G 182 20
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilwelse nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Ostafrika.
zu den Kämpfen in Deutsch -Ostafrika.
Eine Wertung amtlicher englischer Kriegsberichterstattung während der Monate
Januar bis
Von den deutschen Schutzgebieten trotzt
Deutsch-Ostafrika noch immer der Gewalt des
feindlichen Ansturms. Im Gegensatz zu der Vor-
aussage des früheren englischen Generalissimus
in Deutsch-Ostafrika, Smuts, daß spätestens das
Ende des Monats Mai auch das Ende der Kämpfe
in Ostafrika sehen würde, mußte das englische
Kriegsamt unter dem 30. Mai d. Is. noch fol-
gendes bekannt geben:
„Bis vor kurzem waren die klimatischen
Verhältnisse auf diesem Kriegstheater noch solche,
daß sich alle größeren militärischen Unterneh=
mungen verboten. Das Ende einer ausnahms-
weise starken Regenzeit steht nun bevor, das
Land wird wieder trocken, und es macht sich
die Neigung zu erneuter militärischer Tätig-
keit geltend.
Die ersten Tage des Monats Mai wurden
gekennzeichnet durch eine allgemeine, nach
Süden gerichtete Bewegung der deutschen
Streitkräfte im Rufidjital (südlich der Zen-
tralbahn) und im Küstengebiet. Die Truppen,
die bis dahin das Rufidjital und die Stellungen
unmittelbar südlich davon behauptet hatten,
wurden nach dem Matandutal (50 bis 100
engl. Meilen südlich davon) überführt, während
noch weiter südlich Streifabteilungen durch die
Täler des Lutschenda und Lutschulingo
(südliche Nebenflüsse des Rovuma) in portugie-
sisches Gebiet eindrangen und sich der Grenze
von Britisch-Nyassaland näherten, wobei sie die
Eingeborenendörfer verbrannten, die Einwohner
terrorisierten und Lebensmittel zu deutschen
Niederlagen nördlich des Rovuma schafften.
Im und in der Gegend des Matandutales,
bei Lindi, Sudi usw. (die beiden letzten
Plätze liegen an der Küste der südlichen Hälfte
der Kolonie) fanden zahlreiche Aufklärungs-
gefechte statt, gelegentlich auch Zusammenstöße
zwischen größeren Truppenkörpern.
In den Zentralgebieten begann die deutsche
Südbewegung bereits im Februar, als deutsche
Kolonnen, indem sie den Mahenge-Bezirk
*) Die nachstehenden Ausführungen sind als
Privatarbeit, nicht als amtliche Veröffentlichung
angusehen.
Juni 1917.
räumten, in Eilmärschen auf Gumbiro und
Songea (letzteres etwa 150 engl. Meilen
südwestlich von Mahenge) vorgingen, wobei sie
schließlich sich in zwei Hauptteile trennten,
deren einer seinen Weg zur portugiesischen
Grenze fortsetzte. «
Der andere Teil unter dem Befehl des
Majors Wintgens, der im Gebiet des Kiwu—
sees befehligt hatte, bis er dort durch die
Offensive der belgischen Kongoarmee vertrieben
wurde, brach wieder gegen Norden auf, entkam
unseren zwischen Iringa und dem Nyassasee
operierenden Truppen, marschierte vorbei an
Neu-Utengule und dem Rukwasee (im Süd-
westteil der Kolonie) und erreichte auf dem
Marsche nach Tabora um den 6. Mai
Kitunda, verfolgt von englisch-rhodesischen
und anderen Truppen.
Am 22. Mai wurde der deutsche Befehls-
haber in der Nähe von Lukalanka (61 engl.
Meilen Süd-Süd-West von Tabora) durch eine
belgische Kolonne gefangengenommen, die mit
den englischen Truppen von der Zentralbahn
aus zusammenarbeitete."
Diesen Bericht, der nach englischer Weise
wieder mehr verschweigt als sagt, mußte das
englische Kriegsamt in den ersten Junitagen noch
dahin ergänzen, daß deutsche Truppen einen eng-
lischen Posten etwa 50 engl. Meilen südlich von
Kilossa angegriffen hätten. ·
Was sagen und was verschweigen nun im
einzelnen diese amtlichen englischen Berichte: Zu—
treffend scheint die Meldung zu sein von der
Räumung des unteren Rufidjitales und des
Gebietes zwischen diesem und dem Matandu-
flusse, der etwa parallel zum Rufddji von
Liwale bis zu seiner Einmündung in den Jur
dischen Ozean bei Kilwa fließt. Welche Gründe
die deutsche Truppenführung zu der Einnahme
dieses neuen Verkeidigungsabschnittes bewogen ha,
ist aus dem englischen Bericht natürlich nicht el-
sichtlich. Sicher geht aus ihm nur das eime
hervor, daß diese deutsche Maßnahme nicht au
einen unmittelbaren englischen Druck zurück
zuführen oder gar von einem solchen url-