der Tiefe reiche Erzablagerungen ent- 
halten, ist sicher, schwierig ist es nur, diese 
Stellen zu finden. Über Tage taub scheinende 
Gänge können in der Tiefe reiches Zinnerz 
führen. Dazu sind gründliche und kostspielige 
Aufschlußarbeiten erforderlich. 
Ein Glück ist es, daß die Erschließung der 
Zinnfelder kapitalkräftige Gesellschaften in die 
Hand genommen haben, die in der Lage sind, 
sehr erhebliche Summen für Ausschließungs= 
arbeiten zu verausgaben. 
Die bis jetzt bekannten besten Zinnfundstellen 
liegen bei Otjimbojo und Neineis. Das 
Feld 19 der Kolonialgesellschaft in Otjimbojo 
weist über Tage stellenweise eine außergewöhn- 
lich reiche Zinnerzführung auf, ebenso einige 
Gänge in Neineis. 
Das Südwestafrikanische Minensyndikat, das 
die Zinnvorkommen zuerst untersuchen ließ, war 
  
vor allem bestrebt, die Zinnführung der Gänge 
nach der Tiefe hin festzustellen. Die Ingenieure 
der Otavi-Exploring Company, der Nachfolgerin 
des Minensyndikats, haben ihr Hauptaugenmerk 
auf das Alluvialzinn gerichtet und herausge- 
funden, daß das Alluvialzinnvorkommen keineswegs 
unerheblich und mit gutem Gewinn abzubauen ist. 
Auf den Feldern bei Neineis sind jetzt zwei 
Setzmaschinen zur Gewinnung des Alluvialzinns, 
das sich in Schluchten und kleinen Rivieren 
nahe den Zinnerzgängen findet, in Betrieb, bei 
Chatpütz ebenfalls zwei, bei Otjimbojo eine. 
Auch der Kaufmann Schmidt hat auf seinen 
Feldern bei Neineis mit der Gewinnung des 
Alluvialzinns begonnen. Man hofft in diesem 
Jahre für wenigsteus 150000.“ Zinnerz zum 
Versand zu bringen. Für die nächsten Jahre 
wird mit einer Förderung an Zinn von jährlich 
300 000 bis 400000 „N gerechnet. 
Der Abbau des Alluvialzinns wird wenig- 
stens 5 bis 6 Jahre anhalten, vielleicht auch er- 
heblich länger. Außer dem Alluvialzinn sind 
viele der erzreichen zutage tretenden Gang- 
partien mit Gewinn abzubauen. 
Die Aussichten für den Zinnbergbau sind 
also für die nächsten Jahre als günstig zu be- 
zeichnen. 
Vorteilhaft für den Bergbaubetrieb ist der 
Umstand, daß die reichen Zinnvorkommen in der 
Nähe von grundwasserreichen Revieren liegen: 
Khanfluß und Omarururivier, Quellen und Stau- 
anlagen bei Ameib. 
1 * 
# 
Dazu bemerkt die Geologische Zentral- 
stelle für die Schutzgebiete: 
Die im obigen Bericht hervorgehobene Be- 
schränkung des Zinnerzes auf die höheren Gang- 
partien ist zweifellos eine primäre Eigenschaft 
dieser Zinnerzpegmatite und geht nicht etwa auf 
sekundäre Veränderungen zurück, wie sie bei einer 
Reihe anderer Lagerstätten, wie Gold, Silber, 
Kupfer usw., eine große Rolle spielen. Cloos, 
dem wir eine wertvolle Arbeit über das Erongo- 
gebirge verdanken,“") hat die gleiche Beobach- 
tung über die Zinnerzverteilung in den dortigen 
Pegmatiten gemacht und ist zu der Ansicht ge- 
kommen, daß innerhalb der im großen und 
ganzen horizontal, aber wellenförmig verlaufenden 
Pegmatitplatten eine Anreicherung von Zinnstein 
in den Wellenbergen stattgefunden hat, an- 
scheinend, weil an diesen Stellen die Dämpfe, aus 
denen das Zinnerz sich bildete, gefangen wurden. 
*) Geologie des Erongo im Hererolande. 
Mit Karte 1:300000 usw. Beiträge zur geologischen 
Erforschung der denischen Schutzgebiete. Heft 3. Heraus- 
gegeben von der Preuß. Geologischen Landesanstalt. 
1911. Preis 1.7.
	        
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