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Zur Zeit wird überhaupt keine Schiffahrt ge-
trieben. Die Eingeborenen haben keine Kanus.
Die Flüsse sind vollkommen vernachlässigt und
durch Baumstämme gesperrt. Als Zubringer für
den Transport von Holzstämmen kommt außer
den angeführten Flüssen meines Erachtens noch
ein großer Teil der übrigen Flüsse in Frage.
Das ganze Land ist Waldland. Wunderbarer
primärer Urwald wechselt ab mit Farmen und
altem Farmland. Wir konnten oft den allmählichen
Übergang des Farmlandes zum sekundären, dann
wieder primären Urwald beobachten. Der Reich-
tum des Landes besteht in seinem Nutz-
holz, das zur Zeit aus Mangel an Trans-
portmitteln gar nicht ausgebeutet wird.
Im ganzen Gebiet ist Gummi vor-
handen, und zwar lediglich Lianen-Gummi.
Die Lianen werden abgeschlagen und in Stücke
von etwa 50 cm zerkleinert. Ostlich des Abanga
sahen wir zahlreiche Gummibäume, die aber nach
den Angaben der Eingeborenen nicht genutzt
werden, weil sie nicht ertragreich sein sollen.
Die Olpalme kommt bis zum Abanga gar
nicht vor. Ostlich des Abanga war sie häufig,
es waren schöne Exemplare, die wir dort gesehen
haben. Da der Boden Überall der gleiche ist,
ein tiefgründiger Lateritboden, wird die Olpalme
auch westlich des Abanga gedeihen. Ich will
zunächst an den Plätzen, an denen Posten ein-
gerichtet werden, Versuche mit ihrer Anpflanzung
machen.
Im Gebiet von Atogondama bis zum
Abanga kommt im Walde häufig Kola vor,
womit ein geringer Handel getrieben wird.
Die Eingeborenenkulturen sind die üblichen,
hauptsächlich Planten und Kassada, dann Makabo-
Jams. Ferner habe ich östlich Atogondama
sehr schöne Maisplantagen gesehen. Mais-
stauden von 2,50 bis 3 m Höhe mit 2 bis 3
Kolben waren nicht selten. In den Gebieten
östlich Atogon dama, die etwa 600 bis 700 m
Höhe haben, wird fast überall Tabak angepflanzt,
ohne daß aber, wie mir scheint, eine besondere
Sorgfalt auf diese Kultur gelegt wird. Die
Tabakpflanzen blühten weiß und rot. Sie hatten
eine Höhe von 1 bis 2 m.
Die Wege und Transportverhältnisse sind sehr
schlecht. Die Wege an der spanischen Grenze
sind furchtbar. Es verging kein Tag, an welchem
wir nicht oft stundenlang im Bachbett marschiert
sind. Etwas besser ist die Straße Nguale —
Atogondama—Metak—Nsork. Die Strecke
Atogondama—Etum ist auch bei dieser Straße
sehr vernachlässigt. Eine gute Straße habe ich
lediglich bei Nsork gefunden; es ist die Straße
Ojem —Nsork—Onvam; sie ist von den Fran-
zosen angelegt und in der Umgebung von Nsork
jetzt vom Posten Nsork verbessert.
Klimatisches.
Ich muß meine früheren Angaben, daß im
Mai die Trockenzeit beginnt, berichtigen. Wir
haben bis zum 23. Mai fast täglich, mitunter
sehr starken Regen gehabt, der meist nachmittags
einsetzte und oft bis in die Nacht hinein anhielt.
Nach einer Pause von wenigen Tagen brachten
der 29./30. Mai und 1. Juni schwere Gewitter.
Dann ließ der Regen etwas nach, doch erst vom
7. oder 8. Juni an konnte man etwas von dem
Beginn einer Trockenzeit verspüren. In Ato-
gondama muß es auch nach dieser Zeit noch
ganz erheblich geregnet haben.
Die Temperatur ist in diesen Gebirgsgegenden
tags oft sehr warm; wir haben über 40° C ge-
messen. Nachts ist es dagegen angenehm, oft
sogar empfindlich kühl.
Bevölkerung.
Die Bevölkerung des Gebietes sind lediglich
Pangwe mit den verschiedenen Unterstämmen. Je
weiter man nach Osten kommt, desto volkreicher
wird die Gegend. Im Bereich des Postens
Nsork ist das Gebiet reich bevölkert, auch an der
Straße Metak— Etum sind große Dörfer, doch
stehen sie zum Teil leer.
Mein Urteil über die Pangwe hat auf dieser
Reise nur eine Verschlechterung erfahren. Es gibt
keine schlechte Eigenschaft, die der Pangwe nicht
hätte; faul, verlogen, scheinheilig, diebisch, frech
und anmaßend. Die geringste Arbeit ist ihm zu
viel. Einen arbeitenden Pangwe-Mann habe
ich noch nicht gesehen. Die Männer sitzen im
Dorfe, rauchen und schwatzen, die Weiber machen
die Farmarbeit, die Knaben graben die Löcher
zum Fangen des Wildes.
Die Bewaffnung ist allgemein.
noch sehr viel vorhanden sein.
wehr werden sicherlich die meisten Palaver,
namentlich Weibersachen, geschlichtet. Einige
Bogen und Armbrüste dienen wohl lediglich zur
Jagd auf VBögel und Affen.
Der krasseste Aberglaube herrscht unter diesem
Naturvolk. Die auch in Alt-Kamerun be-
kannten Ngi-Palaver spielen eine bedeutende
Rolle. In vielen Dörfern haben wir die Ngi-
Figuren, 2 bis 3 m lange Figuren, die einen
liegenden Menschen darstellen, gesehen. Eine
Seite dieser aus Lehm gekneteten Figuren im
Längsschnitt ist rot, die andere weiß bemalt.
Totenschädel, Knochen, spitze Pfeile schmücken das
Ganze und geben dem Bild einen unheimlichen
Charakter. Bei Ehebruch und vielen anderen
Sachen tritt der Ngi-Priester, ein jüngerer Mann,
Pulver muß
Mit dem Ge-