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tropischen Urwald bestanden. Ein offenes Gefecht
kann hier nicht stattfinden, sondern nur diejenige
Art von Kampf, die man in Westafrika als „Busch-
krieg“ bezeichnet. Hierbei kommt es in erster
Linie auf genaue Ortskenntnis an; der Verteidiger
lauert der vordringenden Kolonne an geeigneten
Stellen auf, beschießt den Feind und ist meist,
ehe dieser zur Besinnung kommt, im Walde wieder
verschwunden. Hieraus ist es zu erklären, daß
die Verbündeten für den Weg von Duala nach
Edea, der nur etwa 90 km lang ist und sich
längs der Bahnlinie hinzieht, über drei Wochen
Zeit gebraucht haben! Je weiter sich diese Kämpfe
von der Küste entfernen, desto günstiger werden
die Verhältnisse für den Verteidiger und desto un-
günstiger für den Angreifer. Um seine Etappen,
die in dem Waldgebiete jederzeit überfallen werden
können, zu sichern, muß der Angreifer seine Kräfte
zersplittern. Je weiter er ins Innere vordringt,
desto größer werden bei dem Mangel an fahr-
baren Wegen die Verpflegungsschwierigkeiten, desto
größer wird der Troß von Trägern. Da diese
sich fast nur auf engen Waldpfaden vorwärts be-
wegen können, erfordert die Sicherung der Marsch-
kolonnen weitere Kräfte, während der Verteidiger,
abgesehen von seiner Ortskenntnis, die ihm eine
bessere Ausnutzung der Nahrungsmittel des Landes
selbst ermöglicht, auf immer neue rückwärtige
Quellen zurückgreifen kann.
Diese stetige Beunruhigung der Marschkolonnen,
bei der man immer gewärtig sein muß, überfallen
zu werden, macht die Truppe nervös und kostet,
wie aus den oben erwähnten Gefechten hervor-
geht, viel Offtziere und Mannschaften. Es ist
sehr wohl denkbar, daß der Plan unserer tapferen
Verteidiger dahin geht, die Feinde unter steter
Beunruhigung weiter ins Innere Kameruns vor-
dringen zu lassen, um sie dann an einem selbst-
gewählten Kampfplatze womöglich aufzureiben.
Es verdient, hervorgehoben zu werden, daß
nach dem letzten Berichte des Gouverneurs die
eingeborene Bevbölkerung ruhig ist. Aus
einer Bekanntmachung des Gouverneurs vom An-
fang August, nach der sich eingeborene Stämme
als Krieger anboten, geht hervor, daß große Teile
der farbigen Bevölkerung sogar für uns kämpfen
wollen, und daß sie wirklich für uns gekämpft
haben, beweist das oben erwähnte Beispiel des
Sultans von Logone Karnak.
Wir können hoffen, daß die tapfere Schar
deutscher Kulturpioniere in Kamerun den mit
großer Macht von allen Seiten anstürmenden
Feinden in gleicher Weise wie bisher die Stirn
bieten und die deutsche Flagge an der Westküste
Arrikas aufrecht halten wird!
III. Togo.
Von allen deutsch-afrikanischen Schutzgebieten
bot Togo im Kriegsfall für die Verteidigung die
ungünstigsten Bedingungen. Das nach allen Seiten
offene, eng zwischen feindliche Nachbarkolonien
eingekeilte Land war einem beiderseitigen Über-
fall durch englische und französische Streitkräfte
von Anfang an nahezu wehrlos preisgegeben,
zumal nennenswerte Schwierigkeiten für das Vor-
dringen des Gegners nicht vorhanden sind, und
letzteres noch dazu durch ein vorzügliches Straßen=
und Wegenetz erleichtert wurde. Unter diesen
Umständen konnte bei dem Fehlen einer Schutz-
truppe mit erfolgreicher Gegenwehr für längere
Dauer ernstlich nicht gerechnet werden. Um so
höher ist es zu veranschlagen, daß der stellver-
tretende Gouverneur Geh. Reg.-Rat, Major a. D.
von Doering unter Aufgebot fast aller verfüg-
baren wehrfähigen Deutschen mit dieser und mit
der. Polizeitruppe bis zum Außersten Widerstand
geleistet hat. Vor allem galt es hier, die im
Innern des Landes bei Kamina (Bezirk Atak-
pame) errichtete Großfunkenstation, mittels
deren die alltägliche Verständigung nicht nur mit
Togo, sondern auch den übrigen Schutzgebieten
in Afrika aufrecht erhalten wurde, solange als
irgend möglich zu erhalten. Demgemäß ver-
legte v. Doering, nachdem alsbald nach Beginn
des Kriegszustandes die mit dem Gouverneur der
Goldküstenkolonie eingeleiteten Verhandlungen
wegen Neutralitätserklärung des Togo-Gebietes
britischerseits abgelehnt worden waren, am 8. August
alle nur erreichbaren Streitkräfte der Polizeitruppe
— im ganzen 400 Mann, meist Reservisten und
Rekruten — nach Kamina und leitete von dort
aus die erforderlichen kriegerischen Unternehmungen.
Soweit als möglich wurden Proviant sowie Kriegs-
material und rollendes Eisenbahnmaterial mitge-
nommen. Bei dem Rückzuge nach Kamina ließ
v. Doering den kleinen Funkenturm bei Tog-
blekofe und die Eisenbahnbrücke über den Sio-
fluß sowie noch andere Brücken der Eisenbahnen
nach Atakpame und Palime zerstören.
Gleichzeitig besetzten die Engländer Lome,
erklärten für die Stadt das Kriegsrecht und alles,
bis 120 km landeinwärts sich erstreckende Land
für englischen Besitz. Dabei wurde die feierliche
Zusage gegeben, die Ordnung zu wahren und
das Eigentum zu schützen. Wenige Tage später über-
schritten die Franzosen, die bereits am 8. August
Anecho besetzt hatten, den deutsch-französischen
Grenzfluß Mono in der Nähe von Tokpli und
besetzten die Landschaft Sagada.
Gleichzeitig rückten die Engländer von Lome
aus längs der Palimebahn vor, besetzten zwischen
dem 12. und 15. August Noepe, Assahun und