Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Baumwolle führte dazu, daß sich Farmer im Tale des 
die südliche Hälfte von Kalifornien durchströmenden 
San Joaguin an den Baumwollanubau wagten. Im 
Jahre 1865 wurde die erste Prämie bezahlt, bis zum 
Jahre 1873 hatte sich der Aubau bereits so vergrößert, 
daß eine kleine Schiffsladung nach Liverpoo gehen 
konnte. Im Jahre 1883 wurde in Oakland (bei San 
Francisco) eine Baumwollfabrik eröffnet. Plölich 
trat ein Umschlag ein, das Arbeiterelement strömte in 
Mengen vom Lande in die Städte, es fehlte auf dem 
Lande an Arbeitskräften, die Farmer gaben den Baum- 
wollanbau auf und haben ihn dort nicht wieder auf- 
genommen. Die Fabrik blieb zwar bestehen, bezog 
jzedoch ihr Rohmaterial aus den alten Baumwollstaaten 
der Union, Texas usw. Die Baumwolle aus dem 
San Joaquin-Tale soll von vorzüglicher Beschaffen- 
beit gewesen sein 
Erst die Erschließung des Imperial Valley 
regte zur Wiederaufnahme des Baumwollanbaus an. 
Diese Erschließung liegt nur etwa 10 Jahre zurück, als 
es nach vielen kostspieligen, mißglückten Versuchen 
ennch Helanee den Colorado River einzudämmen und 
mit Hilfe eines großartigen Vewässerungssystems die 
bisherige wertlose Wüstenei in ungemein fruchtbare 
Gefilde umguwandeln. 
Die Temperatur im Imperial Valley ist geradezu 
tropisch. dabei gibt es so gut wie gar keinen Regenfall: 
letzterer Nachteil wird jedoch mehr als ausgeglichen 
dadurch, daß aus den unerschöpflichen Wassermassen 
des Colorado mittels eines vorzüglich funktionierenden 
DBewässerungssystems dem Lande jederzeit genau die 
Menge Wasser zugeführt werden kann, deren es gerade 
bedarf, und daß die Gefahr, durch Regen zu ungehöriger 
9 
  
eit das Ernteergebnis beeinträchtigt zu sehen, aus- 
eschlossen ist. 
er von der kalifornischen Staatsuniversität im 
Imperial Valley eingerichteten Versuchsstation ge- 
bührt das Verdienst, die Anpflanzung von Baumwolle 
angeregt zu haben. 1900 konnte man zuerst von einer, 
wenn auch in sehr bescheidenen Grenzen sich haltenden 
Baumwollkultur sprechen. Die Anbaufläche betrug 
800 Aeres, stieg bereits 1911 auf 12 000, ging 1912 
infolge des Falleus der Baumwollpreise auf 8000 zu#— 
rück und stieg 1913 wieder auf etwa 11,.000 Acr 
ür das Jahr 1914 wird eine Anbaugläche von * 
16 000 Acres erwartet. 
Von den zahlreichen Arten, mit denen im Imperial 
Valley Versuche angestellt sind, scheint sich am meisten 
Mebane Triumph, eine kurgstapelige, aus Texas be- 
Zogene Art mit großer voller Kapsel, zu bewähren: 
tatsächlich wird diese Art weitaus am meisten gezogen. 
Demnächst wird in größerem Umfange Durango an- 
gepflanzt, eine aus Meriko stammende langstapelige 
Art: daneben werden ausgedehntere Versuche noch mit 
langstapeliger ägyptischer Baumwolle angestellt. Jedoch 
wird man voraussichtlich aus praktischen Gründen 
schließlich ganz auf Mebane Triumph abkommen. 
Der Lintgehalt der Samenbaumwolle ist bei ihr etwa 
33 v. H., die Fiber stark und von Quter Beschaffenheit, 
der Preis (bis Egrenirmaschiue) meist ungefähr ebenso 
hoch wie der gleichklassiger Baumwolle in den alten 
Baumwollstaaten der Union, so daß sich für die Baum- 
vollfabrik in Oakland der Bezug der Baumwolle aus 
eim Imperial Valley infolge der allerdings nur ge- 
ringen Ersparnis an Fracht etwas billiger stellt als 
aus den Südstaaten. 
Wesentlich ungünstiger als in den Südstaaten sind 
im Imperial Valley allerdings die Arbeiterver-- 
hält tnisse. Die Löhne, auch für die Landarbeiter, 
sind in Kalifornien allenthalben höher als anderswo 
in den Vereinigten Staaten, und Imperial Valley ist 
  
  
en seiner enormen Hitze nichts weniger als beliebt: 
e eit ist infolgedessen dort knapp und teuer. Mehr 
erlS6 ausgeglichen wird dieser Nachteil jedoch durch den 
eblich höheren Ertrag. In den Sidstaaten soll 
1053 durchschnittlich nur mit einem Ertrag von wenig 
r ½ Ballen (zu 500 Pfund) vom Aere rechnen. 
2 der für die letzte Ernte von etwa 9000 Ballen 
auf etwa 11.000 Acres Anbaufläche im Imperial Vallen 
sich ergebende Gesamtdurchschnitt ist erheblich größer. 
* wird versichert, daß im Imperial Valley der 
Farmer, der sorgfältig verfahre, mit Sicherheit auf 
einen Durchschittsertrag von 1½ Ballen vom Acre 
rechnen dürfe, selbst 2 Ballen sollen nicht selten sein. 
Die sichere Regelung des Wasserbedarfes in Verbindung 
mit der langen heißen Jahreszeit, die bei rechtzeitigem 
Säen allen Kapseln Zeit zum vollständigen Reifen 
gibt, schließlich eine beliebig lange regenfreie Ernte- 
zeit — dies alles wirkt tatsächlich zusammen, um nicht 
nur eine Mißernte auszuschließeen, sondern geradezu 
eine reiche Ernte zu gewährleisten 
leichwohl dürfte sich wohl zur Zeit noch nicht 
mit Bestimmtheit sagen lassen, ob der Baumwollanbau 
im Imperial Valley von Bestand sein und namentlich, 
ob er sich in dem eingeschlagenen Tempo weiter 
entwickeln wird. Imperial Valley ist noch zu jung, 
das Farmen ist dort überhaupt höchst lukrativ; andere 
Produkte haben sich dort in hohem Maße bewährt. 
so insbesondere Alfalfa und Melonen, die gegenwärtig 
die wichtigsten Produkte des Distrikts sind. Erst längere 
Erfahrung kann lehren, welcher Zweig der Land- 
wirtschaft dort auf die Dauer der gewinnbringendste ist. 
Die mehrerwähnte Baumwollfabrik in Oakland — 
California Cotton Mills (sie beschäftigt bei vollem Be- 
triebe 900 Arbeiter), die einzige westlich von Oklahoma 
gelegene, — verarbeitet ebenso gern oder selbst lieber 
kalisornische Baumwolle als Baumwolle der Südstaaten. 
Wenn sie gleichwohl nur etwa ein Drittel ihres Be- 
darfs vom Imperial Valley bezieht, so liegt das daran. 
daß die Farmer dort sich noch nicht recht in die Preis- 
bestimmungen der Baumwollmakler finden können: sie 
setzen sich oft ihre eigenen Preise in den Kopf, an 
denen sie hartnäckig festhalten, so daß es für die Fabrik 
häufig vorteilhafter ist, in den Südstaaten einzukaufen. 
Von der Oaklander Fabrik abgesehen, soll die Baum- 
wollernte vom Imperial Valley teils nach Japan, teils 
nach England gehen. Japan dürfte wohl, falls der 
kalifornische Baumwollanbau sich in der hier gehofften 
Weise entwickelt, für die Zukunft als der wichtigste 
Abnehmer dafür anzusprechen sein. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in San Francisco.) 
Der Lissaboner fakaomarkt im Februar 1914.7) 
Wie nachträglich festgestellt, ist in dem Berichte 
vom 5. März die Ausfuhr für Kakae zu hoch an- 
gegeben worden. Anstatt 141 136 Sack sind nur 
68 519 Sack ausgeführt worden, so daß die Vorrats- 
zahl sich dementsprechend erhöht 
Es betrug somit im Februar 1914 die Einfuhr 
80 064 Sack, die „Ausfuhr 68 519 Sack, der Vorrat 
am 28.: 138 308 Sack. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon 
vom 18. März 1911.) 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1914, S. 302.
	        
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