Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilwelse nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutsch-Ostafrika. 
zu den Kämpfen in Deutsch -Ostafrika. 
Eine Wertung amtlicher englischer Kriegsberichterstattung während der Monate 
Januar bis 
Von den deutschen Schutzgebieten trotzt 
Deutsch-Ostafrika noch immer der Gewalt des 
feindlichen Ansturms. Im Gegensatz zu der Vor- 
aussage des früheren englischen Generalissimus 
in Deutsch-Ostafrika, Smuts, daß spätestens das 
Ende des Monats Mai auch das Ende der Kämpfe 
in Ostafrika sehen würde, mußte das englische 
Kriegsamt unter dem 30. Mai d. Is. noch fol- 
gendes bekannt geben: 
„Bis vor kurzem waren die klimatischen 
Verhältnisse auf diesem Kriegstheater noch solche, 
daß sich alle größeren militärischen Unterneh= 
mungen verboten. Das Ende einer ausnahms- 
weise starken Regenzeit steht nun bevor, das 
Land wird wieder trocken, und es macht sich 
die Neigung zu erneuter militärischer Tätig- 
keit geltend. 
Die ersten Tage des Monats Mai wurden 
gekennzeichnet durch eine allgemeine, nach 
Süden gerichtete Bewegung der deutschen 
Streitkräfte im Rufidjital (südlich der Zen- 
tralbahn) und im Küstengebiet. Die Truppen, 
die bis dahin das Rufidjital und die Stellungen 
unmittelbar südlich davon behauptet hatten, 
wurden nach dem Matandutal (50 bis 100 
engl. Meilen südlich davon) überführt, während 
noch weiter südlich Streifabteilungen durch die 
Täler des Lutschenda und Lutschulingo 
(südliche Nebenflüsse des Rovuma) in portugie- 
sisches Gebiet eindrangen und sich der Grenze 
von Britisch-Nyassaland näherten, wobei sie die 
Eingeborenendörfer verbrannten, die Einwohner 
terrorisierten und Lebensmittel zu deutschen 
Niederlagen nördlich des Rovuma schafften. 
Im und in der Gegend des Matandutales, 
bei Lindi, Sudi usw. (die beiden letzten 
Plätze liegen an der Küste der südlichen Hälfte 
der Kolonie) fanden zahlreiche Aufklärungs- 
gefechte statt, gelegentlich auch Zusammenstöße 
zwischen größeren Truppenkörpern. 
In den Zentralgebieten begann die deutsche 
Südbewegung bereits im Februar, als deutsche 
Kolonnen, indem sie den Mahenge-Bezirk 
*) Die nachstehenden Ausführungen sind als 
Privatarbeit, nicht als amtliche Veröffentlichung 
angusehen. 
  
Juni 1917. 
räumten, in Eilmärschen auf Gumbiro und 
Songea (letzteres etwa 150 engl. Meilen 
südwestlich von Mahenge) vorgingen, wobei sie 
schließlich sich in zwei Hauptteile trennten, 
deren einer seinen Weg zur portugiesischen 
Grenze fortsetzte. « 
Der andere Teil unter dem Befehl des 
Majors Wintgens, der im Gebiet des Kiwu— 
sees befehligt hatte, bis er dort durch die 
Offensive der belgischen Kongoarmee vertrieben 
wurde, brach wieder gegen Norden auf, entkam 
unseren zwischen Iringa und dem Nyassasee 
operierenden Truppen, marschierte vorbei an 
Neu-Utengule und dem Rukwasee (im Süd- 
westteil der Kolonie) und erreichte auf dem 
Marsche nach Tabora um den 6. Mai 
Kitunda, verfolgt von englisch-rhodesischen 
und anderen Truppen. 
Am 22. Mai wurde der deutsche Befehls- 
haber in der Nähe von Lukalanka (61 engl. 
Meilen Süd-Süd-West von Tabora) durch eine 
belgische Kolonne gefangengenommen, die mit 
den englischen Truppen von der Zentralbahn 
aus zusammenarbeitete." 
Diesen Bericht, der nach englischer Weise 
wieder mehr verschweigt als sagt, mußte das 
englische Kriegsamt in den ersten Junitagen noch 
dahin ergänzen, daß deutsche Truppen einen eng- 
lischen Posten etwa 50 engl. Meilen südlich von 
Kilossa angegriffen hätten. · 
Was sagen und was verschweigen nun im 
einzelnen diese amtlichen englischen Berichte: Zu— 
treffend scheint die Meldung zu sein von der 
Räumung des unteren Rufidjitales und des 
Gebietes zwischen diesem und dem Matandu- 
flusse, der etwa parallel zum Rufddji von 
Liwale bis zu seiner Einmündung in den Jur 
dischen Ozean bei Kilwa fließt. Welche Gründe 
die deutsche Truppenführung zu der Einnahme 
dieses neuen Verkeidigungsabschnittes bewogen ha, 
ist aus dem englischen Bericht natürlich nicht el- 
sichtlich. Sicher geht aus ihm nur das eime 
hervor, daß diese deutsche Maßnahme nicht au 
einen unmittelbaren englischen Druck zurück 
zuführen oder gar von einem solchen url-
	        
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