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erkennbar; den Lakka zwischen Logone und Pende
war der Europäer noch unbekannt. Der Pende
bei Gore ist etwa 60 m breit und 1,5 m tief,
nach Aussage der Franzosen von Gore an das ganze
Jahr für Booterkehr brauchbar.
Gore ist von den Franzosen als Posten auf-
gegeben und dieser nach Makonda am Nana-
Varya verlegt.
Mit der französischen Lokalbehörde (Makonda)
it ein gutes Einvernehmen erzielt.
Das Hauptlager und der Beobachtungspfeiler
sfind heute fertiggestellt, mit den Breitenbestim-
mungen wurde gestern begonnen, die Längen-
besimmungen werden voraussichtlich am 23. No-
vember 1912 ausgenommen.
Der Bau der Antenne konnte wegen Mangel
an Baumaterial, das etwa 5 Tage weit heran-
zuschaffen ist, noch nicht begommen werden.
Der Gesundheitszustand der Europäer ist gut.
Vericht des Oberleutnants Tiller über seinen Marsch
nach Gorr.
Gleich nach Rei Buba beginnt der Darire-
(Dori.) Stamm, der nach Osten das Gebiet bis
zur Grenze bewohnt. Politisch gehört der Stamm
zum Lamidat Rei Buba, in Wirklichkeit aber
besizt der Lamido hier nicht den geringsten Ein-
fluß; die Leute zahlen an ihn auch keinen Tribut.
Die Dari-Leute find glänzende Ackerbauer. Hirse
und die Erderbse teilen sich gleichmäßig in die
großen Felder als Hauptfrucht, daneben sieht man
Erdnüsse (auch in größeren Mengen), Bataten,
eine Pflanze zur Salzgewinnung und mehrere
Suppengemüse; Tabak wird überall angebaut.
Als Waffen führen sie Speere, Bogen und Pfeile.
Die Eingeborenen geben an, mit den Lakka-
Leuten nichts gemein zu haben, auch deren Sprache
nicht zu verstehen. .
Die Dari-Leute waren zwar etwas scheu,
doch hatten wir bald ihr Vertrauen gewonnen.
Ohne Schwierigkeiten erreichten wir die alte
Vrenze nach 6 Tagen und kamen in das Gebiet
der Lalla. Schon nach dem ersten Tage zeigte
sich, daß man sich hier in einem Gebiet be-
sindet, in welchem die Eingeborenen noch wenig
oder leine Fuhiung mit den Europäern gewonnen
n. Hier herrschen noch Urzustände. Die
bollüsche Einheit ist das Dorf. Ein Dorf be-
liapst das andere. Die Wertobjekte sind Franen
und Kinder. Großvieh gibt es nicht. Fast auf
den ganzen Wege bis dicht vor Gore traten uns die
Eingeborenen seindlich entgegen, ohne daß es zu
euem offenen Angriff kam. Ich hatte jegliches
. — auch bei Beitreibungen — verboten,
# der Hoffnung, dies würde die Eingeborenen
JHmlaseen, uns Vertrauen entgegenzubringen.
Oaltung der Eingeborenen änderte sich aber
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erst einen Tag vor Gore. Die unruhigsten Ele-
mente sitzen in dem 2 bis 3 Stunden langen
Dorse Kulu und dem nördlich davon gelegenen
Nja. Das Vorwärtskommen wurde dadurch noch
besonders erschwert, daß wir nur selten einen
Führer hatten. Beim Übergang über den west-
lichen Logone — unter dem Namen Mbere be-
kannt — wurde die Abteilung 3 Tage aufge-
halten, da zuerst keine Boote und später für die
beigetriebenen Boote keine Bootsleute vorhanden
waren. Der mit starker Strömung fließende
Logone hatte bei etwa 200 m Breite eine Tiefe
von 3 m. Das durchzogene Gebiet ist stark be-
völkert von einem kräftig gebauten, über Mittel-
größe großen, intelligent aussehenden Volks-
stamm, der hier einen fruchtbaren Boden vor-
gefunden hat.
In großer Blüte steht die Eisenindustrie. Das
Eisen wird fast im ganzen Lande gewonnen,
etwa ½ m unter dem Erdboden, und verhüttet.
Zu jedem Dorfe gehören zahlreiche Schmieden.
Kleine Eisenstäbchen vertreten hier die Stelle von
Geld. Diesem Reichtum an Eisen entsprechen
auch die Waffen. Das ganz aus Eisen herge-
stellte, etima ½ m lange Wurfmesser und die
Speere find mit verschiedenartigen Spitzen und
größtenteils mit einem Eisenschuh versehen.
Am 13. November traf die Abteilung in
Gore ein.
Bericht des Expeditionsarztes und Zoologen Dr. Houy.
Das Pflanzenkleid der neuerworbenen Gebiets-
teile schließt sich unmittelbar an die für die
Massiv-Region von Mittel-Adamaua charakteristi-
schen Vegelationsformationen an. Das typische
Bild der hochgrasigen Busch= und Baumsteppe
herrscht allenthalben vor. Laubwerfende, breit-
blättrige Gehölze bilden die Mehrzahl der Bäume,
unter die sich nur wenige dorntragende Gewächse,
wie Mimosen und Alazien, mischen. Vereinzelt
überragen hohe Ficusse, Tamarinden, Affenbrot-
bäume und andere den Buschwald und fie scheinen
nach Osten weit häufiger aufzutreten.
An vielen Stellen unterbrechen weite Gras-
flächen die Steppe, so da, wo ausgedehnte Sümpfe
die Quellgebiete der beiden großen Stromgebiete
kennzeichnen oder wo sterile Lateritböden mit
Ausnahme eines kümmerlichen Graswuchses keine
andere Begetation gestatten. An den größeren
Wasserläufen, doch hier nicht lückenlos, fünden sich
dichte Galeriewälder, die der westafrikanischen
Flora angehören dürften. Sie sollen nach fran-
zösischen Angaben an den großen Logoneströmen
viel Kautschuk beherbergen.
Dem Steppencharakter des Landes muß die
Tierwelt durchaus entsprechen. Die tnpischen
Steppenformen des Ostens überwiegen, und nur
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