Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Zur Zeit wird überhaupt keine Schiffahrt ge- 
trieben. Die Eingeborenen haben keine Kanus. 
Die Flüsse sind vollkommen vernachlässigt und 
durch Baumstämme gesperrt. Als Zubringer für 
den Transport von Holzstämmen kommt außer 
den angeführten Flüssen meines Erachtens noch 
ein großer Teil der übrigen Flüsse in Frage. 
Das ganze Land ist Waldland. Wunderbarer 
primärer Urwald wechselt ab mit Farmen und 
altem Farmland. Wir konnten oft den allmählichen 
Übergang des Farmlandes zum sekundären, dann 
wieder primären Urwald beobachten. Der Reich- 
tum des Landes besteht in seinem Nutz- 
holz, das zur Zeit aus Mangel an Trans- 
portmitteln gar nicht ausgebeutet wird. 
Im ganzen Gebiet ist Gummi vor- 
handen, und zwar lediglich Lianen-Gummi. 
Die Lianen werden abgeschlagen und in Stücke 
von etwa 50 cm zerkleinert. Ostlich des Abanga 
sahen wir zahlreiche Gummibäume, die aber nach 
den Angaben der Eingeborenen nicht genutzt 
werden, weil sie nicht ertragreich sein sollen. 
Die Olpalme kommt bis zum Abanga gar 
nicht vor. Ostlich des Abanga war sie häufig, 
es waren schöne Exemplare, die wir dort gesehen 
haben. Da der Boden Überall der gleiche ist, 
ein tiefgründiger Lateritboden, wird die Olpalme 
auch westlich des Abanga gedeihen. Ich will 
zunächst an den Plätzen, an denen Posten ein- 
gerichtet werden, Versuche mit ihrer Anpflanzung 
machen. 
Im Gebiet von Atogondama bis zum 
Abanga kommt im Walde häufig Kola vor, 
womit ein geringer Handel getrieben wird. 
Die Eingeborenenkulturen sind die üblichen, 
hauptsächlich Planten und Kassada, dann Makabo- 
Jams. Ferner habe ich östlich Atogondama 
sehr schöne Maisplantagen gesehen. Mais- 
stauden von 2,50 bis 3 m Höhe mit 2 bis 3 
Kolben waren nicht selten. In den Gebieten 
östlich Atogon dama, die etwa 600 bis 700 m 
Höhe haben, wird fast überall Tabak angepflanzt, 
ohne daß aber, wie mir scheint, eine besondere 
Sorgfalt auf diese Kultur gelegt wird. Die 
Tabakpflanzen blühten weiß und rot. Sie hatten 
eine Höhe von 1 bis 2 m. 
Die Wege und Transportverhältnisse sind sehr 
schlecht. Die Wege an der spanischen Grenze 
sind furchtbar. Es verging kein Tag, an welchem 
wir nicht oft stundenlang im Bachbett marschiert 
sind. Etwas besser ist die Straße Nguale — 
Atogondama—Metak—Nsork. Die Strecke 
Atogondama—Etum ist auch bei dieser Straße 
sehr vernachlässigt. Eine gute Straße habe ich 
lediglich bei Nsork gefunden; es ist die Straße 
Ojem —Nsork—Onvam; sie ist von den Fran- 
  
zosen angelegt und in der Umgebung von Nsork 
jetzt vom Posten Nsork verbessert. 
Klimatisches. 
Ich muß meine früheren Angaben, daß im 
Mai die Trockenzeit beginnt, berichtigen. Wir 
haben bis zum 23. Mai fast täglich, mitunter 
sehr starken Regen gehabt, der meist nachmittags 
einsetzte und oft bis in die Nacht hinein anhielt. 
Nach einer Pause von wenigen Tagen brachten 
der 29./30. Mai und 1. Juni schwere Gewitter. 
Dann ließ der Regen etwas nach, doch erst vom 
7. oder 8. Juni an konnte man etwas von dem 
Beginn einer Trockenzeit verspüren. In Ato- 
gondama muß es auch nach dieser Zeit noch 
ganz erheblich geregnet haben. 
Die Temperatur ist in diesen Gebirgsgegenden 
tags oft sehr warm; wir haben über 40° C ge- 
messen. Nachts ist es dagegen angenehm, oft 
sogar empfindlich kühl. 
Bevölkerung. 
Die Bevölkerung des Gebietes sind lediglich 
Pangwe mit den verschiedenen Unterstämmen. Je 
weiter man nach Osten kommt, desto volkreicher 
wird die Gegend. Im Bereich des Postens 
Nsork ist das Gebiet reich bevölkert, auch an der 
Straße Metak— Etum sind große Dörfer, doch 
stehen sie zum Teil leer. 
Mein Urteil über die Pangwe hat auf dieser 
Reise nur eine Verschlechterung erfahren. Es gibt 
keine schlechte Eigenschaft, die der Pangwe nicht 
hätte; faul, verlogen, scheinheilig, diebisch, frech 
und anmaßend. Die geringste Arbeit ist ihm zu 
viel. Einen arbeitenden Pangwe-Mann habe 
ich noch nicht gesehen. Die Männer sitzen im 
Dorfe, rauchen und schwatzen, die Weiber machen 
die Farmarbeit, die Knaben graben die Löcher 
zum Fangen des Wildes. 
Die Bewaffnung ist allgemein. 
noch sehr viel vorhanden sein. 
wehr werden sicherlich die meisten Palaver, 
namentlich Weibersachen, geschlichtet. Einige 
Bogen und Armbrüste dienen wohl lediglich zur 
Jagd auf VBögel und Affen. 
Der krasseste Aberglaube herrscht unter diesem 
Naturvolk. Die auch in Alt-Kamerun be- 
kannten Ngi-Palaver spielen eine bedeutende 
Rolle. In vielen Dörfern haben wir die Ngi- 
Figuren, 2 bis 3 m lange Figuren, die einen 
liegenden Menschen darstellen, gesehen. Eine 
Seite dieser aus Lehm gekneteten Figuren im 
Längsschnitt ist rot, die andere weiß bemalt. 
Totenschädel, Knochen, spitze Pfeile schmücken das 
Ganze und geben dem Bild einen unheimlichen 
Charakter. Bei Ehebruch und vielen anderen 
Sachen tritt der Ngi-Priester, ein jüngerer Mann, 
Pulver muß 
Mit dem Ge-
	        
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