Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

GV 118 2O 
Polizeitruppe gegen Weiße zu verwenden. Das 
könne schlimme Folgen haben und einem Pienaar 
oder ähnlichen Leuten, für deren Pläne Katanga 
gegenwärtig kein Feld biete, den Boden ebnen. 
Am 4. April 1910 berichtete Forthomme, daß 
ein gewisser Prince, einer der ersten 1886/87 
nach Transvaal gekommenen Abenteurer, Pläne 
auf Katanga im Schilde führe. Er sei völlig 
heruntergekommen gewesen, verfüge jetzt aber 
plötzlich wieder über viel Geld und spreche von 
einem Zug von 2000 Bewaffneten, den er „nach 
Norden“ führen wolle. 
Angesichts dieser und anderer Informationen 
hielt es die belgische Regierung für geboten, un- 
verzüglich energische Schritte zur Sicherstellung 
von Katanga vor allen Eventualitäten einzuleiten. 
Es wurde zunächst eine Aktion bei der britischen 
Regierung in London ins Auge gefaßt, um die 
sofortige Inangriffnahme der Grenzfestlegung 
zwischen Rhodesia und dem Kongo bei der eng- 
lischen Regierung zu erstreben. Durch das in- 
zwischen perfekt gewordene belgisch-deutsch-englische 
Kiwu—Mfumbiro-Grenzabkommen vom 19. Mai 
1910 waren die Truppen, die man im Kiwu- 
gebiet zu versammeln für geboten erachtet hatte, 
verfügbar geworden. Diese beschloß man sofort 
nach Katanga in Marsch zu setzen und sie durch 
weitere Nachschübe vom unteren und mittleren 
Kongo nach einem einheitlichen Plan zu verstärken, 
so daß dieselben binnen 3½ Monaten auf 2500 
Mann gebracht werden könnten. Hinter diesem 
Vorhang sollten dann die innere farbige Polizei 
organisiert, die Hauptorte Katangas gegebenen- 
falls etwas befestigt und die innere Verwaltung 
schleunigst reorganisiert, die alten, nie befolgten 
Dekrete, die die Verwaltung nur lächerlich machten, 
so die über die Eingeborenenanwerbung, die di- 
rekten Steuern und Jagd, baldigst aufgehoben 
werden. Auch die Eingeborenenspionage wollte 
man ähnlich organisieren wie die gegen die Um- 
triebe der Portugiesen am Dilolosee. 
Die Truppendislokation wurde im Mai 1910 
auf telegraphischem Wege eingeleitet. Nach einem 
Bericht von Ende 1910 war der Effektivstand in 
Katanga auf 1900 Farbige und 54 Weiße ge- 
bracht. Die Truppe verfügte über 20 Nordenfelt- 
47 mm3Geschütze sowie über 12 Maxim-Maschinen- 
gewehre. 
Am 20. Juni konnte der Minister des Außeren 
Davignon dem Kolonialminister Renkin die be- 
ruhigende Nachricht geben, daß der König Albert 
bei seinem Besuch in London mit Sir Edward 
Grey gesprochen habe, daß dieser die Gefahr einer 
Invasion für unbegründet halte und daß daher 
unter diesen Umständen weitere diplomatische 
Schritte der belgischen Regierung in London un- 
angebracht seien. 
  
Auch die weiteren Berichte des Generalkonsuls 
Forthomme in Johannesburg lauteten beruhigen- 
der. Die Südafrikanische Union sei einem Raid 
abgeneigt, und Abenteurer wie Prince fänden bei 
den Rand-Magnaten nicht die erhoffte Unterstützung. 
Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen 
gaben dem englischen Vizekonsul G. B. Beak in 
Elisabethville Anlaß, folgendes Schreiben an den 
Vizegonverneur-Général des Katangagebietes 
Wangermêe zu richten: 
British Vice Consulate Katanga 
Oetober 1910. 
Strictly Confidential. 
Dear Colonel Wangermée 
regret to inform Fou that a very ugly 
rumour has become current, a rumour which 
I have refused, and which 1 still refuse, to 
believe, but one which has so frequentl) been 
repeated that, in Case it should not have reached- 
Jour ears, I feel obliged to acquaint you 
with it. 
Vou are aware of the manner in which the 
pbress has exaggerated the situation in the 
Katanga and Fou are not ignorant of the 
amount of wild talk to which even so innocent 
an ineident as the visit of Doctor Jameson 
recently gave rise. This visit I fortunately) 
had the pleasure of discussing with you and 
I was gratified to find that you attached no 
more importance than I did to the sayings of 
the less desirable membres of the communitx. 
The rumour to which I1 would direct your 
attention is to the effect that the askari re- 
cently introduced into this territory are, in the 
event of difficulties, to be employed against 
Whites. I am very far from anticipating any 
thing more than commereial difficulties but 1 
can conceive nothing more calculated to arouse 
ill-feeling between the two races than the idea 
that, come what may, the colour line would 
not be strictly observed. 
I have been unable to trace the origin of 
this rumour but I am aware that it has been 
widel) circulated and 1 would, consequentl), 
suggest the advisability of contradicting it in 
whatever way you may consider most suitable. 
I have written this for your information only. 
Believe me 
ours very sincerly 
(gez.) G. B. Bea k. 
Aus diesem vertraulichen Brief erhellt die an- 
gesichts der reichlichen Verwendung, die England 
gegenwärtig in dem Krieg von farbigen Hilfs- 
truppen macht, nicht uninteressante Tatsache, daß 
ein englischer Beamter im Jahre 1910 noch
	        
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