G 126 20
nunftlos wütende Rotstift. Kreicht ihm ja doch oft das
Interessanteste heraus. telle ich mir nebenher
noch ein neutrales Blatt. Dierer Leser vergaß dabei
den Gedankengang so weit fortzuspinnen, daß er die
Möglichkeit dazu nur der liberalen Heltung deutscher
Militärbchörden verdankte, die — im Gegensatz zu
dlenen feindlicher Staaten —. der Einfuhr neutraler,
ja sogar feindlicher Blätter keinerlei Schwierigkeiten
in den Weg gcelegt haben.
So ist der Schweizer Hermann Stegemann bei uns
berühmt geworden. inc Kriegsartikel im Berner
„Bund“ werden überall gelesen, auch das amtliche
Wolff-Bureau hat seincm stets streng neutialen, aber
doch immer von hoher Bewunderung für Deutschlands
militärische Ricsenleistung durchwehten Worte schon
oft weiteste Verbreitung verschafft. Kein Wunder,
(laß jeder, der die Kriegscreignisse denkend miterlebt,
mit Spannung dem Erscheinen des ersten Bandes
dieser Kriegsgeschichte entgegensah.
Die Erwartungen sind nicht enttäuscht. Der
Dichter von einst hat es verstanden, wenn scinc Dar-
stellung vorläufig auch schon scchs Wochen nach
Kricgsausbruch stehen bleiben mußtc, diesc erste Phasc
dles weltgeschichtlichen Ringens in wahrhaft künst-
lerischer Weisc zu formen. Er bat seine Aufgabe
nicht darin geschen, lediglich eine chronologische Zu-
sammenstellung der Ereignisse anzufertigen. sondern
er hat. um ein von ihm geprägtes (etwas kühnes) Bild-
zu gebrauchen, die Geschehnisse „mit der Wangenröte
dies Lebens gemalt“. Er eicht. nicht nur das graucn-
rolle Morden, sondern trachtet vor allem auch. das
„.Beistige Element“ zu erkennen, das dabei wirksam
ist, das „Völker und Heere gegeneinander führt, das
politischen Ideen und strategischen Gesetzen gehorcht.
die aus Plan und (iegenplan bald schattenhaft, bald
Plastisch gerundet herrortreten“.
Es ist fast unglaublich, daß der Munn. der den
Mut zu diesem Werke gefunden bat, ein Nichtmilitür
ist, allerdings einer, der sich jahrzehntelang mit Leiden-
schaft dem Studium der Kriegswissenschaften gewidmet
at. Ich kann es Stegemann aus eigener Erinnerung
an einc im Vergleich zu dem jetzigen Weltkriege
winzig kleine kriegspublizistische Aufgabe — s
handelte sich um * südwestafrikanischen Feldzug
1904/06 — nachfühlen, wie der Reiz solcher Schil-
derung militärischer Ereignisse auch den Zivil-
Beobachter, der die nötige Herzwürme dazu mitbringt,
müchtig packen kann.
Der erste Band, durch klarc und instruktive
Karten ergünzt, umsaht die Vorgeschichte des Krieges
nebst den duzu gehörigen diplomatischen Aktenstücken
und einer Reihe von geschichtlichen Anmerkungen,
einen Abril) der militürischen Lage Europas vor Be-
ginn der Verwicklung und die Feldzüge im Westen
und Osten bis zum 15. September 1914. Der Verfasser,
der die Hoffnung ausdrückt, daß dieser „längst für
den Fricden reife Kricg“ noch in diesem Jahre enden
möge, will das Werk auf drei bis vier Bünde be-
schrünken. Ob diese Beschrünkung des Umfangs sich
endgültig wird durchführen lussen, will mir ciniger-
maßen zveifelhaft erscheinen. Sie ist aber auch gar
nicht unbedingt nötig, denn seine dankbaren Leser
würden auch weitere Bünde Stegemanns mit Vergnügen
kaufen. S.
Neue Literatur.)
III.
Zusammengestellt in der Blbllothek des Relchs-Kolonlalamts.
Dle elngereichten Bücher, deren Aufzühlung und Besprechung sich die Redaktion durchaus vorbehllt, werden unter
kelnen Umständen zurückgesandt.
I. Geschichte und Politik.
bessen. Maurice: Les Colonies allemandes et leur
valeu Préf. de Hier#e Perreau Pradier. Paris:
ochellemel 1917. VII, 178 S. 80. 1
Blehl, Franz: Die ose in den Kolonien. Vor-
schlüge zu ihrer Förderun
in: Koloniale Kundschan Ig EEIII
* Die Tagebücher von Dr. Emin Pascha (d. i.
Eduard Schnitzerl. Hrsg von Franz Stuhl-
mann. Bd 1. Hamburg, Braunschweig, Berlin:
Westermann. 1916. 40. (3
TIIImann, Hugo: Georg Schweinfurth. Zu seinem
80. Geburtstage.
in: Koloniale Rundschau. Jg 1917. H. 1/2. S. 10 ff. 4
Grumbach, S.: Das annegionistische Deutsch-
land. Eine Sammiung von Dokumenten, die seit d.
4. Aug. 1914 in Deutschland öffentlich oder geheim
verbreitet wurden. Mit e. Anh.: Antiannexionistische
Kundgebungen. Lausanne: Payot 1917. X, 471 S. 80R. (6
*) Mlt elnem ’ sind dle Titel der Werke bereleboet. Kelebe,
del der Redaktlon des Kolonlalblattes elogi n; mit elnem
dlejenlgen, welche von jr Blbllothek des Re E# olon
kluflich erworben wurden
* Kapp, W.: Dus innerbolitische Deutschland und
d# e Stuttgart Berlin: Deutsche Verl. Anst.
1917. 35 80.
(ber d n Krieg. Hrsg. von Ernst Jäckh. 90.) |6
II. Geographie, Reisebeschreibungen,
Ethnographie, Archüologie.
Schehliuger, H.: Die australische Wülste und ihre
ner
in: Koloniale Rundschau. Jg 1917. H. 1/2. S. 20ff. 1
* Luschan, F. von: Kriegsgefangene. Ein Beitrag
zur Völkerkunde im Weltkriege. Einführung in die
Grundzüge der Anthropologie. Hundert Steinzeich-
nungen von Hermann Struck. Berlin: D. Reimer
9 117 S. 80. "6
Bew
III. Naturwissenschaften.
Vacat.
IV. Medizin.
WSchellhanse: Eine Beobachtung über das Vor.
kommen von Argasinen (Rückfallfieberzecken) auf
dem afrikanischen Warzenschwein.
Aus: Berliner Tierürztliche Wochenschrift 1916.
Ig 32. JNr. 50. lo