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von kleinen Hügelketten nach seinem Oberlaufe
zu begleitet.
Dicht oberhalb des Alati-Ubergangs bei ehe-
maligen französischen Posten bilden mehrere Strom-
schnellen zur Zeit des niedrigen Wasserstandes un-
angenehme Hindernisse. Unter dem Wasserspiegel
zum Teil ragen sie auch über ihn hinaus —
befinden sich mächtige Granitblöcke, die hin und
wieder nur enge Durchfahrten freilassen. Nach
ungefähr neunstündiger Kanufahrt oberhalb des
Alati-Ubergangs zieht sich quer durch den Fluß
eine Barrikade von Steinen, die zur Zeit niedrigen
Wasserstandes, wie bei meiner Reise, jedes weitere
ordringen im Kanu unmöglich macht. An dieser
Stelle bildet der Fluß einen Wasserfall von un-
gefähr 0,75 m Höhe. Hier ließ ich lagern, da
ich vermutete, daß auch dieses Hindernis während
der Regenzeit verschwinden würde, und da ich
von den drei noch bei mir befindlichen Fang-
Leuten erfuhr, daß weiter flußaufwärts ein „großer
Stein“ sich befinde, über den noch kein Mensch
hinausgekommen sei, so beschloß ich, am nächsten
Morgen dorthin zu marschieren, um festzustellen,
ob dieser Punkt wirklich das Ende der Schiffbar-
keit bedeute. Am 21. April erreichte ich auf dem
karsch über verschiedene steile Hügel quer durch
den Busch nach 2½ Stunden den ersten großen
asserfall. Hier treten vom linken und rechten
lfer große Steinlager in das Flußbett hinein und
lassen in dessen Mitte einen Raum von nur 30 m
frei. Hier stürzt das Wasser ungefähr 1 m herab.
Aber 10 Minuten weiter flußaufwärts befindet sich
einer dieser Wassersälle hinter dem anderen. Vier
weitere Fälle habe ich im ganzen an dieser Stelle
gezählt. Hier beträgt, bei einer Strecke von nur
200 m, der Höhenunterschied zwischen dem Wasser-
iegel oberhalb des ersten und unterhalb des
letzten Wasserfalles das ansehnliche Maß von öm.
Ta man nach den Aussagen der Fang-Leute
weiter flußauf in kurzen Zwischenräumen immer
wieder auf ähnliche Barren stoßen soll, so hat an
diesem Punkte die Schiffbarkeit des Iwindo seine
außerste Grenze erreicht. Schon seit dem unteren
asserfall haben die Ufer ein anderes Aussehen
ekommen. Von hier ab begleiten steile Hügel
ununterbrochen den Flußlauf und verlassen ihn
nicht mehr. Je weiter man vorwärts dringt,
esto schroffer werden sie. An ihren Füßen im
Fiußbetr tritt glatter Fels zutage. Hin und wieder
legen mitten in den Strudeln kleine Inseln aus
Velsblöcken, die mit spärlicher Vegetation bedeckt
ind So gewinnt der Iwindo allmählich den
barakter eines Gebirgswassers.
Bei der Rückfahrt, die ich am 23. April an-
Rat, bot der Fluß infolge der jetzt einsetzenden
erkgenzeit ein wesentlich anderes Bild. In den
rsten Tagen stieg das Wasser gleich um 1m.
Die vielen am Ufer befindlichen Sandbänke und
Wiesenstücke begannen unter der Wasseroberfläche
zu verschwinden; die Zweige der Büsche und
Bäume hingen bis ins Wasser hinein, und vorher
ganz unbedeutende Bäche waren zu Flüssen von
manchmal 40 m Breite angeschwollen. Nebenflüsse,
wie Beboro, Aman, Akimtan, Warewak,
Kakan, übertrafen in ihrer Breite fast den
Iwindo. Die Lianen an den Übergangsstellen
bei Wasserfall 1, Alati, Mwan und Dendo, die
bei meiner Fahrt flußaufwärts in ihrer Mitte
vielleicht noch 1 m vom Wasserspiegel entfernt
waren, hingen jetzt tief hinein, so daß die Kanus
über sie hinwegglitten, ohne sie zu berühren.
Bei der Bergfahrt war die Strömung im
Unterlauf des Iwindo so stark, daß die Kanus
anfangs nur 30 m in der Minute, dann aber
mehr und mehr schafften, so daß weiterhin 50 m,
dann 60 m, oberhalb Alati sogar 70 bis 80 m
erreicht wurden. Bei der Rückfahrt wurde dauernd
mit 90 bis 100 m gefahren.
Karagnaaufwärts ging es mit nur 40 m in
der Minunte vorwärts, weil der Fluß stark ange-
schwollen war und außerordentlich viel Wasser
mit sich führte. Links und rechts stand das ganze
Land unter Wasser. Nur zwei Punkte scheinen
das ganze Jahr über trocken zu sein, eine kleine
Anhöhe auf halbem Wege zwischen Mwine und
Ngarabinsam und die kleine Kuppe, auf der
die Station selbst liegt.
Von all den vielen Hindernissen im Karagua,
auf die ich bei meiner Abwärtsfahrt gestoßen war,
wie quer im Wasser liegenden Baumstämmen,
Untiefen usw., war bei meiner Rückfahrt, als das
Wasser um annähernd 1,50 m gestiegen, nichts
mehr zu sehen. Ganz glatt ging diesmal die
Fahrt vonstatten. Deshalb erreichte ich trotz der
starken Strömung ebenso wie bei meiner Ab-
wärtsfahrt nach 2½ Tagen meinen Ausgangs-
punkt. "
Mein Urteil über die Schiffbarkeit des Iwindo-
Karagna-Systems kann ich dahin zusammenfassen,
daß der Iwindo zu jeder Jahreszeit aufwärts
bis an den UÜbergang westlich Alati, aber weiter
aufwärts nur bedingt schiffbar ist bis zu einer
Tagesfahrt. Der Karagug ist während hohen
Wasserstandes, September bis Januar einschließlich
und Ende April bis Mitte Juni, bis Ngara-
binsam aufwärts unbedingt schiffbar, dagegen ist
er während der übrigen Monate als Wasserstraße
ungehindert erst dann zu benutzen, wenn sein Bett
von den zahlreichen Baumstämmen gereinigt ist.
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