Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Stationsanlagen wurde die Weiterreise nach Ajos- 
höhe auf dem Njong im Kanu mit Hilfe eines 
Cudellmotors am 14. Januar fortgesetzt; der Fluß 
hatte damals fast seinen niedrigsten Wasserstand 
erreicht. Er schlängelt sich hier durch breite Wiesen 
hin. Von den Ufern ist je nach der Strom- 
richtung das eine gewöhnlich ganz flach, das 
andere erhöht; die Stellen, auf die der Strom 
steht, waren durchschnittlich etwa 1 m hoch. Die 
oberste Schicht ist fast überall Muttererde in einer 
Tiefe von 20 bis 60 cm. An den Ufern stehen 
vereinzelte Buschparzellen von geringer Tiefe. 
Ich zählte bis Ajoshöhe 42, die meistens nur 
50 bis 100 m lang waren. Die vier größten 
waren 500 bis 600 m lang, die durchschnittliche 
Tiefe betrug etwa 30 bis 50 m. In einer Ent- 
fernung von mehreren hundert Metern begleiten 
Raphiasümpfe viele Strecken des Flußlaufes. Bis 
Ajoshöhe wurden nur wenig Glosfinen bemerkt. 
Während der Mittagsstunde des 14. zeigten sich 
etwa drei bis vier Palpalis in unserem Boot. 
Ajoshöhe wurde am 15. nachmittags erreicht. 
Unterwegs wurden Stegomyien in mäßiger Menge 
beobachtet. Ajoshöhe ist in jeder Beziehung 
günstig gelegen. Das Schlafkrankenlager liegt 
auf den Erhebungen des #A#josberges, gegenüber 
der Einmündung des Longmafo in den Niong. 
Die nördlich des Njong gelegene Straße zwischen 
Akonolinga und Abongmbang mit der Tele- 
graphenlinie ist etwa ½ Stunde von #joshöhe 
entfernt. Es ist mithin auf dem Wasser= und 
Landwege leicht zu erreichen. 
Gesundheitlich hat Ajoshöhe infolge seiner 
Höhenlage viele Vorteile. Es ist frei von Glossinen; 
Mücken (Stegomyien) sind nur wenig vorhanden. 
Die Nächte sind von erfrischender Kühle. Es 
besitzt vorzügliche Quellen. Auch nach UÜber- 
windung der Schlaskrankheit wird Ajoshöhe ein 
ausgezeichneter Platz für sanitäre Anlagen sein. 
# . 
In Ajos-Höhe fand eine Arzteversamm- 
lung statt, an welcher außer dem Medizinal- 
referenten, der den Vorsitz führte, noch acht be- 
amtete Arzte des Schutzgebiets teilnahmen. Zu- 
nächst wurde der Stand der Schlafkrankheit 
in Altkamerun besprochen. 
In dem Schlafkrankheitsherd am Njong sind 
bisher 1113 Kranke zur Behandlung gekommen. 
Ein genauer Überblick über die Gesamtzahl der 
vorhandenen Kranken ist noch nicht möglich, da 
bei den meist zerstreut wohnenden Eingeborenen, 
welche zudem häufig das Bestreben haben, die 
Krankheit zu verheimlichen, genaue Feststellungen 
äußerst schwierig find. 
Für die Entstehung der Schlafkrankheit im 
Dume-Bezirk ist die Einwanderung des Fang- 
  
Stammes der Ndzimus aus dem Kongo verant- 
wortlich zu machen. Am oberen Dschabogen ver- 
mischten sich die Ndzimus mit den dort ansässigen 
Bantus, woraus das Mischvolk der Njems ent- 
standen ist. Von diesen wurden dann die Stämme 
der Makka-Gruppe infziert. Vom. Dume-Bezirk 
ist der obere Dume bis Groß Pol, das Fluß- 
gebiet des Long bis zur Höhe von Bengalon und 
am meisten das Gebiet des Ajongflusses von Gele- 
Menduka bis zur Mündung infiziert. Hier ist die 
Bösartigkeit der Krankheit besonders auffällig; sie 
führt manchmal schon in 2 bis 3 Monaten zum 
Tode. Die Kranken werden von den Eingeborenen 
abgesondert. 
Der Schlafkrankheitsherd in der Mbo-Ebene, 
dessen Entstehung noch nicht aufgeklärt ist, hat noch 
geringe Ausdehnung; bisher wurden 25 Kranke 
ermittelt. 
Eine eingehende Besprechung haben die Maß- 
nahmen, welche zur Bekämpfung der Seuche 
dienen sollen, gefunden; die wichtigsten sind: Er- 
kundungen über die Ausdehnung der Krankheit 
und die Verbreitung der Schlafkrankheitsfliege; 
Behandlung der Schlafkranken, Errichtung von 
Schlafkrankenlagern, Abholzungen zum Vertreiben 
der Fliege, welche sich zunächst auf die Punkte 
beschränken müssen, an welchen die Einwohner 
vom Stiche insizierter Fliegen am meisten ge- 
fährdet sind, also auf die Umgebung der Dörfer 
und Faktoreien, sowie auf dicht an verkehrs- 
reichen Flüssen stehende Waldparzellen. Weiterhin 
ist noch von Wichtigkeit die Kontrolle des Träger= und 
Durchgangsverkehrs, um die Verschleppung der 
Seuche durch kranke Menschen möglichst zu ver- 
hindern, und endlich die Verlegung von besonders 
ungünstig gelegenen Eingeborenenansiedlungen. 
Weiterhin wurde in der Arzteversammlung 
in Ajos-Höhe allgemeine Übereinstimmung darüber 
erzielt, daß es für die mit der Schlafkrankheits- 
bekämpfung betrauten Arzte notwendig sei, auch 
anderen Krankheiten ihre Aufmerksamkeit zu 
widmen, gegen Pocken zu impfen und alle Hilfe 
begehrenden Eingeborenen zu behandeln, schon um 
das Vertrauen der Eingeborenen zu gewinnen. 
Es wurde daher in Aussicht genommen, daß die 
Schlafkrankheitsärzte in den ihnen zugewiesenen 
Bezirken überhaupt die regierungsärztlichen Funk- 
tionen übernehmen, wogegen in weniger stark 
verseuchten Gebieten die ständigen Regierungsärzte 
die Schlafkrankheitsbekämpfung ihres Bezirks mit 
wahrzunehmen hätten. 
Als Heilmittel hat bisher in Kamerun haupt- 
sächlich AtoryI Anwendung gefunden und hat sich 
im ganzen bewährt; Erblindungen sind allerdings 
vorgekommen. ÜUber andere Heilmittel, die versucht 
wurden, ist noch kein bschließendes Urteil möglich.
	        
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