Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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station in der Nähe von Duala von den Deutschen 
vor ihrem Abzuge zerstört worden war. « 
Die waffenfähigen Deutschen hatten sich, nach 
der gleichen englischen Darstellung, mit der in 
Duala stationierten Schutztruppenstammkompagnie 
vor der Übergabe der Stadt in drei Richtungen ins 
Innere des Schutzgebietes zurückgezogen. Als 
das „Innere des Schutzgebietes“ ist hier wohl 
das außerhalb des Wirkungsbereichs der Schiffs- 
kanonen liegende Land entlang der Nordbahn 
und der Mittellandbahn zu verstehen; denn noch 
in den folgenden Tagen fanden in unmittelbarer 
Nähe der Stadt Duala eine Reihe von Ge- 
fechten statt. 
Die in dem Hafen von Duala liegenden 
Handelsschiffe wurden von den Engländern be- 
schlagnahmt. Über die Beschlagnahme ist der in 
erster Linie beteiligten Woermann-Linie folgendes 
bekannt geworden: 
Bei der Übergabe von Duala am 27. September 
wurden die nachfolgenden Schiffe übergeben: 
„Erna Woermann“, „Aline Woermann“, „Renata 
Amsinck“, „Hans Woermann“ und „Paul Woer- 
mann“. Die übrigen Schiffe „Max Brock", 
„Henriette Woermann“, „Jeanette Woermann“, 
die Barredampfer „Haußd“ und „Fullah“, wie 
der Dampfer „Arnfried“ der Hamburg-Bremer 
Afrika-Linie A.-G. lagen außerhalb der über- 
gebenen Zone und wurden gekapert. Der Dampfer 
„Anna Woermann“ und der Dampfer „Lome“ 
der Hamburg-Amerika-Linie, der Barredampfer 
„Kukd“ der Woermann-Linie A.-G. wurden auf 
der Reede, die Barredampfer „Ado“, „Oye“, 
„Epe“, „Ondo“ der Woermann-Linie, „Ereko“ 
der Hamburg-Amerika-Linie, „Eggo“ der Ham- 
burg-Bremer Afrika-Linie A.-G. bei der Fahr- 
wassersperrung versenkt. Die Kapitäne der Woer- 
mann-Linie A.-G. Suhren und Stemmer sind ge- 
fangen in Accra, Kapitän Bundis der Hamburg- 
Bremer Afrika-Linie krank im Hospital Duala. 
Mannschaften und Duala-Europäer, Frauen und 
Kinder, sind in Cotonou und Lagos. 
Nach der „Times“ sind die Engländer und 
Franzosen in langsamem Vordringen nach dem 
Innern des Schutzgebietes begriffen. Die Fran- 
zosen haben dann am 6. Oktober die Eisenbahn- 
brücke bei Japoma genommen mit einem Ver- 
luste von: zwei Eingeborene tot, vier Europäer 
und acht Eingeborene verwundet. Japoma liegt 
an der Mittellandbahn, ungefähr 16 km von 
Duala entfernt. Am 21. Oktober haben ferner 
zwei französisch-englische Abteilungen Edea am 
Sanaga erreicht. Die Berichte reden von „harten 
Kämpfen“, die hier stattgefunden haben, doch sind 
vorläufig noch keine genaueren Angaben über die 
wahrscheinlich beträchtlichen Verluste der Ver- 
bündeten gemacht worden. 
  
Von Duala aus wurde am 8.Oktober Jabassi 
angegriffen. Die unter dem Obersten Gorges 
stehenden Kräfte des britischen Westafrika-Regi- 
ments wurden von den Deutschen zurückgeschlagen. 
Die Engländer verloren hierbei: einen Hauptmann 
und einen Sergeant (tot), einen Leutnant (schwer 
verwundet) und einen Sergeant (vermißt). Ein 
zweiter Angriff der Engländer am 14.Oktober führte 
zur Besetzung von Jabassi. Da hierbei nach den 
englischen Berichten nur ein englischer Beamter 
am Hitzschlag starb und sonst keine weiteren Ver- 
luste angegeben sind, ist der Schluß erlaubt, daß 
die Deutschen inzwischen abgezogen waren und 
die Besetzung ohne Schwierigkeit erfolgte. 
Am 19. Oktober griffen die Engländer die 
Deutschen an der Nordbahn in der Nähe von 
Susa (etwa 20 km von Duala entfernt) an. 
Hierbei wurden auf gegnerischer Seite ein Leut- 
nant und fünf farbige Soldaten getötet, 13 far- 
bige Soldaten wurden verwundet und neun werden 
vermißt. Hiernach zu urteilen hatte das Gefecht 
einen für die Engländer unglücklichen Ausgang. 
Wie haben wir nun auf Grund dieser Be- 
richte die Lage in Kamerun zu beurteilen? 
Wir müssen annehmen, daß die von unseren 
Feinden angegebenen Verluste, soweit sie über- 
haupt mitgeteilt worden sind, den Tatsachen ent- 
sprechen. Nach ihren eigenen Angaben sind aber 
bis jetzt bereits über 30 ihrer Offiziere gefallen 
bzw. außer Gefecht gesetzt worden. Wir haben 
oben schon erwähnt, von welcher Bedeutung der 
Verlust von Offizieren für farbige Truppen ist. 
Ihre Kampfkraft ist vernichtet, sobald die Offiziere 
nicht mehr in der Lage sind, ihre Soldaten im 
Gefechte zu leiten. Abgesehen von den an Bord 
der Kreuzer befindlichen, aus Europäern zusammen- 
gesetzten Landungskorps kommen nur aus Farbigen 
bestehende Truppen in Frage. Die Landungs- 
korps sind lediglich an der Küste verwendbar und 
den Strapazen des Buschkrieges nicht gewachsen. 
Die Verluste der Verbündeten sind also außer- 
ordentlich schwer. — Mangels jeder Verteidigungs- 
geschütze — die vier veralteten Feldgeschütze in 
Duala, die man dort als Salutkanonen benutzte, 
kann man nicht als solche bezeichnen — mußten 
unsere Schutztruppenkräfte erklärlicherweise bei den 
Angriffen feindlicher Kriegsschiffe die Küste räumen. 
Aus den Plätzen Victoria, Duala, Kribi und 
Kampo, die vom Feuer der feindlichen Schiffs- 
geschütze bestrichen werden können, mußten sich 
also die Unfrigen zurückziehen. Jeder Zoll Landes 
aber, der außerhalb des Bereiches der Kanonen 
liegt, wird — wie aus obigem hervorgeht — 
heldenmütig verteidigt. Die Taktik dieser Ver- 
teidigung ist durch die natürlichen Verhältnisse 
gegeben. Das Gebiet, durch das unsere Feinde 
von Duala aus vordringen wollen, ist mit dichtem
	        
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