Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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den ausgezeichneten Eindruck, den diese machten. 
Sowohl was den Umfang und die Mannigfaltig- 
keit der Kulturen anbetraf, als auch in hygienischer 
Beziehung unterschieden sich diese „villages des 
licenciers“ vorteilhaft von den sonstigen Ort- 
schaften der Gegend. 
Die Olpalme fehlte dort ganz. Die Dampfer- 
besatzungen brachten das Palmöl von Bumba 
mit und verkauften es an die Anlieger des Flusses. 
Die Steuererhebung hatte den Handel günstig 
beeinflußt. Überall nahmen die Eingeborenen 
schon gern Kleingeld. Das Zehncentimestück 
wurde dem Fünscentimestück vorgezogen, das 
Zwanzigcentimestück nur ungern genommen. Am 
beliebtesten war das Frankstück und das Fünfzig- 
centimestück. Kupfergeld wurde nirgends beob- 
achtet. Wenige Minuten von der Station Ibembo 
befand sich die Missionsstation der Premon-= 
stratenser. Die Missionsstation ist in sehr schöner 
Lage auf einem Plateau in Mauersteinen und 
Kalk erbaut. Die Steine werden an Ort und 
Stelle von den Patres hergestellt, den Kalk ge- 
winnen sie in der Gegend von Buta und bringen 
ihn auf Flößen nach Ibembo herunter. 
G. 
Gô. war damals der wichtigste Umschlagsplatz 
für das ganze Uele-Gebiet. Die Wasserfälle bei 
G6 machten für die Strecke von Gôé nach Diamba 
einen Einbamntransport während des ganzen 
Jahres notwendig. In G befanden sich zwei 
Kaufhäuser, eine Faktorei der Comminière und 
ein portugiesisches Haus. Außerdem hatte sich 
ein Küstenneger dort etabliert. Die Comminiere 
war 1913 die führende private Handelsfirma für 
das ganze Uele-Gebiet. Ihre Faktorei in Gô 
diente in erster Linie auch dem Umschlag der 
Waren. Ihre Direktion für das Uele-Gebiet 
halte sie in Ekwangatana, 20 Minuten von 
Diamba stromauf gelegen. Sie verteilte von 
hier aus die Waren für das ganze Gebiet. Sie 
besaß einen kleinen Dampfer auf dem Itimbiri 
und zwei Schlepper auf dem Rubi. Für den 
Handelsverkehr mit den Farbigen kamen die- 
selben Gegenstände wie am Stanleypool in Be- 
tracht. 
Zu Zeiten des Hochwassers können die Waren- 
trausporte von Bumba nach Buta auf der Strecke 
von Bumba bis G kleine Dampfer vom Typ 
„Délivrance“, die Leichter ziehen, benutzen. 
Wasserfälle von Gô waren mit einer 
Feldbahn (Decauville) von etwa 1800 m Länge 
lumgangen. Vom Endpunkt dieser Bahn bis 
Djamba wurden die Transporte auf Einbäumen 
und Stahlbooten befördert, von Djamba nach 
Buta wurden Schlepper oder „Auxiliaires“ mit 
Leichtern verwendet. 
  
Die 
kleinen 
Dieser Dienst funktionierte 
im Jahre während 7 Monate. Bei Niedrig- 
wasser fuhren die Dampfer zunächst nur bis 
Aketi und später nur bis Ibembo, ja manch- 
mal nicht weit über Moenge hinaus. Zur Zeit 
des Niedrigwassers mußten die Waren von 
Moenge bis Gö, ebenso von Djamba bis 
Buta in Einbäumen und Stahlbooten befördert 
werden. Für große Warentransporte reichten 
diese Mittel natürlich nicht aus, zumal es von 
Jahr zu Jahr schwieriger wurde, die erforder- 
lichen Ruderer zu beschaffen. Freiwillige Ruderer 
waren für das Gouvernement überhaupt nicht zu 
haben. Zur Abstellung dieser Schwierigkeiten 
waren die verschiedensten Projekte aufgestellt, in 
Angriff genommen und wieder ausgegeben worden. 
Ernst hält es für die einfachste und vernünftigste 
Lösung den Bau einer Eisenbahn vom Aru— 
wimi oder aus der Umgegend von Stanley-= 
ville in das Uele-Gebiet. Für den Bau einer 
Bahn in Nieder-Uele reichen seiner Ansicht nach 
die vorhandenen Warenmengen nicht aus. 
Buta. 
Von Buta nach Bambili führt die bekannte 
Automobilstraße, auf der die Antomobile aller- 
dings erst bis Titule verkehrten. Von Titule 
nach Angodia wurden Maultierwagen verwandt, 
von Angodia nach Bambili Einbäume. Der 
Weg von Buta nach Titule war mit einer 
Schicht Raseneisenstein (Limonit) bedeckt, die sich 
sehr gut, auch während der Regenzeit, bewährte. 
Die Schwierigkeiten bestanden weniger in der 
Beschaffenheit des Weges als in der Unzweck- 
mäßigkeit der verwandten Automobile. Man hatte 
leichte Wagen mit einer Geschwindigkeit von 35 
bis 40 km und Gummireifen herausgeschickt, die 
sich für den Warentransport nicht eigneten. Nach 
der Ansicht von Ernst. wären Wagen mit einer 
Nutzlast von 1½ bis 2t, Eisenrädern und einer 
Geschwindigkeit von 18 bis 20 km in der Stunde 
besser am Platze. Diese Wagen hätten dann zu 
Transporten zusammengestellt werden müssen, bei 
denen nur ein Wagen von einem Weißen ge- 
führt zu werden brauchte, während die übrigen von 
Farbigen geführt werden müßten. Falls Reparaturen 
unterwegs notwendig würden, könnte sie der 
Weiße vornehmen. Auch der Weg von Titule 
nach Bambili war in relativ gutem Zustande. 
Er würde ebenfalls von Antomobilen benutzt 
werden können, sobald er mit der Limonitschicht 
bedeckt wäre. Dies sollte im Jahre 1914 ge- 
schehen. 
Arbeiter lassen sich nach Ernst in dieser 
Gegend überall sehr leicht anwerben. Im all- 
gemeinen schwankten die Monatslöhne einschließ- 
lich Ration zwischen 7 und 11 Fr. Den letzteren 
Preis zahlte die Comminiere; sie konnte die sich
	        
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