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oder ganz unmöglich sein; der Kläger war z. B. bei
seinem Ausscheiden aus dem Kolonialdienste bereits
52 Jahre alt. Die Ansicht des Beklagten führt dem-
nach zu einer den Zielen des Gesetzes widersprechenden,
unerträglichen Härte; wäre sie richtig, so würde gerade
für die Angehörigen der Unterklassen des Soldaten-
standes ein Übertritt in den Kolonialdienst wegen der
Pensionsverhältmisse ausgeschlossen sein.
die dem Wortlaut entsprechende Auslegung des
*s 44 des Kolonialbeamtengesetzes ist mithin auch
sachlich gerechtfertigt.
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Lord Kltchener über Agvpten und den Sudan 1912.7)
(Schluß.)
Das mit Baumwolle bestellte Landgebiet be-
trug im Berichtsjahr 1721815 Feddan (1 Feddan
etwa — 42 bis 44 a) und zeigte eine Zunahme
gegen das Vorjahr von 10 574 Feddan, die ganz
auf Oberägypten entfallen. Die Ernte fiel früh
und ließ einen den besten Vorjahren gleich-
kommenden Ertrag erwarten, der auf 7 500 000
Zentner geschätzt wurde. Die Preise hielten sich
nach einigen Schwankungen auf befriedigender
Höhe. Der Anbau verteilt sich im wesentlichen
auf sieben Baumwollarten, von denen die in
Oberägypten fast ausschließlich angebaute Art,
„Ashmouni“, mit der zweitgrößten Anbaufläche,
in der Güte des Ertrages besonders befriedigte.
Zur Reinerhaltung des Saatgutes wurde die
Einfuhr anderer Arten in die Ashmonni bauenden
Gebiete und umgekehrt gesetzlich verboten und
damit der früher häufigen Vermischung der Arten
vorgebeugt. Auch verteilt die Regierung in
steigender Menge reines Saatgut bewährter
Sorten aus dem Ertrage der Staatsgüter. Auf
staatlichen Mustergütern, deren Anzahl verdoppelt
wurde, wird der Anbau in mustergültiger Weise
betrieben und gelehrt; ferner werden Versuche
gemacht, um die Anbaumethoden zu verbessern.
Eine Abordnung der internationalen Vereinigung
der Baumwolle spinnenden und verarbeitenden
Unternehmer bereiste das Land, gab Auskunft
über die von den Spinnereien zu stellenden An-
forderungen und nahm Kenntnis von den
Schwierigkeiten des Anbaus. Besondere Auf-
merksamkeit wurde der Herstellung reiner Strähnen
der verschiedenen Arten gewidmet. Die Vereini-
gung hat mit den Pflanzern dauernde Fühlung
genommen.
Untersuchungen über den Erfolg schwacher
und starker Bewässerung haben gezeigt, daß sich
je nach der Bodenbeschaffenheit verschiedene Me-
thoden empfehlen; undurchlässiger Boden erfordert
starke und seltene, leichterer häufige und schwache
Bewässerung.
Die Bekämpfung verschiedener Schädlinge,
insbesondere des „Baumwollwurmes“ (cotton
*½½) Val. „T. Nol. Bl.“ 1918, S. 705 f.
worm), wurde mit voller Energie und gutem
Erfolge durchgeführt. Mittels besonderer Be-
amten wurde das Land systematisch überwacht,
in den kritischen Zeiten, Juni bis August, alle
Beurlaubungen aufgehoben und die Feier eines
größeren religiösen Festes, des „Mulid“, nicht
gestattet. Die Schulen wurden geschlossen, und
das militärische Ersatzgeschäft wurde ausgesetzt.
Die Strafen für Übertretungen der zur Be-
kämpfung des „Baumwollwurms“ erlassenen Vor-
chriften wurden erhöht, die Freiheitsstrafen mit
Zwangsarbeit verbunden. Zu Gefängnis und
Zwangsarbeit Verurteilte wurden in großem Um-
ange zum Absuchen von Baumwollwurm und
dessen Eiern verwandt. Sehr anregend wirkte
es auf die Arbeitslust der Fellahin, wenn die
wegen Vernachlässigung ihrer Felder Bestraften
im Felde des Nachbarn arbeiten mußten. Schließ-
lich wurde ein Gesetz zum Schutz der nühlichen
Vogelarten erlassen.
Der Erfolg dieser Maßregeln und der an-
erkennenswerten Tätigkeit der Behörden war,
daß das in diesem Jahre gerade sehr starke Auf-
treten des Baumwollwurms der Ernte tatsächlich
keinen Schaden getan hat.
In der dritten Maiwoche erschien der Wurm
in allen Teilen des Deltas. Seine Menge stieg
erst allmählich bis Mitte Juni, dann außer-
gewöhnlich stark bis in die erste Hälfte des Juli.
In der dritten Augustwoche war der Schädling
so gut wie verschwunden. Dieser plötzliche Abfall
wird zum Teil einer unter ihnen auftretenden,
von einem Einzeller verursachten Seuche zu-
geschrieben, die in anderen Ländern Schmetter-
lingslarven befällt, in Agypten aber noch nicht
beobachtet worden war. — Der Baumwollwurm
befiel 950 300 Feddan (830 000 im Vorjahre).
Zu seiner Bekämpfung wurden 7 791 800 Arbeits-
tage (7 500 000 im Vorjahre) aufgewandt. Von
diesen waren von Amts wegen nur 45 200 gegen
89 700 im Vorjahre geleistet, ein Zeichen, daß
die freiwillige Tätigkeit der Landbesitzer sich ge-
steigert hat. In Unterägypten waren, die Kron-
güter nicht gerechnet, während der schlimmsten
Zeit des Anfalls täglich etwa 229 000 Personen
an der Arbeit.
„