Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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bis dicht an den Fluß. Die ebene Grassteppe macht 
einem welligen, mit Busch, Obstgartensteppe und Steppen- 
wald bedeckten Hügellande Platz, dessen flache Gipfel 
vielfach wollsackförmige Granitolöcke bald einzeln bald 
in ganzgen Gruppen krönen. Die Grasvegetation ist 
auf einen schmalen Streifen auf beiden llfern beschränkt, 
den schmaler Galeriewald begleitet. Die Sohle seines., 
3 bis 4 m eingeschnittenen Bettes bilden auf weite 
Strecken flach streichende, stark verwitterte Schiefe 
Außerhalb der genannten Zonc kommt Geaeserppe. 
noch lokal in Senken und an Hängen vor und bildet, 
vom Berge- gesehen, den Horizont im Süden. Überall 
findet sich Tsetse in einzelnen Eremplaren. 
Die Böden weisen gemäß dem hügeligen Charakter 
der Gegend alle UÜbergänge vom leich en Sand auf 
den Hügelkämmen bis zu mildem Ton in den Senken 
auf, bei ebenso starker, je nach der Gestaltung des 
JFelsuntergrundes wechselnder Mächtigkeit. 
Die Wasserführung des Flusses ist bei anscheinend 
großem Wasserreichtum in der Regenzeit auf ganz ver- 
einzelte Tümpel in der Trockenzeit beschränkt. Die 
zahlreichen Nebenflüsse zeigen das gleiche Verhalten. 
Durch Stau dürften erhebliche Wassermengen sich ge- 
winnen lassen, die zur Ackerbewässerung bgw. allgemein 
Zur Anlage landwirtschaftlicher Ackerbanbetriebe genügen 
würden, wofür stellenweise gute Vorbedingungen vor- 
handen sind. 
Die Ausdehnung der verfügbaren Ländereien läßt 
sich wegen der starken Bewachsung und des schnellen 
Wechsels der Böden auch nicht annähernd schätzen. Sehr 
beträchtlich ist sie kaum; vor allem lassen sich gleich- 
mäßige größere Flächen nirgends gewinnen. 
Bei dem stark mit Tsetse verseuchten Holg= 
bestande des Gebictes erscheint Biehgucht ausgeschlossen. 
Die rationellste Verwertung wäre vielleicht die Er- 
klärung zum Waldreservat. Nutzhölzer konnte ich aller- 
dings nirgends, von einzelnen Stämmen im Galerie- 
wald abgesehen, in nennenswerter Menge beobachten. 
  
  
  
3. Die Mousteppe. 
Ostlich von Lager VI beginnt dann das Vorland 
der Monsteppe unter erneutem Wechsel des Landschafts- 
charakters: die ebene Steppe gelangt wiederum zur 
Herrschaft. 
Den Fluß begleiten rechts und links, in sehr 
wechselnder Ausdehnung, je nachdem die seitlich das 
Tal begrenzenden Hügel und Berge näher oder ferner 
herantreten, tiefgründige, milde, kalkreiche Tone, die 
Schirmbaumsteppe mit dichtem Grasunterwuchs tragen. 
Nach den seitlichen Hügeln zu herrscht auf hier bereits 
in 20 bis 30 cm Tiefe steinigem, ziemlich sterilem 
Boden lichte Obstgartensteppe, die in den Busch der 
Berghänge übergeht. Am Westfuß des Jaruboro be- 
ginut dann, durchsetzt mit Reinbeständen von Acacin 
Soyal und A. (drepanolobium die offene Niedergras- 
steppe, die längs P0eon Laufs der beiden Mbalagetiauell- 
flüsse ohne Anderung des Charakters in die Serengeti 
übergeht, von der sie im übrigen durch buschbewachsene 
Höhenzüge geschieden ist. 
Die Böden dieser, schätzungsweise 7500 Hektar 
großen Steppe sind milde, leicht humose Tone von 
etwa 3 m Mächtigkeit, die auf Gestein — vorwiegend 
horizontal liegenden Schiefern neben vereinzeltem 
Granit — aufliegen 
Das Land wäre an sich sowohl als Ackerland wie 
auch, bei Fehlen der Tsetse, die nirgends mehr zu be- 
obachten war, als Weideland, wofür es die gute Nieder- 
grasnarbe prädestiniert, geeignet. Leider ist das Wasser 
sehr kuapp und bei der Gestaltung des Untergrundes 
auch ohne größere Kosten nicht erbohrbar, was um so 
schwerer ins Gewicht fällt, als die Niederschläge in 
  
— 
der Mousteppe hinter den übrigen Teilen des Mba- 
lagetitales zurückbleiben dürften, da die im Osten und 
Westen sowie im Süden vorgelagerten Berge alle 
Niederschläge abfangen. 
Daß diese Behauptung mehr ist als bloße Theorie, 
bewies die Beobachtung, daß bei meinem Aufenthalt in 
der Steppe diese selbst, trotz ringsum niedergehender 
Regen keinen Tropfen Niederschlag erhielt und — im 
Gegensatz zu den Gegenden weiter unterhalb, die 
bereits Niederschläge bekommen hatten — auch vorher 
nicht erhalten hatte. Die besant. Vegetation war 
total verdorrt. Allerdings dürf mit ge- 
ringen Kosten möglich sein, am beestes. des süd- 
lichen Quellarmes des Mbalageti aus der Serengeti 
durch Stau des hier in Fels eingeschnittenen Flusses 
genügend Wasser für zwei bis drei Farmbetriebe zu 
gewinnen, vorausgesetzt, daß der oben erwähnte Salzsee# 
einen anderen Abfluß als den Mbalageti erhält. 
) Der Oberlauf des Mbalageti. 
Der Oberlauf des Mbalageti fällt in die Serengeti. 
Eine besondere Behandlung erübrigt sich danach, und 
es sei auf die nachstehenden Ausführungen verwiesen. 
II. Die Serengeti. 
Es dürfte keine zweite Gegend Deutsch-Ostafrikas 
geben, die eine widersprechendere Behandlung in den 
Berichten der einzelnen Reisenden erfahren hat, als die 
Serengeti. 
Eine wasserlose Ode mit allen #efahren des 
Durstes ist sie den einen, wildleer, bar jedes Lebens 
zur Trockenzeit, wenn der stürmische Ostwied Tromben 
von Salgstaub über ihre endlosen Weiten jagt. (Abb. ö.) 
Ein Dorado des Viehzüchters, Land, das in seiner 
gesunden Hochlage nach dem europäischen Siedler 
schreit (. ist sie anderen Berichterstattern. 
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß zu dieser 
verschiedenen Bewertung viel das wechselnde Aussehen 
der Landschaft in verschiedenen Jahresgeiten beigetragen 
hat. Den vollen Widerspruch in den Gutachten der 
verschiedenen !5 erklärt dieser Umstand jedoch 
noch nicht. Dieser ist vielmehr meines Erachtens in 
der großen Verschiedenoeit begründet, die die Serengetie 
in ihren einzelnen Teilen nicht nur zu verschiedenen 
Zeiten, sondern auch zur gleichen Jahreszeit auwstt 
und der nur übersehen werden konnte, weil jeder Be- 
obachter, der in der Regel nur einen kleinen Teil der 
nach Möglichkeit gemiedenen Serengeti gesehen hatte, 
sich nach der anscheinenden Gleichmäßigkeit des Ge- 
sehenen in der einen oder anderen Richtung, verleiten 
ieß, auf den Rest der Steppe zu schließen — eine 
Generalisierung, für die die Serengeti mit ihrer 
Flächenausdehnung von rund 5600 Ouadratkilometer 
560 000 ha) das denkbar ungeeignetste Objekt ist. 
Es soll „nachstehend auf Grund der Durchauerung 
der ganzen Steppe in zwei Richtungen versucht werden, 
ein Gesamtbild des Gebietes zu zeichnen. 
1. Die Oberflächengestalt. 
Die Serengeti stellt eine von 1680 m Meeres- 
höhe im Westen und Südwesten auf über 2000 m im 
Nordosten ansteigende Hochebene dar, die von breiten, 
sich bis 30 und mehr Meter relativer Höhe erhebenden 
Bodenwellen in der Hauptrichtung Südwest nach Nordosft 
durchgogen wird. Trotz der an sich nicht geringen Höhe 
dieser Rücken geben sie bei ihrer, oft viele Kilometer 
betragenden Breite der Landschaft kein Relief. Diese 
malht vielmehr in ihrer Gesamtheit den Eindruck einer 
völligen Ebene, aus der vereingelte Granit-Inselberge 
(Abb. 6) und riesige, wollsackförmige Granitfindlinge 
und Granitkuppen hervorragen (Abb. 7). Mit Aus- 
  
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SZurte 
  
  
  
 
	        
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