Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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der Kuhmilch gbenau fremd ist, während sie Butter 
und verzehrer Regen findet man oft bei 
Stämmen welche teine inder halten. Ertlärich istZ 
i Vorliebe der Ziegen für Busch, der bei 
ausgedehnter Großviehhaltung nicht aufkommt. 
Wirkliche Züchter lassen in bezug auf Zuchtwahl, 
Kastration den Ziegen dieselbe Sorgfalt angedeihen 
wie der Rinderzüchter. 
  
Schafe findet man meist im Anschluß an Rinder. 
da sie dieselben Bedingungen notwendig haben. In 
Ostafrika findet man Haarschafe mit Fettsteiß meist 
von weißer, bräunlicher Farbe oder weiß mit schwarzem 
Kopf. Hervorragend in bezug auf Größe ist das hoch- 
gezüchtete Loidaischaf der Massai. In Togo inter- 
essierten sich die Eingeborenen noch weniger für die 
Schafe als für die Rinder ie Tiere waren sich 
völlig selbst überlassen, nur zur Zeit der Ernte wurden 
sie mit langen Leinen an einem Grasfleck befestigt. 
Das Reißen dieser Leine und der Einbruch in die 
Felder gab dann stets zu Prozessen beim Bezirksamt- 
mann Veranlassung. Im Norden Togos fand sich ein 
Schaf mit langem dünnen Schwanz. Das Fleisch des 
Schafes ist im Innern des Landes nicht schlecht. Durch 
Treiben, besonders in der feuchten Jahreszeit, leiden 
Schafe mehr als Rinder; daher wohl ist ihr Fleisch 
an der Küste nicht sehr geschätzt. 
Der Schafzucht ist trotz ihrer heutigen Gering- 
wertigkeit Aufmerksamkeit zu schenken, da ein gut 
durchgezüchtetes, großes, gesundes Eingeborenenschaf 
die Grundlage für Woll= und Karakulzucht abzu- 
geben vermag. 
Schweine in Eingeborenenhand beobachtete ich 
zum ersten Male in den nichtiflamitischen Gegenden 
Togos Es findet sich dort ein gedrungenes, schwarzes, 
langköpfiges Schwein, am besten gehalten bei den 
Kabre, die die Säue in Koben mit gekochtem Futter 
füttern. Ich war zu kurze Zeit dort, um über 
Zucht etwas sagen zu können. Kreuzungen nach her 
sbire auf einer landwirtschastlichen Stalion konnte ich 
nicht recht beurteilen, da sie rachitisch waren infolge 
von Strongylliden in der Lunge und einem mir nicht 
bekannten Wurm in den Nieren. Erstere sind wohl 
eingeschleppt worden, da ich sie bei der Beschau ein- 
heimischer Schweine in Lome nicht beobachten konnte. 
Die Rassenverbesserung in Negerhand durch Abgabe 
von europäischen Zuchttieren wäre nicht ohne weiteres 
von der Hand zu weisen, da sich für Schweine infolge 
der leichteren Möglichkeit der Aufstallung und der 
billigen Futtermittel, wie Getreide, Maniok, Bierrück- 
stände, bequeme Bedingungen europälscher Art schaffen 
lassen könnten. Entscheidend nur: ist Nachfrage nach 
hochgezüchteten Tieren vorhanden, was wohl zu ver- 
neinen ist, und — die Frage der Beschaffung einwand- 
freier Aborte für die züchtenden Eingeborenen wegen 
der Finnenversenchung. Ich kann hier den Hundertsatz 
nicht angeben, erinnere mich aber, in meinem Leben 
nicht so viele Finnen gesehen zu haben, wie bei meiner 
verzebmtägigen Fleischbeschauertätigkeit in Lome. 
s obige Beispiel zeigt, ist bei der Einfuhr 
von Juchmiieren mit äußerster Vorsicht vorgugehen. 
Hühnerhaltung findet man durch gang Mittel- 
afrika bei den Eingeborenen, und zwar des Fleisches 
wegen, da die Eier nicht verzehrt werden. Euro-= 
päische Hähne oder deren Nachkommen nimmt der 
Eingeborene sehr gern, da er beobachtet, daß deren 
Nachkommen stärker sind, außerdem sind die Eier 
Zrößer, so daß er sie auf dem Markt besser verkanft. 
  
Der Gaumen der Europäer unterscheidet das Kreuzungs- 
huhn durch erhöhte Zartheit vom afrikanischen. Das- 
selbe gilt von der Krenzung der deutschen mit der 
sogenannten türkischen Ente, die wohl! von Arabien 
nach Ostafrika eingeführt worden ist. Sie ist schwarz 
mit roten Perlen am Schnabelansatz. 
Hühner finden in Mittelafrika reichlich Nahrung 
an Kerbtieren, Larven, Termiten und der Kleie, die 
beim Stampfen des Getreides abfällt. Die mehrfach 
erwähnten Kabre sind die besten Hühnergüchter, welche 
ich beobachtet habe. Sie bringen ihren Hühnern Ter- 
miten von der Feldarbeit mit, sie nehmen in einem 
orb die Henne mit ihren Küchlein mit zur Feldarbeit, 
die im ausgelockerten Boden Nahrung suchen. Der 
Kabre kapannisiert auch sehr geschickt. 
'Neben der Hühnerzucht findek man in Togo auch 
ausgedehmtem zuchten von Perlhühnern. 
ie Einführung europäischer Zuchthühner ohne 
jede Uberwachung hat der einheimischen Zucht sehr 
großen Schaden zunächst getan, da sich enzootische 
Krankheiten des eingeborenen Geflügels in dem neuen 
Nährboden auffrischten und der wiedererlangten Viru- 
lenz auch letzteres zum Opfer fiel. 
Infokge der Wichtigkeit der Fleischversorgung ist 
also auch bei Einfuhr von Geflügel eine strenge tier- 
ärztliche Uberwachung am Platze. 
Die Zucht des grauen Esels findet man in Ost- 
afrika im großen bei den Massai, die ihn auf ihren 
Wanderungen als Tragtier benutzen. Nebenher züchtet 
jeer eselbesitzende Hündler. Es sind kräftige, anspruchs- 
lose Tiere von grauer Farbe mit schwarzem Aalstrich 
und hellerem Bauch. Für Europäerkarawanen sind sie 
zu langsam, in europäischen Unternehmungen leisten 
sie jedoch zufriedenstellende Arbeit. Ihre Verwend- 
barkeit könnte gehoben werden durch einen zweck- 
mäßigen Tragsattel; die heut übliche Aufhängung der 
Lasten in Säcken preßt den Brustkorb zusammen. Der 
Esel erliegt der Tsetse. Krenzungen mit Maskat sind 
zwar lebhafter, verlieren aber an der robusten Aus- 
dauer, die den grauen Esel kennzeichnet. Der große 
italienische Esel als Krenzungstier veranlaßte sehr oft 
Schwergeburten. 
Will man das Temperament beeinflussen, sollte 
man mit dem grauen oder dem schwarzen nord- 
afrikanischen Berberesel krenzen oder dem geschmeidigen 
braunen Sizilianer Esel, der auch Berber genannt wird. 
Hunde. An der Ostlüste wie an der Westküste 
findet man einen Hund von der Größe eines Terriers. 
meist tornisterbraun, seltener schwarg mit weißen 
latten, terrierähnlichem jedoch weniger fein model- 
liertem Kopf mit schiefliegenden, gelblichen Angen, 
stehenden großen Ohren, geringelt getragener, am 
Ende leicht buschiger Rute. Der Hund der Massai ist 
schwarg-weiß und hat die Größe eines Bullterriers. 
Im zwischenseengebiet findet sich eine hochbeini- 
gere, schmächtigere Rasse mit spitzerem Kopf und 
Schlappohren, nicht viel höher als der Hund der 
Küste. Es ist möglich, daß er eine Kreuzung d darstellt 
von letzterem und dem großen nordafrikanischen Wind- 
spiel, das auch im Norden Togos verbreitet ist, und 
von den Watutzi auf ihrer Wanderung nach Ruanda 
mitgeführt sein mag. Der afrikanische Hund belli 
nicht, er heult mit gelegentlichen Ansätzen zum Kläifen. 
Hunde von Züchtern sind stets gut gehalten. Sie 
gehen wohl mit der Herde hinaus, haben aber mit 
dem Hüten nichts zu tun. Die Jäger versehen den 
Hund mit einer Schelle und schicken ihn mit den Trei- 
bern mit. Der afrikanische Hund jagt nach Gehör 
und Gesicht, wic dies nach Ansicht von Jägern auch
	        
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