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Die Insel gegenüber Bonga ist unbewohnbar,
sie steht in jedem Jahr völlig, auch in der
Trockenzeit, teilweise unter Wasser. Das Dorf
Bonga liegt auf einem langgestreckten, ziemlich
schmalen Landstreifen, der auch in der Hoch-
wasserzeit leidlich überschwemmungsfrei zu sein
scheint, wenn auch einige Sümpfe in ihn ein-
greifen. Er läuft entlang einem größeren Kanal,
der nördlich von Bonga in ungefähr ostwestlicher
Richtung vom Ssanga zum Likuala-Mossaka führt
und der bei Hochwasser auch für größere Kanus
passierbar ist. Auf dem langen Streifen kommen
zuerst etwa 90 Häuser, meist in kleinen Gruppen
stehend, dann folgt eine in der Regenzeit mit
Sumpf gefüllte Senkung, darauf ein größeres
Stück Farmgelände mit den üblichen Haufen und
schließlich noch ein Streifen mit etwa 30 bis
40 Hütten.
Am 16. und 17. Februar wurde das Dorf
Ngombe, das einzige in der Nähe Bongas, auf-
gesucht; es liegt etwa 2 Stunden nordwestlich
von Bonga, etwa ½ Stunde vom Ssanga ent-
fernt und hat 80 Hütten, die immer in kleinen
Gruppen zusammenstehen; das Dorf ist ebenfalls
sehr weitläufig, etwa eine Stunde lang angelegt.
Auf dem Wege dahin trifft man einen alten
Dorfplatz; hier soll früher ein Dorf gestanden
haben, dessen Bewohner alle durch Krokodil-
männer, nach anderen Angaben durch Krankheit
zugrunde gegangen sein sollen.
In Ngombe wurden 55 Leute geimpft; die
übrigen waren auf Fischfang abwesend. Unter
den Gestellten wurde ein schlafkrankes Kind er-
mittelt. Die Schlafkrankheit ist den Leuten wohl
bekannt, sie soll vor einigen Jahren hier einige
Opfer gefordert haben, jetzt aber nach Ansicht
der Leute im Erlöschen sein, eine Angabe, die
am ganzen hinteren Ssanga Ngoko gemacht wird.
Auffallend war die geringe Anzahl der Kinder —
2 von 55 Gestellten! Angeblich sollen die
anderen Kinder gestorben sein.
Am 19. Februar wurde eine Reise per Kann
den Likuala-Mossaka hinauf unternommen. Dieser
Fluß hat eine recht bedeutende Breite — stellen-
weise ist er so breit wie der Ssanga — und
Strömung, jedoch viele Sandbänke und Untiefen;
trotzdem ist auch jetzt noch der Verkehr mit kleinen
Dampfern möglich. Die Ufer find durchweg flach,
bestehen meist aus andauernd unter Wasserstehenden
Schilfwiesen oder anderen Wiesen, bisweilen aus
Waldland; bei Hochwasser find sie wohl alle
weithin überschwemmt.
Das erste deutsche Dorf Mopunga liegt
etwa 6 Ruderstunden Likuala aufwärts dicht am
Wasser auf einem leidlich festen, nicht über-
schwemmungsfreien Uferstreifen und besteht nur
aus 9 Hütten und einer kleinen Faktorei; an-
wesend waren 10 Dorfleute.
Das zweite Dorf — oder richtiger die zweite
Dorfgruppe — Linianga (Ndombi) liegt sehr
eigentümlich. Es sind wenige Schilfwiesen vor-
gelagert, durch die sich das Kanu, den Likuala
verlassend, durchwinden muß. Man gelangt
dann in ein sehr ausgedehntes und gewundenes
System von 1 bis 4 m breiten, 1 bis 2 m tiefen
Kanälen, die mehr oder weniger kleine Inseln
von Wald oder auch Wiesen umschließen. Auf
diesen Inseln liegen, in Gruppen von meist 2 bis
10 Hütten, die Linianga-Dörfer und Farmen,
die natürlich auch aufgeschüttet sind. Sie sind
nicht überschwemmungsfrei, bei Hochwasser bleiben
den Bewohnern meist nur ganz kleine Feuer-
plätze. Ein Europäer könnte hier natürlich nicht
dauernd wohnen. Die Moskitoplage ist auch
hier groß. Die Häuser haben ungefähr den
Bonga-Typ, d. h. sie find rechtwinklig mit Giebel-
dach. ·
Es wurden 85 Personen zur Impfung ge-
stellt. Schlafkranke wurden nicht ermittelt. Die
Entfernung von Mopunga beträgt etwa 2 Ruder-
stunden. Auffallend war auch in Linianga die
geringe Zahl der Kinder.
Zwölf bis dreizehn Stunden Likuala aufwärts,
ungefähr der Mündung des Loboko gegenüber,
liegt genau so wie Linianga die Dorfgruppe der
Injengin-Dörfer, nur daß der Zugang noch
schwieriger ist und die Dörfer noch weiter aus-
einanderliegen. Es wurden gestellt 169 Leute,
darunter nur 18 Kinder. Blutproben von
Kindern wimmelten von Malariaparasiten. Das-
selbe gilt, wenn auch nicht in dem Maße, von
Blutproben, die vorher von Kindern in den
anderen Likuala-Dörfern und in den Bonga=
Dörfern entnommen wurden. Schlafkranke wurden
hier nicht ermittelt. Die Moskitoplage ist groß.
Der Typ der Häuser ist ein anderer, die
Häuser bestehen nur aus etwa 4 m hohen spitzen
Dächern aus Gras und Matten mit Giebelwänden
aus Palmstäben und Holzstangen.
Die Verpflegungsverhältnisse scheinen in allen
3 Likuala-Dörfern recht gut zu sein: viel Planten,
Kassada, Ol, Palmwein und viel Hühner. Die
Bevölkerung macht fürs erste einen ganz kräfrigen
gesunden Eindruck. Auch zeigten sich die Leute
gutwillig und ruhig.