Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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gegenden des 1080 m hochgelegenen Njarasasees wegen 
deren allgemein anerkannten Unbrauchbarkeit für Be- 
siedelung oder. Farmwirtschaft abgesehen worden ist. 
Auch die nördlichen Gebiete der auf ungefähr 1050 m 
Höhe gelegenen Wenbereltert sind nach früheren 
Üntersuchungen vor allem wegen der periodischen Über- 
schwemmungen für #nshbegenn und Farmen nicht 
geeignet. Ihre Verwendung als Baumwolland könnte 
erst nach Durchführung kostspieliger Ent= und Bewässe- 
rungsanlagen in Frage kommen. Die Erkundungen 
der Sachverständigen erstreckten sich daher in der 
Hauptsache nur auf die Gebiete nördlich der Linie 
Aruscha-Muansa. 
2. Auf dem Rückmarsche von Ruanda hatte der 
Gonverneur bei der Mission Friedberg Gelegenheit, 
die orschläge des landeskundigen Pater-Prior van 
der Burght für eine südliche gen a#aerehn der Er- 
schlehmn ohn des Zwischenseegebiets durch Urundi 
nach dem Kiwusee zu hören. Diese Anregung ver- 
anlaßte die Erkundung auch einer solchen Linien= 
führung. Über die Anfangsstrecke von Tabora bis zum 
Akanjaruflusse geben die Anlagen 2 mit 2a die nötigen 
Aufklärungen. 
für die Weiterführung dieser Bahn zum 
Kiwusee in Frage kommende Strecke vom Akanjarnüber= 
gang bis zur Mecklenburgbucht ist anläßlich der Reise 
des Gouverneurs erkundet worden. Sie würde gleich- 
falls schwierig werden, da sie vom Akanjarntale aus 
die hohen und stark eingeschnittenen Höhenzüge bei der 
Mission Issawi überschreiten müßte, um in das vor- 
liegende tief eingeschnittene Tal des Njawarongo zu 
angen. Vom Njawarongo würde die Linie in dessen 
7* Maschiga die Wasserscheide zwischen dem 
Einflußgebiete des Victoriasees und des Kiwusees er- 
klimmen und von da nach der engen Mecklenburgbucht 
am Kiwusee hinabsteigen. Diese obere Strecke ist auf 
der ganzen Länge eine bantechnisch und betriebstech- 
nisch schwierige Gebirgsbahn und würde noch rund 
170 km lang werden. Der gesamte Bahnweg Tabora 
—Kiwusee würde also eine Län k. von 810 km erhalten. 
Nach überschlägigen Berechunngen würde eine so 
geführte Bahnstrecke von Tabora nach dem Akanjarn- 
flusse 79 Millionen Mark kosten, die gesamte Strecke 
Tabora—Kiwusee würde 98 Millionen Mark erfordern. 
Der Reichskanzler. 
In Vertretung: 
Dr. Solf. 
  
Kaiserlicher Gouverneur 
von Deutsch-Ostafrika. 
Daressalam, den 12. Januar 1914. 
Betrifft: 
Eisenbahnerhundung Aruscha—Dietorlasee. 
In der Anlage beehre ich mich, gehorsamst die 
Ergebnisse der Erkundungsexpedition für eine Bahn- 
verbindung von Aruscha nach dem Victoriasee zu 
anterbreiten. 
Die technischen Erkundungen bestätigen die dies- 
bezüglichen Angaben in der Denkschrift zum Etat für 
1914, betreffend den Bau der Ruandabahn. Nur die 
Saäkoiten haben sich als erheblich größer ergeben, als 
früher ohne örtliche Untersuchungen angenommen werden 
konnte. Da der Bericht der Expedition ein übersicht- 
liches, kurz zusammengefaßtes, aber doch erschöpfendes 
Gesamtbild über die technischen und finanziellen Ver- 
bältnisse sämtlicher in Vetracht, kommenden Wahllinien 
, so kann auf ihn verwiesen werden. Es seien 
HKeot nur die Hauptpunkte imss- 
Anlage 1. 
  
Die technischen Erhebungen haben ergeben, daß 
für eine Linienführung in den nördlichen Grenzgebieten 
am Natronsee solche erheblichen technischen Schwierig- 
keiten vorliegen, daß sie auf, alle Fälle verworfen 
werden muß. Auch politische und wirtschaftliche Gründe 
sprechen gegen eine solche Linienführung. 
Es können ernsthaft zwei Wahllinien in Betracht 
kommen, nämlich 
a) die Linie Uruicha—Maniarasee Mnausa 546 km, 
spitze (Ostküste des 
Spelrgorfs) 477 km. 
Beide Linien werden infolge der Schwierigkeiten am 
Graben verhältnismäßig sehr teuer, nämlich 
Linie a 60 200 000 A 
b 55 .500 000 
Bei der Solimapiite ist nach dem Gutachten der Sach- 
verständigen eine Hafenanlage möglich, allerdings nicht 
gerade sehr günstig; ferner würde die Linie nach diesem 
Endpunkte eine Verkürzung der Entfernung des Hafens 
am Victoriasee von Tanga (986 — 917= 69 km) be- 
deuten. Trotzdem könnte meines gehorsamsten Er- 
achtens doch nur Muansa mit seiner hohen wirischalt= 
lichen Entwicklung und seiner günstigen Lage zu 
dichtbevölkerten Gebieten des Muansabezirks als ernn 
punkt gewählt werden, da die Linie nach dem Speke- 
golf die bevölkerten Landesteile abseits liegen lassen 
und durch menschenleere Gebiete von großenteils 
zweifelhafter Nutzungsmöglichkeit führen würde. Es 
wäre auch für Muansa sowie für die Entwicklung des 
Verkehrs ein harter Schlag, wenn die Güter Muansas 
wegen 69 km Mehrlänge zweimal umgeladen werden 
müßten. Der allgemeine Grundgedanke, daß alle Ver- 
bindungswege am Bictoriasee wegen der englischen 
Konkurrenz vom See abführend, nicht zuführend an- 
gelegt werden müssen, gilt in erster Linie auch hier. 
Im übrigen würde die Eisenbahnlinie gerade auf der 
Endstrecke nach Muansa stark bevölkerte und viehreiche 
Gebiete durchziehen, so daß schon der daselbst zu er- 
wartende Lokalverkehr den Bau der 69 km Mehrlänge 
rechtfertigen würde. 
Wie bereits erwähnt, wurden gleichzeitig über den 
Umfang und die Beschaffenheit der im Bereich der er- 
kundeten Eisenbahnlinie liegenden, als Farmland und 
Ackerland etwa in Betracht kommenden Gebiete von 
den landwirtschaftlichen Sachverständigen Dr. Vageler 
und Dr. Sinning weitgehende Erhebungen angestellt. 
Die einschlägigen Berichte liegen bei. Die Gutachten 
der beiden Sachverständigen stützen sich nur auf eine 
einmalige Bereisung der Strecken und auf einen be- 
stimmten Zeitabschnitt (einige Monate) eines Jahres. 
Da die Beschaffenheit und die klimatischen Verhältnisse 
eines Landes namentlich in den Tropen in den ver- 
schiedenen Jahreszeiten und auch in den einzelnen 
Jahren sehr verschieden sind, so füge ich in Abschrift 
einen Auszug aus dem Berichte des Bezirksamtmanns 
von Muansa, Regierungsrat Gunzert, bei. 
Aus dem vorhandenen Material ergibt sich, daß 
in den Gebieten von Aruscha bis zum Victoriasee und 
von der englischen Grenze bis etwa 100 km südlich 
der vorgeschlagenen Eisenbahntrasse, abgesehen von 
dem etwa 50 km breiten Uferstreifen am Vietoriasee, 
bisher nennenswerte wirts iche W 
nicht geschaffen sind. Mit Ausnahme der kleinen, i 
bevölkerten Landschaften Umbulu und Umbugwe und 
der lleinen Niederlassung Ssonjo sind die Gebiete 
fast unbewohnt. 
Erfreulicherweise sind jedoch in diesen menschen- 
leeren und wasserarmen Gegenden Gebiete von be- 
trächtlicher Ausdehnung vorhanden, die gutes Weide- 
und Farmland enthalten. Es ist die Aussicht vor-
	        
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