Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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von kleinen Hügelketten nach seinem Oberlaufe 
zu begleitet. 
Dicht oberhalb des Alati-Ubergangs bei ehe- 
maligen französischen Posten bilden mehrere Strom- 
schnellen zur Zeit des niedrigen Wasserstandes un- 
angenehme Hindernisse. Unter dem Wasserspiegel 
zum Teil ragen sie auch über ihn hinaus — 
befinden sich mächtige Granitblöcke, die hin und 
wieder nur enge Durchfahrten freilassen. Nach 
ungefähr neunstündiger Kanufahrt oberhalb des 
Alati-Ubergangs zieht sich quer durch den Fluß 
eine Barrikade von Steinen, die zur Zeit niedrigen 
Wasserstandes, wie bei meiner Reise, jedes weitere 
ordringen im Kanu unmöglich macht. An dieser 
Stelle bildet der Fluß einen Wasserfall von un- 
gefähr 0,75 m Höhe. Hier ließ ich lagern, da 
ich vermutete, daß auch dieses Hindernis während 
der Regenzeit verschwinden würde, und da ich 
von den drei noch bei mir befindlichen Fang- 
Leuten erfuhr, daß weiter flußaufwärts ein „großer 
Stein“ sich befinde, über den noch kein Mensch 
hinausgekommen sei, so beschloß ich, am nächsten 
Morgen dorthin zu marschieren, um festzustellen, 
ob dieser Punkt wirklich das Ende der Schiffbar- 
keit bedeute. Am 21. April erreichte ich auf dem 
karsch über verschiedene steile Hügel quer durch 
den Busch nach 2½ Stunden den ersten großen 
asserfall. Hier treten vom linken und rechten 
lfer große Steinlager in das Flußbett hinein und 
lassen in dessen Mitte einen Raum von nur 30 m 
frei. Hier stürzt das Wasser ungefähr 1 m herab. 
Aber 10 Minuten weiter flußaufwärts befindet sich 
einer dieser Wassersälle hinter dem anderen. Vier 
weitere Fälle habe ich im ganzen an dieser Stelle 
gezählt. Hier beträgt, bei einer Strecke von nur 
200 m, der Höhenunterschied zwischen dem Wasser- 
iegel oberhalb des ersten und unterhalb des 
letzten Wasserfalles das ansehnliche Maß von öm. 
Ta man nach den Aussagen der Fang-Leute 
weiter flußauf in kurzen Zwischenräumen immer 
wieder auf ähnliche Barren stoßen soll, so hat an 
diesem Punkte die Schiffbarkeit des Iwindo seine 
außerste Grenze erreicht. Schon seit dem unteren 
asserfall haben die Ufer ein anderes Aussehen 
ekommen. Von hier ab begleiten steile Hügel 
ununterbrochen den Flußlauf und verlassen ihn 
nicht mehr. Je weiter man vorwärts dringt, 
esto schroffer werden sie. An ihren Füßen im 
Fiußbetr tritt glatter Fels zutage. Hin und wieder 
legen mitten in den Strudeln kleine Inseln aus 
Velsblöcken, die mit spärlicher Vegetation bedeckt 
ind So gewinnt der Iwindo allmählich den 
barakter eines Gebirgswassers. 
Bei der Rückfahrt, die ich am 23. April an- 
Rat, bot der Fluß infolge der jetzt einsetzenden 
erkgenzeit ein wesentlich anderes Bild. In den 
rsten Tagen stieg das Wasser gleich um 1m. 
  
Die vielen am Ufer befindlichen Sandbänke und 
Wiesenstücke begannen unter der Wasseroberfläche 
zu verschwinden; die Zweige der Büsche und 
Bäume hingen bis ins Wasser hinein, und vorher 
ganz unbedeutende Bäche waren zu Flüssen von 
manchmal 40 m Breite angeschwollen. Nebenflüsse, 
wie Beboro, Aman, Akimtan, Warewak, 
Kakan, übertrafen in ihrer Breite fast den 
Iwindo. Die Lianen an den Übergangsstellen 
bei Wasserfall 1, Alati, Mwan und Dendo, die 
bei meiner Fahrt flußaufwärts in ihrer Mitte 
vielleicht noch 1 m vom Wasserspiegel entfernt 
waren, hingen jetzt tief hinein, so daß die Kanus 
über sie hinwegglitten, ohne sie zu berühren. 
Bei der Bergfahrt war die Strömung im 
Unterlauf des Iwindo so stark, daß die Kanus 
anfangs nur 30 m in der Minute, dann aber 
mehr und mehr schafften, so daß weiterhin 50 m, 
dann 60 m, oberhalb Alati sogar 70 bis 80 m 
erreicht wurden. Bei der Rückfahrt wurde dauernd 
mit 90 bis 100 m gefahren. 
Karagnaaufwärts ging es mit nur 40 m in 
der Minunte vorwärts, weil der Fluß stark ange- 
schwollen war und außerordentlich viel Wasser 
mit sich führte. Links und rechts stand das ganze 
Land unter Wasser. Nur zwei Punkte scheinen 
das ganze Jahr über trocken zu sein, eine kleine 
Anhöhe auf halbem Wege zwischen Mwine und 
Ngarabinsam und die kleine Kuppe, auf der 
die Station selbst liegt. 
Von all den vielen Hindernissen im Karagua, 
auf die ich bei meiner Abwärtsfahrt gestoßen war, 
wie quer im Wasser liegenden Baumstämmen, 
Untiefen usw., war bei meiner Rückfahrt, als das 
Wasser um annähernd 1,50 m gestiegen, nichts 
mehr zu sehen. Ganz glatt ging diesmal die 
Fahrt vonstatten. Deshalb erreichte ich trotz der 
starken Strömung ebenso wie bei meiner Ab- 
wärtsfahrt nach 2½ Tagen meinen Ausgangs- 
punkt. " 
Mein Urteil über die Schiffbarkeit des Iwindo- 
Karagna-Systems kann ich dahin zusammenfassen, 
daß der Iwindo zu jeder Jahreszeit aufwärts 
bis an den UÜbergang westlich Alati, aber weiter 
aufwärts nur bedingt schiffbar ist bis zu einer 
Tagesfahrt. Der Karagug ist während hohen 
Wasserstandes, September bis Januar einschließlich 
und Ende April bis Mitte Juni, bis Ngara- 
binsam aufwärts unbedingt schiffbar, dagegen ist 
er während der übrigen Monate als Wasserstraße 
ungehindert erst dann zu benutzen, wenn sein Bett 
von den zahlreichen Baumstämmen gereinigt ist. 
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