Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

G 779 20 
nicht auffallend; insbesondere fehlte auch in diesem 
Jahre die Kräuselkrankheit bei ihr vollständig. Der 
Stapel scheint aber in diesem Jahre eine weitere Ver- 
schlechterung erfahren zu haben, so daß es intensiver 
Arbeit bedarf, ihn seiner ursprünglichen Oualität 
wieder gleichzumachen, wenn das überhaupt unter den 
hiesigen klimatischen Verhältnissen möglich ist. Für 
die Sorte spricht allerdings, daß die Lintprozente 
keine Verschlechterung, sondern scheinbar noch eine 
Verbesserung erfahren haben mit 33.7 gegen 33 v. H. 
im Vorjahre. Ein besonderer Vorzug liegt in der 
Frühreife dieser Sorte. Jedoch ist es sehr die Frage, 
ob unter hiesigen Verhältnissen dieser Vorzug so hoch 
zu bewerten ist wie in anderen Baumwolländern. Es 
ist nämlich auffällig, wie groß gerade bei King, noch 
mehr allerdings bei Russel, der Prozentiat an durch 
Schädlinge verfärbter Wolle ist. # habe schon in 
meinem vorjährigen Jahresberichte darauf hingewiesen, 
daß die tierischen Schädlinge auf der Baumwolle 
gerade in der Ülbergangszeit von der Regen= zur 
Trockenzeit unendlich zahlreich auftreten, mit Fort- 
schreiten der Trockenzeit dagegen sehr zurückgehen. 
Diesem Umstande ist es daher anugenscheinlich zuzu- 
schreiben, daß die einheimischen Sorten bedeutend 
weniger verfärbte Wolle aufweisen. Es wird daher 
in diesem Jahre ein Teil der Uplandsorten noch be- 
deutend später gesät werden, als im Berichtsjahre die 
späte Regenzeit ergab. 
5. Russel-Baumwolle. Der Ertrag dieser 
Sorte mit 6,34 Ztr. pro Hektar gegen 5,78 Ztr. im 
Vorjahre ist wieder wenig erfreulich. Ihre ganze Ent- 
wicklung wie ihre Anfälligkeit für Schädlinge entsprachen 
dem schon im Vorjahre Berichteten. Es wäre daher 
nicht unberechtigt, wollte man auf Grund dieser zwei- 
jährigen Ergebnisse diese Sorte aus dem Kreis der 
Anbauversuche ausscheiden. Mit Rücksicht auf die großen 
Unterschiede, welche sich bei den einheimischen Sorten 
in diesen zwei Jahren ergeben haben, beabsichtige ich 
zur Sicherung des Urreils noch einmal in diesem Jahre 
den Versuch zu machen, ob sich die Sorte bei eventuell 
günstigeren Niederschlagsverhältnissen sowie bei spä- 
terer Bestellzeit nicht doch noch von anderer Seite 
zeigt, um sie aber dann im Falle des Versagens end- 
gültig aufgugeben. 
6. Upland JJ. Diese Sorte ist im Vorjahre 
unter dem Namen „Indische Baumwolle“ geführt 
worden, unter dem sie seitens des Gouvernements mit 
Vermittlung der Versuchsstation Kuti überwiesen 
worden war. Wie ich aus der Denkschrift des Reichs- 
Kolonialamts“) ersehen habe, ist sie an der Hand des 
eingesandten Herbarmaterials inzwischen als Upland- 
Sorte bestimmt. Ich habe daher den dort gewählten 
Namen „Upland J“ dafür übernommen. 
Aus den Aufzeichnungen über die Entwicklung 
dieser Sorte im Berichtsjahre ist außer einem etwas 
unregelmäßigen Auflaufen nichts Nachteiliges zu er- 
Die enorme Ertragsabnahme, 6.17 Ztr. pro 
Hektar gegen 15,15 Ztr. im Vorjahre, muß daher in 
anderen Ursachen gesucht werden. Der 3,16 Hektar 
haltende Schlag ist ungleich in den Bodenverhältnissen. 
Die auf dem Teile des Ackers mit guten mittleren 
Eigenschaften liegenden besonderen vier Versuchs- 
parzellen von je 24 Ar Größe schwanken aber auch im 
Ertrage, aust Heltar umgerechnet, nicht mehr als von 
5,92 bis 6 Ztr., entsprechen also sehr gut dem 
e? des Schlages. Da im Vorjahre 
der Ertrag der auf diesem Schlage gebauten Wulgo- 
Baumwolle auch so stark differierte gegen das dies- 
jährige Ergebnis auf anderem Boden, ist anzunehmen, 
.) Veröf. d. R. K. A. Nr. 6 a. a. O. 
  
daß diese Fläche als frühere Farmfläche der Einge- 
borenen abgebaut ist. Nach Angabe von Eingeborenen 
sollen hier seit zehn Jahren keine Farmen mehr gewesen 
sein. Die bisherigen Ergebnisse beweisen aber das 
Gegenteil. Der Schlag wird daher auch in diesem 
Jahre aus der Reihe der Baumwollfelder ausscheiden. 
Das aus dem diesfährigen Anban der „Upland J)“ 
gewonnene Ergebnis ist daher nicht gecignet, ein 
Urteil über ihre Geeignethet für die hiesigen Ver- 
hältnisse zu fällen. Es ist daher ein weiterer Anbau- 
versuch nötig. 
Besonders bemerkenswert ist aber, daß bei dieser 
Sorte, die im Vorjahre auf einem anderen Schlage 
so sehr stark unter „Mosaikkrankheit“ gelitten hatte, 
im Verichtszahre diese Krankheit überhaupt nicht auf- 
trat. Das läßt den andernorts schon ausgesprochenen 
Gedanken, daß in erster Linie die Bodenverhältnisse 
von Einfluß auf das Austreten dieser Krankheit sind, 
und zwar besonders stark humose Böden, außerordent- 
lich an Wahrscheinlichkeit gewinnen. 
Dem sonstigen schlechten Ergebnts entspricht huch 
die Abnahme der Lintprozente von 33 auf 3 v. H. 
Es kann das kein Wunder sein, wenn man 4 Saat 
nach der Entginnung betrachtete. Ein derartig großer 
Prozentsatz von unentwickelten und kranken Kernen 
konnte nicht imstande sein, ein gutes Produkt zu er- 
zeugen, im Gegenteil mußte man danach noch schlechtere 
Resultate erwarten. 
7. Dillon und Hartsville. Diese beiden, im 
Vorjahre aus kleinen Saatproben gezogenen Sorten 
wurden im Berichtsjahre ebenfalls in erster Linie zur 
Saatvermehrung gebaut. Da zur möglichst großen 
Vermehrung die Zahl der Kerne bei der Aussaat in 
den einzelnen Pflan zlöchern auf fünf beschränkt wurde, 
war bei den ungünstigen Regenverhältnissen der Auf- 
gang unregelmäßig und der Bestand der Felder daher 
lückenhaft. Die Ertragszahlen können daher zu einer 
Beurteilung nicht herangezogen we 
Bezüglich der Krankheiten geuchme sich Hartsville 
vor Dillon vorteilhaft aus. Während der Beobach-- 
tungskalender für Hartsville das Fehlen von Kranl- 
heiten, gesunde krä tige Entwicklung mit gutem Kapsel= 
anfat, meloet, weist Dillon viele vertrockuete Kapseln 
auf, die teils den Schädigungen des roten Kapsel- 
zunns dues Pilzbefall zu verdanken sind. 
L var die Hartsville-Ernte bei meiner An- 
kunft schon hmeent gewesen, und Lintprozente waren 
nicht bestimmt worden. Für Dillon konnte das noch 
nachgeholt werden. Es ergaben sich für diese Sorte 
3,4 v. Das entspricht dem Resultat aller einge- 
füorten amerikanischen Sorten und dem Umstande, daß 
wir es hierin mit sehr hoch gezüchteten und daher auch 
bri ihrer Verpflanzgung in neue Verhältnisse nur wenig 
widerstandsfähigen Sorten zu tun haben. Bevor man 
daher überhaupt daran denken darf, die einheimischen 
Sorten durch diese Upland-Rassen ersetzen zu lassen. 
wird man * ausprobieren und arbeiten müssen. 
8. Bassa, Muschi und Ishan. Wie schon er- 
wähnt, stanenen. dicse drei Sorten aus Nord-Nigerien, 
und zwar aus dem auf beiden Seiten des Benuc ge- 
legenen und zur Entkörnungsstation Ibi der Cotton 
Growing Association gehörigen Arbeitsgebieten. In 
den betreffenden Teilen Nord-Nigeriens liegen die 
Niederschlagsverhältnisse günstiger als in Adamana. 
Die Olpalme findet dort schon ihr Gedeihen. Diesem 
Umstande ist es wohl in erster Linie zuzuschreiben, daß 
die fraglichen Sorten sich in Adamana in einem wenig 
günstigen Lichte gezeigt haben. Am besten hat sich die 
Ishan-Wolle entwickelt. Wenn nicht die Keimfähigkeit 
der Saat so außerordentlich schlccht gewesen wäre, 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.