Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Pfund pro Baum genannt. Zum Teil sind die 
Erträge höher. Für manche Bäume betragen sie 
ein mehrfaches jener Quantität, doch hat sich ge- 
zeigt, daß auf eine zu reiche Ernte meist im Jahr 
darauf ein geringer Ertrag folgt. Die Pflanzer, 
die ursprünglich meist ohne Schattenbäume den 
Kaffee pflanzten, sind besonders in den weniger 
hoch gelegenen Gebieten mehr und mehr zur An- 
wendung von Schattenbäumen gelangt, in der 
Annahme, dadurch einen im Anfang weniger 
hohen, aber dafür sicheren und sich nicht schnell 
erschöpfenden Ertrag zu erhalten. 
Mehrfach standen allerdings die ungünstigen 
Arbeiterverhältnisse der Erzielung des vollen Ge- 
winnes im Wege. Die Arbeiter aus dem Gebiet 
des Kilimandjaro und Meru selbst sind zwar 
wesentlich billiger als die im Innern angewor- 
benen Arbeiter, doch stand das Angebot an Ar- 
beitskräften, besonders für die von den Nieder- 
lassungen der Eingeborenen entfernter liegenden 
Pflanzungen, wesentlich hinter der Nachfrage 
zurück. Die Anwerbung von teueren Arbeitern 
im Innern erfolgte nur von seiten einzelner 
größerer Unternehmungen, während die kleineren 
Pflanzungen im wesentlichen auf die einheimischen 
Eingeborenen angewiesen waren. Eine allmäh- 
liche Verbesserung der Arbeiterverhältnisse, soweit 
es sich um die Bewohner dieser Gebiete (die 
Wadschagga am Kilimandjaro und die Waaruscha 
und Wamern am Meru) handelt, steht zu erhoffen. 
Doch scheint es bei dem ständig wachsenden Um- 
fang der Pflanzungen, denen besonders am Mern 
nur eine beschränkte Eingeborenenzahl gegenüber- 
steht, auf die Dauer kaum möglich zu sein, die 
genügende Arbeiterzahl aus den dortigen Leuten 
zu gewinnen. Es wird daher jedenfalls in den 
Pflanzgebieten am Meru in absehbarer Zeit auf 
Arbeiter von außerhalb in höherem Maße als 
gegenwärtig zurückgegriffen werden müssen. 
Ich halte die Kaffeekultur sowohl am Kili- 
mandjaro wie am Meru für sehr aussichtsreich 
und möchte annehmen, daß fsie auch weiterhin 
gute Erträge abwerfen wird. Vorausgesetzt ist 
allerdings, daß die Schädlinge nicht allzusehr 
Überhandnehmen. Zur Unterstützung der Pflanzer 
am Meru, von denen einige den Schädlingen mit 
geringen Kenntnissen über etwaige Bekämpfungs- 
methoden gegenüberzustehen scheinen, habe ich 
den Pflanzungspathologen Dr. Morstadt aus 
Amani, der gerade auf diesem Gebiet große Er- 
fahrungen besitzt und bereits früher mit gutem 
Erfolg die Plantagen am Kilimandjaro zu gleichem 
Zweck bereist hat, veranlaßt, die Pflanzungen am 
Mern zu besuchen. Die fernere Voraussetzung ist, 
daß es gelingt, ein den Anforderungen ent- 
sprechendes Arbeiterangebot zu erhalten. Gegen- 
über den Pflanzungen in der Ebene bieten diese 
  
hoch gelegenen Pflanzgebiete den großen Vortcil 
besserer gesundheitlicher Verhältnisse. Hier düritte 
der mittlere Pflanzer auch wirtschaftlich insofern 
günstigere Aussichten haben, als er sich einen 
weit längeren Zeitraum als in den Tiefengebieten 
ununterbrochen der Bewirtschaftung seiner Pflan- 
zungen widmen kann. 
Neben den besprochenen Kulturen wird viel- 
fach Mais gebaut, ferner Bohnen und euro- 
päische Getreideearten, in geringerem Maße ouch 
andere rropische Nutzpflanzen. Die Größe der 
Pflanzungen beträgt durchschnittlich einige 100 ha. 
Nicht selten wird von dem Pflanzer gleichzeilig 
Viehzucht betrieben, bisweilen auf einem an die 
Pflanzung angrenzenden oder nicht weit davon 
belegenen besonderen Weidegebiet, dessen Fläche 
die der Pflanzung um das Mehrfache zu über- 
steigen pflegt. 
. e. Die Viehfarmen. 
Die Hochsteppen am Kilimandjaro und Meru 
sind, soweit sie genügendes Wasser haben, gut zur 
Viehzucht geeignet. Das Großvieh auf den von 
mir besichtigten Farmen befand sich fast durchweg 
in gutem Zustande. Es waren Kreuzungen des 
einheimischen Viehs hauptsächlich mit Halbblut- 
bullen- aus Britisch-Ostafrika erfolgt, zum Teil 
auch mit südafrikanischen Bullen. 
Die Fleischschafzucht gedeiht gut, dagegen 
hat sich Wollschafzucht an verschiedenen Stellen 
als nicht möglich erwiesen, zum Teil wegen des 
höusigen Vorkommens von Kletten, zum Teil 
wegen der durch zu geringe Höhenlage bedingten 
Wärme. 
Mit Straußenzucht sind auf mehreren 
Farmen vielversprechende Anfänge gemacht worden. 
Es handelt sich dabei bisher ausschließlich um im 
Schutzgebiet eingefangene Strauße. Nur auf der 
von Hagenbeck neu eingerichteten Farm, auf 
der sich bereits einige einheimische Strauße be- 
finden, werden voraussichtlich von außerhalb ein- 
geführte Strauße zu den einheimischen hinzutreten. 
Die Größe der Farmen ist verschieden. Im 
allgemeinen beträgt die Höchstgrenze 2000 bs, 
nur vereinzelt kommen größere Farmen vor, wie 
die Trappesche Farm am Meru mit insgesamt 
6000 ha und die der Kilimandjaro-Pflanzungs 
gesellschaft am Kilimandjaro mit 12 000 ha. 
Die Farmer haben regelmäßig, soweit die 
Wasserverhältnifse dies gestatten, einige Hektor mi 
Mais, Getreide und Kartoffeln bepflanzt. 
Erschwert wird die Biehzucht durch das Vor- 
kommen von Krankheiten. Für Rinder war 
bisher von besonders größter Bedeutung da- 
Küstensieber, durch das vielfach Verluste hervor- 
gerufen sind. Neuerdings ist auch die Rin 
hinzugekommen, welche bisher auf zwei
	        
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