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wird aller Schlamm, der sich auf dem Boden der und Sanden der Flüsse verschwinden, ehe sie so
Quellgrube angesammelt hat, wieder und wieder
neu ausgewühlt. Es wäre daher der Versuch
anzustellen, orst einmal aus den Quellen, die die
Eingeborenen zur Rindertränke benntzen, reines
Wasser zu gewinnen und mit diesem dann die
Pferde zu tränken. Allerdings dürfte es wohl
mindestens einer mehrmonatlichen Absperrung der
Hauptquellen bedürfen, bis man einigermaßen
unverseuchtes Wasser aus dem verseuchten Boden
gewinnen könnte.
Viel einfacher wäre es sicher, wenn man eine
der zahlreichen andern Quellen, die von den
Eingeborenen gar nicht oder nur lokal zur Tränke
benutzt werden, wo also eine Verseuchung des
Bodens kaum oder gar nicht vorhanden ist, zur
Tränkung für Pferde reservierte. Verweigern
aber die Tiere trotzdem die Annahme reinen,
unverseuchten Quellwassers, so müßte man durch
Zusatz von gewöhnlichem Wasser den Grad der
Verdünnung zu erreichen suchen, bei dem sie das
Mineralwasser gerade zum Saufen noch annehmen.
Es wäre sehr wohl möglich, daß dieser Weg zum
Ziele führte und so ein großes Gebiet der kame-
runer Steppe der Pferdezucht erschließen könnte.
Nach der oberflächlichen Untersuchung, die ich
an den verschiedenen Quellwassern anstellen konnte,
habe ich den Eindruck gewonnen, daß eine größere
Verschiedenheit der Mineralführung nicht besteht.
Lediglich der Grad der Konzentration scheint be-
trächtlichen Schwankungen unterworfen zu sein.
Dieses Resultat dürfte sich gut mit der Annahme
über Entstehung der Quellen decken. Wir nahmen
an, daß die Quellen die letzten Betätigungen des
einst um Ngaundere herum in Blüte stehenden
Vulkanismus seien. Die Geburtsstätte der Quellen
haben wir also tief im Erdinnern, in dem Granit-
sockel des Ngaunderehochlandes, zu suchen. Bei
der ungeheuren Eintönigkeit, die sich überall in
den Granit-Gneisgebieten Adamauas beobachten
läßt, ist es recht wahrscheinlich, daß auch die von
den vulkanischen Vorgängen freiwerdenden Gase
über gleiche Gesteine streichen und daß sich dort
gleiche chemische Prozesse abspielen. So ist es
nicht verwunderlich, wenn die qualitative Zu-
sammensetzung der Kohlensäurequellen eine recht
gleichmäßige ist, während die Quantität natürlich
in jedem einzelnen Falle durch das Zuströmen der
Tageswässer usw. verändert wird. Um so merk-
würdiger ist es, daß von seiten der Eingeborenen
die andern als die Hauptquellen, von denen eben
die Laure für den Ngaundere-Distrikt die wich-
tigste ist, wenig Beachtung finden. Teilweise
dürfte das an deren ungünstiger Lage in Sümpfen
oder an steilen Bergwänden liegen. Wieder
andere der Quellen werden eine zu geringe
Wassermenge liefern, als daß man an ihnen
größere Herden überhaupt tränken könnte. Manche
Quellen dürften völlig unbeachtet in den Schottern
recht die Obersfläche erreichen. Es scheint mir
aber, als wenn auch andere günstige Quellen
aus rein politischen Gründen nicht benutzt würden.
Denn den großen Häuptlingen wird natürlich im
Interesse ihres Einflusses daran liegen, möglichst
alle Herden der Kontrolle und des Zolles wegen
zu einer Tränke führen zu lassen. Es dürfte
sicher sein, daß mehrere Quellen unter dem früher
äußerst mächtigen Druck der Fulbe-Lamidos zur
Unnützigkeit verurteilt wurden. Aus den Ver-
boten hat sich scheinbar dann im Laufe der Zeit
unter dem einjachen Volk der von den Zauberern
genährte Glaube eingebürgert und immer mehr
befestigt, daß jene Quellen wertlos oder gar
schädlich für die Rinder seien. Ich glaube, daß
nach tüchtiger Bekämpfung des Aberglaubens
manche Quelle der Viehzucht neu erschlossen werden
kann, und daß es bei geschickter Einteilung möglich
sein wird, die Hauptqauellen von dem starken
Andrang zu entlasten.
Wohl selten wird es so deutlich wie gerade
im Ngaundere-Distrikt in Erscheinung treten, daß
die Kultur eines Landes in so innigem Zusammen-
hang mit seinem geologischen Aufbau steht. Aber
gerade darum sollte dieser Tatsache auch die
ihr gebührende Bedentung beigemessen werden.
Mit äußerster Vorsicht sind jedenfalls Gutachten
von Reisenden, die häufig von einem guten, für
Großviehzucht geeigneten Weideland erzählen, nur
weil sich vielleicht in einer Gegend ein starker
und üppiger Graswuchs befindet, aufzunehmen.
Auch aus der Verbreitung des Großwildes Schlüsse
für eine eventuell zu betreibende Viehzucht ziehen
zu wollen, ist natürlich verfehlt. Denn erstens
ist es bekannt, daß Büffel und Antilopen weile
Wanderungen zurücklegen können und so viel
eher auch die Möglichkeit haben, mehr geologisch
günstige Gebiete zu kreuzen, als die ja nur lang-
sam wandernden Rinderherden. Zweitens dürste
das Wild, weil es eben frei und mehr der Natur
angepaßt ist, als ein Haustier, auch mit weniger
Kalk auskommen als dieses. Wir hätten hier
einen ähnlichen Fall wie zum Beispiel bei der
Tsetsekrankheit, der ja auch die wilden Tiere #
bedeutend mehr Widerstand leisten können, als
Zucht= und Haustiere. 4
Um nun die Rindviehzucht auch auf größere
Steppengebiete Adamauas, soweit sich ihnen nich
andere Schwierigkeiten entgegenstellen, auszu-
dehnen, wäre es in erster Linie notwendig, Kal
herbeizuschaffen. Es dürfte eine Kleinigkeit sem
und technisch gar keine Schwierigkeiten bereiten,
aus den Quellen durch Eindampfen den wichtigen
Nährkalk zu gewinnen. Es ist anzunehmen, daß
man ein Prodult gewinnen kann, das eine aͤhn-
liche Zusammensetzung wie das im Sudan im
Handel befindliche Mineralgemenge, das soge-
nannte Tschadseesalz, das mit großem Erfolg als