Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Die Insel gegenüber Bonga ist unbewohnbar, 
sie steht in jedem Jahr völlig, auch in der 
Trockenzeit, teilweise unter Wasser. Das Dorf 
Bonga liegt auf einem langgestreckten, ziemlich 
schmalen Landstreifen, der auch in der Hoch- 
wasserzeit leidlich überschwemmungsfrei zu sein 
scheint, wenn auch einige Sümpfe in ihn ein- 
greifen. Er läuft entlang einem größeren Kanal, 
der nördlich von Bonga in ungefähr ostwestlicher 
Richtung vom Ssanga zum Likuala-Mossaka führt 
und der bei Hochwasser auch für größere Kanus 
passierbar ist. Auf dem langen Streifen kommen 
zuerst etwa 90 Häuser, meist in kleinen Gruppen 
stehend, dann folgt eine in der Regenzeit mit 
Sumpf gefüllte Senkung, darauf ein größeres 
Stück Farmgelände mit den üblichen Haufen und 
schließlich noch ein Streifen mit etwa 30 bis 
40 Hütten. 
Am 16. und 17. Februar wurde das Dorf 
Ngombe, das einzige in der Nähe Bongas, auf- 
gesucht; es liegt etwa 2 Stunden nordwestlich 
von Bonga, etwa ½ Stunde vom Ssanga ent- 
fernt und hat 80 Hütten, die immer in kleinen 
Gruppen zusammenstehen; das Dorf ist ebenfalls 
sehr weitläufig, etwa eine Stunde lang angelegt. 
Auf dem Wege dahin trifft man einen alten 
Dorfplatz; hier soll früher ein Dorf gestanden 
haben, dessen Bewohner alle durch Krokodil- 
männer, nach anderen Angaben durch Krankheit 
zugrunde gegangen sein sollen. 
In Ngombe wurden 55 Leute geimpft; die 
übrigen waren auf Fischfang abwesend. Unter 
den Gestellten wurde ein schlafkrankes Kind er- 
mittelt. Die Schlafkrankheit ist den Leuten wohl 
bekannt, sie soll vor einigen Jahren hier einige 
Opfer gefordert haben, jetzt aber nach Ansicht 
der Leute im Erlöschen sein, eine Angabe, die 
am ganzen hinteren Ssanga Ngoko gemacht wird. 
Auffallend war die geringe Anzahl der Kinder — 
2 von 55 Gestellten! Angeblich sollen die 
anderen Kinder gestorben sein. 
Am 19. Februar wurde eine Reise per Kann 
den Likuala-Mossaka hinauf unternommen. Dieser 
Fluß hat eine recht bedeutende Breite — stellen- 
weise ist er so breit wie der Ssanga — und 
Strömung, jedoch viele Sandbänke und Untiefen; 
trotzdem ist auch jetzt noch der Verkehr mit kleinen 
Dampfern möglich. Die Ufer find durchweg flach, 
bestehen meist aus andauernd unter Wasserstehenden 
Schilfwiesen oder anderen Wiesen, bisweilen aus 
Waldland; bei Hochwasser find sie wohl alle 
weithin überschwemmt. 
Das erste deutsche Dorf Mopunga liegt 
etwa 6 Ruderstunden Likuala aufwärts dicht am 
Wasser auf einem leidlich festen, nicht über- 
schwemmungsfreien Uferstreifen und besteht nur 
  
aus 9 Hütten und einer kleinen Faktorei; an- 
wesend waren 10 Dorfleute. 
Das zweite Dorf — oder richtiger die zweite 
Dorfgruppe — Linianga (Ndombi) liegt sehr 
eigentümlich. Es sind wenige Schilfwiesen vor- 
gelagert, durch die sich das Kanu, den Likuala 
verlassend, durchwinden muß. Man gelangt 
dann in ein sehr ausgedehntes und gewundenes 
System von 1 bis 4 m breiten, 1 bis 2 m tiefen 
Kanälen, die mehr oder weniger kleine Inseln 
von Wald oder auch Wiesen umschließen. Auf 
diesen Inseln liegen, in Gruppen von meist 2 bis 
10 Hütten, die Linianga-Dörfer und Farmen, 
die natürlich auch aufgeschüttet sind. Sie sind 
nicht überschwemmungsfrei, bei Hochwasser bleiben 
den Bewohnern meist nur ganz kleine Feuer- 
plätze. Ein Europäer könnte hier natürlich nicht 
dauernd wohnen. Die Moskitoplage ist auch 
hier groß. Die Häuser haben ungefähr den 
Bonga-Typ, d. h. sie find rechtwinklig mit Giebel- 
dach. · 
Es wurden 85 Personen zur Impfung ge- 
stellt. Schlafkranke wurden nicht ermittelt. Die 
Entfernung von Mopunga beträgt etwa 2 Ruder- 
stunden. Auffallend war auch in Linianga die 
geringe Zahl der Kinder. 
Zwölf bis dreizehn Stunden Likuala aufwärts, 
ungefähr der Mündung des Loboko gegenüber, 
liegt genau so wie Linianga die Dorfgruppe der 
Injengin-Dörfer, nur daß der Zugang noch 
schwieriger ist und die Dörfer noch weiter aus- 
einanderliegen. Es wurden gestellt 169 Leute, 
darunter nur 18 Kinder. Blutproben von 
Kindern wimmelten von Malariaparasiten. Das- 
selbe gilt, wenn auch nicht in dem Maße, von 
Blutproben, die vorher von Kindern in den 
anderen Likuala-Dörfern und in den Bonga= 
Dörfern entnommen wurden. Schlafkranke wurden 
hier nicht ermittelt. Die Moskitoplage ist groß. 
Der Typ der Häuser ist ein anderer, die 
Häuser bestehen nur aus etwa 4 m hohen spitzen 
Dächern aus Gras und Matten mit Giebelwänden 
aus Palmstäben und Holzstangen. 
Die Verpflegungsverhältnisse scheinen in allen 
3 Likuala-Dörfern recht gut zu sein: viel Planten, 
Kassada, Ol, Palmwein und viel Hühner. Die 
Bevölkerung macht fürs erste einen ganz kräfrigen 
gesunden Eindruck. Auch zeigten sich die Leute 
gutwillig und ruhig.
	        
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