Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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wird aller Schlamm, der sich auf dem Boden der und Sanden der Flüsse verschwinden, ehe sie so 
Quellgrube angesammelt hat, wieder und wieder 
neu ausgewühlt. Es wäre daher der Versuch 
anzustellen, orst einmal aus den Quellen, die die 
Eingeborenen zur Rindertränke benntzen, reines 
Wasser zu gewinnen und mit diesem dann die 
Pferde zu tränken. Allerdings dürfte es wohl 
mindestens einer mehrmonatlichen Absperrung der 
Hauptquellen bedürfen, bis man einigermaßen 
unverseuchtes Wasser aus dem verseuchten Boden 
gewinnen könnte. 
Viel einfacher wäre es sicher, wenn man eine 
der zahlreichen andern Quellen, die von den 
Eingeborenen gar nicht oder nur lokal zur Tränke 
benutzt werden, wo also eine Verseuchung des 
Bodens kaum oder gar nicht vorhanden ist, zur 
Tränkung für Pferde reservierte. Verweigern 
aber die Tiere trotzdem die Annahme reinen, 
unverseuchten Quellwassers, so müßte man durch 
Zusatz von gewöhnlichem Wasser den Grad der 
Verdünnung zu erreichen suchen, bei dem sie das 
Mineralwasser gerade zum Saufen noch annehmen. 
Es wäre sehr wohl möglich, daß dieser Weg zum 
Ziele führte und so ein großes Gebiet der kame- 
runer Steppe der Pferdezucht erschließen könnte. 
Nach der oberflächlichen Untersuchung, die ich 
an den verschiedenen Quellwassern anstellen konnte, 
habe ich den Eindruck gewonnen, daß eine größere 
Verschiedenheit der Mineralführung nicht besteht. 
Lediglich der Grad der Konzentration scheint be- 
trächtlichen Schwankungen unterworfen zu sein. 
Dieses Resultat dürfte sich gut mit der Annahme 
über Entstehung der Quellen decken. Wir nahmen 
an, daß die Quellen die letzten Betätigungen des 
einst um Ngaundere herum in Blüte stehenden 
Vulkanismus seien. Die Geburtsstätte der Quellen 
haben wir also tief im Erdinnern, in dem Granit- 
sockel des Ngaunderehochlandes, zu suchen. Bei 
der ungeheuren Eintönigkeit, die sich überall in 
den Granit-Gneisgebieten Adamauas beobachten 
läßt, ist es recht wahrscheinlich, daß auch die von 
den vulkanischen Vorgängen freiwerdenden Gase 
über gleiche Gesteine streichen und daß sich dort 
gleiche chemische Prozesse abspielen. So ist es 
nicht verwunderlich, wenn die qualitative Zu- 
sammensetzung der Kohlensäurequellen eine recht 
gleichmäßige ist, während die Quantität natürlich 
in jedem einzelnen Falle durch das Zuströmen der 
Tageswässer usw. verändert wird. Um so merk- 
würdiger ist es, daß von seiten der Eingeborenen 
die andern als die Hauptquellen, von denen eben 
die Laure für den Ngaundere-Distrikt die wich- 
tigste ist, wenig Beachtung finden. Teilweise 
dürfte das an deren ungünstiger Lage in Sümpfen 
oder an steilen Bergwänden liegen. Wieder 
andere der Quellen werden eine zu geringe 
Wassermenge liefern, als daß man an ihnen 
größere Herden überhaupt tränken könnte. Manche 
Quellen dürften völlig unbeachtet in den Schottern 
  
recht die Obersfläche erreichen. Es scheint mir 
aber, als wenn auch andere günstige Quellen 
aus rein politischen Gründen nicht benutzt würden. 
Denn den großen Häuptlingen wird natürlich im 
Interesse ihres Einflusses daran liegen, möglichst 
alle Herden der Kontrolle und des Zolles wegen 
zu einer Tränke führen zu lassen. Es dürfte 
sicher sein, daß mehrere Quellen unter dem früher 
äußerst mächtigen Druck der Fulbe-Lamidos zur 
Unnützigkeit verurteilt wurden. Aus den Ver- 
boten hat sich scheinbar dann im Laufe der Zeit 
unter dem einjachen Volk der von den Zauberern 
genährte Glaube eingebürgert und immer mehr 
befestigt, daß jene Quellen wertlos oder gar 
schädlich für die Rinder seien. Ich glaube, daß 
nach tüchtiger Bekämpfung des Aberglaubens 
manche Quelle der Viehzucht neu erschlossen werden 
kann, und daß es bei geschickter Einteilung möglich 
sein wird, die Hauptqauellen von dem starken 
Andrang zu entlasten. 
Wohl selten wird es so deutlich wie gerade 
im Ngaundere-Distrikt in Erscheinung treten, daß 
die Kultur eines Landes in so innigem Zusammen- 
hang mit seinem geologischen Aufbau steht. Aber 
gerade darum sollte dieser Tatsache auch die 
ihr gebührende Bedentung beigemessen werden. 
Mit äußerster Vorsicht sind jedenfalls Gutachten 
von Reisenden, die häufig von einem guten, für 
Großviehzucht geeigneten Weideland erzählen, nur 
weil sich vielleicht in einer Gegend ein starker 
und üppiger Graswuchs befindet, aufzunehmen. 
Auch aus der Verbreitung des Großwildes Schlüsse 
für eine eventuell zu betreibende Viehzucht ziehen 
zu wollen, ist natürlich verfehlt. Denn erstens 
ist es bekannt, daß Büffel und Antilopen weile 
Wanderungen zurücklegen können und so viel 
eher auch die Möglichkeit haben, mehr geologisch 
günstige Gebiete zu kreuzen, als die ja nur lang- 
sam wandernden Rinderherden. Zweitens dürste 
das Wild, weil es eben frei und mehr der Natur 
angepaßt ist, als ein Haustier, auch mit weniger 
Kalk auskommen als dieses. Wir hätten hier 
einen ähnlichen Fall wie zum Beispiel bei der 
Tsetsekrankheit, der ja auch die wilden Tiere # 
bedeutend mehr Widerstand leisten können, als 
Zucht= und Haustiere. 4 
Um nun die Rindviehzucht auch auf größere 
Steppengebiete Adamauas, soweit sich ihnen nich 
andere Schwierigkeiten entgegenstellen, auszu- 
dehnen, wäre es in erster Linie notwendig, Kal 
herbeizuschaffen. Es dürfte eine Kleinigkeit sem 
und technisch gar keine Schwierigkeiten bereiten, 
aus den Quellen durch Eindampfen den wichtigen 
Nährkalk zu gewinnen. Es ist anzunehmen, daß 
man ein Prodult gewinnen kann, das eine aͤhn- 
liche Zusammensetzung wie das im Sudan im 
Handel befindliche Mineralgemenge, das soge- 
nannte Tschadseesalz, das mit großem Erfolg als
	        
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