Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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es wurden in den Ortschaften, in denen Zählun- 
gen vorgenommen wurden, Frauen mit 6 bis 
10 Kindern festgestellt. Die Kindersterblichkeit 
scheint nach flüchtiger Feststellung auch nicht so 
hoch zu sein, wie sonst im Grasland. Die Ar- 
beit scheint einzig und allein von den Weibern 
verrichtet zu werden, die Männer beteiligen sich 
nur an der Olbereitung, indem sie die Kernbündel 
von den Bäumen holen. 
Die Ortschaften drängen sich fast alle auf den 
nach dem Misja zu abfallenden Hängen zusammen, 
der Westen und der Süden Ages scheint sehr 
wenig bewohnt zu sein, jedoch müssen hier noch 
weitere Feststellungen gemacht werden. Dabei 
möchte ich gleich erwähnen, daß der Djuka, auf 
der Karte Ossidinge als Nebenfluß des Mu- 
karra eingezeichnet, unzweifelhaft ein Nebenfluß 
des Moan ist; auch der Lauf des Moan (Ka- 
kula) ist ein anderer, als auf der Karte verzeich- 
net. Genauere Feststellungen sollen hierüber bei 
einer Reise an die Bezirksgrenze erfolgen. 
Die Age-Landschaft ist ein sehr bergiges Ge- 
lände, das schon ganz den Charakter der Rand- 
gebirge hat. Es überwiegt hier der Busch- 
wald, mit Grasflächen sind nur die häheren 
Kuppen bedeckt. Die Täler sind sehr tief ein- 
geschnitten. 
Wie das Mija-Tal, so ist die Age-Landschaft 
überaus reich an Olpalmen. Die Palmenbestände 
verdichten sich stellenweise zu großen Palmen= 
hainen. Die Stämme sind fast alle gesund und 
tragen auffallend viel Fruchtbündel. Die Ol- 
bereitung, die zum Teil durch Kochen, zum Teil 
durch Klärung in großen Cisternen erfolgt, ist 
natürlich noch ganz unwirtschaftlich. Überall sieht 
man noch Haufen von Palmkernen herumliegen, 
die noch nicht verwertet werden. Der einzige 
Handel, den die Age kennen, ist der Olhandel; 
Geld ist ihnen noch vollständig unbekannt. 
In früheren Zeiten scheint der Handel sich in 
der Hauptsache in Richtung Bakenso-Nigerien 
hin bewegt zu haben, hauptsächlich durch die von 
dort kommenden Haussa. In letzter Zeit sollen 
sich selten Haussa in der Gegend gezeigt haben. 
Das ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, daß 
das früher von den Haussa aufgekaufte Elfen- 
bein jetzt ganz aus den Gegenden verschwunden 
ist. In diesen Gebieten scheint der Elefant gänz= 
lich ausgerottet zu sein. Von Wildfährten sieht 
  
man einzig und allein die Fährte des Pinselohr- 
schweines. 
In den Waldungen ist ziemlich viel Kautschuk 
vorhanden, sowohl Lianen als auch Kautschuk- 
bäume. Die Age verstehen aber das Kautschuk- 
schneiden nicht. Aus jeder Ortschaft werden einige 
Leute von dem Posten Wum unter sachgemäßer 
Anleitung im Kautschukschneiden ausgebildet werden. 
Die Farmbestellung ist überall sehr oberfläch- 
lich und flüchtig. In der Hauptsache werden 
Mais, Erdnüsse und Koko angebaut. Der Boden 
an den Hängen hat zwar nur eine verhältnis- 
mäßig dünne Humusschicht, aber im allgemeinen 
scheint es recht guter Boden zu sein. Planten 
sind fast nur im Dorf und in unmittelbarer Nähe 
der Dörfer angebaut. 
Die Häuser der Age find aus niedrigen, aber 
steinharten Lehmwänden aufgeführt, auf denen, 
weit übergreifend, ein kegelförmiges Dach liegt. 
Der eigentliche Wohnraum ist verhältnismäßig 
sehr klein und niedrig. Vor dem Wohnraum be- 
findet sich eine durch eine etwa meterhohe Mauer 
abgeschlossene Veranda, die gleichzeitig als Küche 
dient. Die Feuerstelle ist kaminartig gebaut, 
über der Feuerstelle befinden sich Roste aus Holz- 
stäben, auf denen Fleisch und dergleichen gedörrt 
wird. Die Häuser und Ortschaften sind äußerst 
schmutzig; darauf zurückzuführen sind wohl die 
vielen bei den Kindern beobachteten Hauter- 
krankungen. 
Kleinvieh ist sehr wenig vorhanden, Schafe 
und Ziegen gar nicht, Schweine in geringer An- 
zahl; selbst der Hühnerbestand ist sehr klein. 
Zusammenfassend wiederhole ich, daß die 
Age-Landschaft eine reiche Landschaft ist, deren 
Reichtum, in der Hauptsache Ol, bei rationeller 
Ausnutzung nie versiegen wird. Die Einwohner- 
zahl halte ich aber für nicht so zahlreich, wie 
bisher allgemein angenommen wurde. Auch glaube 
ich nicht, daß die Age noch über viel Gewehre 
verfügen; modernere Waffen sind wohl überhaupt 
nicht vorhanden. 
Aufgabe des Postens Wum wird es nun sein, 
die Age und ihre Nachbarn allmählich mehr 
und mehr heranzuziehen. Wenn dies in einer 
überlegten und planmäßigen Weise geschieht, 
dann steht wohl zu erwarten, daß das Gebiet 
bald vollständig der Verwaltung angeschlossen sein 
wird.
	        
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