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nicht auffallend; insbesondere fehlte auch in diesem
Jahre die Kräuselkrankheit bei ihr vollständig. Der
Stapel scheint aber in diesem Jahre eine weitere Ver-
schlechterung erfahren zu haben, so daß es intensiver
Arbeit bedarf, ihn seiner ursprünglichen Oualität
wieder gleichzumachen, wenn das überhaupt unter den
hiesigen klimatischen Verhältnissen möglich ist. Für
die Sorte spricht allerdings, daß die Lintprozente
keine Verschlechterung, sondern scheinbar noch eine
Verbesserung erfahren haben mit 33.7 gegen 33 v. H.
im Vorjahre. Ein besonderer Vorzug liegt in der
Frühreife dieser Sorte. Jedoch ist es sehr die Frage,
ob unter hiesigen Verhältnissen dieser Vorzug so hoch
zu bewerten ist wie in anderen Baumwolländern. Es
ist nämlich auffällig, wie groß gerade bei King, noch
mehr allerdings bei Russel, der Prozentiat an durch
Schädlinge verfärbter Wolle ist. # habe schon in
meinem vorjährigen Jahresberichte darauf hingewiesen,
daß die tierischen Schädlinge auf der Baumwolle
gerade in der Ülbergangszeit von der Regen= zur
Trockenzeit unendlich zahlreich auftreten, mit Fort-
schreiten der Trockenzeit dagegen sehr zurückgehen.
Diesem Umstande ist es daher anugenscheinlich zuzu-
schreiben, daß die einheimischen Sorten bedeutend
weniger verfärbte Wolle aufweisen. Es wird daher
in diesem Jahre ein Teil der Uplandsorten noch be-
deutend später gesät werden, als im Berichtsjahre die
späte Regenzeit ergab.
5. Russel-Baumwolle. Der Ertrag dieser
Sorte mit 6,34 Ztr. pro Hektar gegen 5,78 Ztr. im
Vorjahre ist wieder wenig erfreulich. Ihre ganze Ent-
wicklung wie ihre Anfälligkeit für Schädlinge entsprachen
dem schon im Vorjahre Berichteten. Es wäre daher
nicht unberechtigt, wollte man auf Grund dieser zwei-
jährigen Ergebnisse diese Sorte aus dem Kreis der
Anbauversuche ausscheiden. Mit Rücksicht auf die großen
Unterschiede, welche sich bei den einheimischen Sorten
in diesen zwei Jahren ergeben haben, beabsichtige ich
zur Sicherung des Urreils noch einmal in diesem Jahre
den Versuch zu machen, ob sich die Sorte bei eventuell
günstigeren Niederschlagsverhältnissen sowie bei spä-
terer Bestellzeit nicht doch noch von anderer Seite
zeigt, um sie aber dann im Falle des Versagens end-
gültig aufgugeben.
6. Upland JJ. Diese Sorte ist im Vorjahre
unter dem Namen „Indische Baumwolle“ geführt
worden, unter dem sie seitens des Gouvernements mit
Vermittlung der Versuchsstation Kuti überwiesen
worden war. Wie ich aus der Denkschrift des Reichs-
Kolonialamts“) ersehen habe, ist sie an der Hand des
eingesandten Herbarmaterials inzwischen als Upland-
Sorte bestimmt. Ich habe daher den dort gewählten
Namen „Upland J“ dafür übernommen.
Aus den Aufzeichnungen über die Entwicklung
dieser Sorte im Berichtsjahre ist außer einem etwas
unregelmäßigen Auflaufen nichts Nachteiliges zu er-
Die enorme Ertragsabnahme, 6.17 Ztr. pro
Hektar gegen 15,15 Ztr. im Vorjahre, muß daher in
anderen Ursachen gesucht werden. Der 3,16 Hektar
haltende Schlag ist ungleich in den Bodenverhältnissen.
Die auf dem Teile des Ackers mit guten mittleren
Eigenschaften liegenden besonderen vier Versuchs-
parzellen von je 24 Ar Größe schwanken aber auch im
Ertrage, aust Heltar umgerechnet, nicht mehr als von
5,92 bis 6 Ztr., entsprechen also sehr gut dem
e? des Schlages. Da im Vorjahre
der Ertrag der auf diesem Schlage gebauten Wulgo-
Baumwolle auch so stark differierte gegen das dies-
jährige Ergebnis auf anderem Boden, ist anzunehmen,
.) Veröf. d. R. K. A. Nr. 6 a. a. O.
daß diese Fläche als frühere Farmfläche der Einge-
borenen abgebaut ist. Nach Angabe von Eingeborenen
sollen hier seit zehn Jahren keine Farmen mehr gewesen
sein. Die bisherigen Ergebnisse beweisen aber das
Gegenteil. Der Schlag wird daher auch in diesem
Jahre aus der Reihe der Baumwollfelder ausscheiden.
Das aus dem diesfährigen Anban der „Upland J)“
gewonnene Ergebnis ist daher nicht gecignet, ein
Urteil über ihre Geeignethet für die hiesigen Ver-
hältnisse zu fällen. Es ist daher ein weiterer Anbau-
versuch nötig.
Besonders bemerkenswert ist aber, daß bei dieser
Sorte, die im Vorjahre auf einem anderen Schlage
so sehr stark unter „Mosaikkrankheit“ gelitten hatte,
im Verichtszahre diese Krankheit überhaupt nicht auf-
trat. Das läßt den andernorts schon ausgesprochenen
Gedanken, daß in erster Linie die Bodenverhältnisse
von Einfluß auf das Austreten dieser Krankheit sind,
und zwar besonders stark humose Böden, außerordent-
lich an Wahrscheinlichkeit gewinnen.
Dem sonstigen schlechten Ergebnts entspricht huch
die Abnahme der Lintprozente von 33 auf 3 v. H.
Es kann das kein Wunder sein, wenn man 4 Saat
nach der Entginnung betrachtete. Ein derartig großer
Prozentsatz von unentwickelten und kranken Kernen
konnte nicht imstande sein, ein gutes Produkt zu er-
zeugen, im Gegenteil mußte man danach noch schlechtere
Resultate erwarten.
7. Dillon und Hartsville. Diese beiden, im
Vorjahre aus kleinen Saatproben gezogenen Sorten
wurden im Berichtsjahre ebenfalls in erster Linie zur
Saatvermehrung gebaut. Da zur möglichst großen
Vermehrung die Zahl der Kerne bei der Aussaat in
den einzelnen Pflan zlöchern auf fünf beschränkt wurde,
war bei den ungünstigen Regenverhältnissen der Auf-
gang unregelmäßig und der Bestand der Felder daher
lückenhaft. Die Ertragszahlen können daher zu einer
Beurteilung nicht herangezogen we
Bezüglich der Krankheiten geuchme sich Hartsville
vor Dillon vorteilhaft aus. Während der Beobach--
tungskalender für Hartsville das Fehlen von Kranl-
heiten, gesunde krä tige Entwicklung mit gutem Kapsel=
anfat, meloet, weist Dillon viele vertrockuete Kapseln
auf, die teils den Schädigungen des roten Kapsel-
zunns dues Pilzbefall zu verdanken sind.
L var die Hartsville-Ernte bei meiner An-
kunft schon hmeent gewesen, und Lintprozente waren
nicht bestimmt worden. Für Dillon konnte das noch
nachgeholt werden. Es ergaben sich für diese Sorte
3,4 v. Das entspricht dem Resultat aller einge-
füorten amerikanischen Sorten und dem Umstande, daß
wir es hierin mit sehr hoch gezüchteten und daher auch
bri ihrer Verpflanzgung in neue Verhältnisse nur wenig
widerstandsfähigen Sorten zu tun haben. Bevor man
daher überhaupt daran denken darf, die einheimischen
Sorten durch diese Upland-Rassen ersetzen zu lassen.
wird man * ausprobieren und arbeiten müssen.
8. Bassa, Muschi und Ishan. Wie schon er-
wähnt, stanenen. dicse drei Sorten aus Nord-Nigerien,
und zwar aus dem auf beiden Seiten des Benuc ge-
legenen und zur Entkörnungsstation Ibi der Cotton
Growing Association gehörigen Arbeitsgebieten. In
den betreffenden Teilen Nord-Nigeriens liegen die
Niederschlagsverhältnisse günstiger als in Adamana.
Die Olpalme findet dort schon ihr Gedeihen. Diesem
Umstande ist es wohl in erster Linie zuzuschreiben, daß
die fraglichen Sorten sich in Adamana in einem wenig
günstigen Lichte gezeigt haben. Am besten hat sich die
Ishan-Wolle entwickelt. Wenn nicht die Keimfähigkeit
der Saat so außerordentlich schlccht gewesen wäre,