Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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tropischen Urwald bestanden. Ein offenes Gefecht 
kann hier nicht stattfinden, sondern nur diejenige 
Art von Kampf, die man in Westafrika als „Busch- 
krieg“ bezeichnet. Hierbei kommt es in erster 
Linie auf genaue Ortskenntnis an; der Verteidiger 
lauert der vordringenden Kolonne an geeigneten 
Stellen auf, beschießt den Feind und ist meist, 
ehe dieser zur Besinnung kommt, im Walde wieder 
verschwunden. Hieraus ist es zu erklären, daß 
die Verbündeten für den Weg von Duala nach 
Edea, der nur etwa 90 km lang ist und sich 
längs der Bahnlinie hinzieht, über drei Wochen 
Zeit gebraucht haben! Je weiter sich diese Kämpfe 
von der Küste entfernen, desto günstiger werden 
die Verhältnisse für den Verteidiger und desto un- 
günstiger für den Angreifer. Um seine Etappen, 
die in dem Waldgebiete jederzeit überfallen werden 
können, zu sichern, muß der Angreifer seine Kräfte 
zersplittern. Je weiter er ins Innere vordringt, 
desto größer werden bei dem Mangel an fahr- 
baren Wegen die Verpflegungsschwierigkeiten, desto 
größer wird der Troß von Trägern. Da diese 
sich fast nur auf engen Waldpfaden vorwärts be- 
wegen können, erfordert die Sicherung der Marsch- 
kolonnen weitere Kräfte, während der Verteidiger, 
abgesehen von seiner Ortskenntnis, die ihm eine 
bessere Ausnutzung der Nahrungsmittel des Landes 
selbst ermöglicht, auf immer neue rückwärtige 
Quellen zurückgreifen kann. 
Diese stetige Beunruhigung der Marschkolonnen, 
bei der man immer gewärtig sein muß, überfallen 
zu werden, macht die Truppe nervös und kostet, 
wie aus den oben erwähnten Gefechten hervor- 
geht, viel Offtziere und Mannschaften. Es ist 
sehr wohl denkbar, daß der Plan unserer tapferen 
Verteidiger dahin geht, die Feinde unter steter 
Beunruhigung weiter ins Innere Kameruns vor- 
dringen zu lassen, um sie dann an einem selbst- 
gewählten Kampfplatze womöglich aufzureiben. 
Es verdient, hervorgehoben zu werden, daß 
nach dem letzten Berichte des Gouverneurs die 
eingeborene Bevbölkerung ruhig ist. Aus 
einer Bekanntmachung des Gouverneurs vom An- 
fang August, nach der sich eingeborene Stämme 
als Krieger anboten, geht hervor, daß große Teile 
der farbigen Bevölkerung sogar für uns kämpfen 
wollen, und daß sie wirklich für uns gekämpft 
haben, beweist das oben erwähnte Beispiel des 
Sultans von Logone Karnak. 
Wir können hoffen, daß die tapfere Schar 
deutscher Kulturpioniere in Kamerun den mit 
großer Macht von allen Seiten anstürmenden 
Feinden in gleicher Weise wie bisher die Stirn 
bieten und die deutsche Flagge an der Westküste 
Arrikas aufrecht halten wird! 
  
III. Togo. 
Von allen deutsch-afrikanischen Schutzgebieten 
bot Togo im Kriegsfall für die Verteidigung die 
ungünstigsten Bedingungen. Das nach allen Seiten 
offene, eng zwischen feindliche Nachbarkolonien 
eingekeilte Land war einem beiderseitigen Über- 
fall durch englische und französische Streitkräfte 
von Anfang an nahezu wehrlos preisgegeben, 
zumal nennenswerte Schwierigkeiten für das Vor- 
dringen des Gegners nicht vorhanden sind, und 
letzteres noch dazu durch ein vorzügliches Straßen= 
und Wegenetz erleichtert wurde. Unter diesen 
Umständen konnte bei dem Fehlen einer Schutz- 
truppe mit erfolgreicher Gegenwehr für längere 
Dauer ernstlich nicht gerechnet werden. Um so 
höher ist es zu veranschlagen, daß der stellver- 
tretende Gouverneur Geh. Reg.-Rat, Major a. D. 
von Doering unter Aufgebot fast aller verfüg- 
baren wehrfähigen Deutschen mit dieser und mit 
der. Polizeitruppe bis zum Außersten Widerstand 
geleistet hat. Vor allem galt es hier, die im 
Innern des Landes bei Kamina (Bezirk Atak- 
pame) errichtete Großfunkenstation, mittels 
deren die alltägliche Verständigung nicht nur mit 
Togo, sondern auch den übrigen Schutzgebieten 
in Afrika aufrecht erhalten wurde, solange als 
irgend möglich zu erhalten. Demgemäß ver- 
legte v. Doering, nachdem alsbald nach Beginn 
des Kriegszustandes die mit dem Gouverneur der 
Goldküstenkolonie eingeleiteten Verhandlungen 
wegen Neutralitätserklärung des Togo-Gebietes 
britischerseits abgelehnt worden waren, am 8. August 
alle nur erreichbaren Streitkräfte der Polizeitruppe 
— im ganzen 400 Mann, meist Reservisten und 
Rekruten — nach Kamina und leitete von dort 
aus die erforderlichen kriegerischen Unternehmungen. 
Soweit als möglich wurden Proviant sowie Kriegs- 
material und rollendes Eisenbahnmaterial mitge- 
nommen. Bei dem Rückzuge nach Kamina ließ 
v. Doering den kleinen Funkenturm bei Tog- 
blekofe und die Eisenbahnbrücke über den Sio- 
fluß sowie noch andere Brücken der Eisenbahnen 
nach Atakpame und Palime zerstören. 
Gleichzeitig besetzten die Engländer Lome, 
erklärten für die Stadt das Kriegsrecht und alles, 
bis 120 km landeinwärts sich erstreckende Land 
für englischen Besitz. Dabei wurde die feierliche 
Zusage gegeben, die Ordnung zu wahren und 
das Eigentum zu schützen. Wenige Tage später über- 
schritten die Franzosen, die bereits am 8. August 
Anecho besetzt hatten, den deutsch-französischen 
Grenzfluß Mono in der Nähe von Tokpli und 
besetzten die Landschaft Sagada. 
Gleichzeitig rückten die Engländer von Lome 
aus längs der Palimebahn vor, besetzten zwischen 
dem 12. und 15. August Noepe, Assahun und
	        
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