Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Jahren 1916 (1915) folgende Länder beteiligt (Wert 
in L1: Großbritannien 4 500 181 (3.069 190), Nigeria 
140 996 (417 986), sonstige britische Besitzungen 96 723 
(218 490), Frankreich 77089 (37 494), Vereinigte 
Staaten 751 225 (349 100), die Niederlande 217 976 
(199 644), andere fremde Länder 215 559 (217 700), 
zusammen 5 099P 749 (4 509 538), 
In Baumwollwaren wurde der Menge nach 
im Jahre 1916 weniger eingeführt als 1915; die 
Emfuhr aus den Niederlanden sank, dagegen zeigte 
sich eine Zunahme in britischen Baumwollwaren, die 
in Nigeria gefärbt und nach der Goldküste wiederaus- 
geführt wurden. Die Einfuhr von Kraftwagen und 
leichten Kraftloren zeigte infolge der Entwicklung 
und Verbesserung der Verkehrswege eine bedeutende 
Zunahme; im wesentlichen kamen alle Kraftwagen 
aus den Vereinigten Staaten und gelangten entweder 
über Großbritannien oder unmittelbar zur Einfuhr. 
Metallkurzwaren, die früher von Deutschland ge- 
liesert wurden, werden jetzt aus Grohbritannien und 
den Vereinigten Staaten eingeführt. Parfümerien 
kamen vor dem Kriege hauptsächlich aus Deutsch- 
land; die örtlichen Vorräte waren bis 1916 gering: 
von da ab wurde Großbritannien der Hauptlieferant. 
Perlen wurden früher in der Hauptiache aus Öster- 
reich-Ungarn eingeführt; britische Fabrikanten waren 
aber nicht in der Lage, aus dem günstigen Umstand 
der Ausschließung Osterreichs den vollen Nutzen zu 
giehen, und so ging ein beträchtlicher Anteil an dem 
Handel in diesen Waren auf Italien über. Die Nach- 
frage an Baumaterialien überstieg bei der fort- 
schreitenden Entwicklung der Kolonie das Angebot:; 
  
in der ersten Zeit traten die Vereinigten Staaten als 
bedeutende Lieferanten in diesen Waren in die Er- 
scheinung. 
Die hauptsächlichsten Einfuhrwaren in den Jahren 
1916 (und 1915) waren 
Baumwolsengstoffe, einschließlich Garne und Enne 
058 352 (750 138), Nahrungsmittel 335 317 (182 100), 
n und Paerrh. einschließlich Kraft- ut Ridon 
wagen 179 130 (95 175), Metallkurzwaren 174 799 
(87 916), Kleidungsstücke 152 936 (84 608), Maschinen 
115 971 (172 323), Zigaretten 111 632 (38927), Bau- 
materialien 109 783 (84 4314), Parfümerien 1027916 
(35 785), Eisenbahnbaumaterialien und rollendes Mate- 
rial 74 107 (47545), Zucker 73517 (48 082), Seife 
; 4. Möbeel 68 471 (50 505). Seilerwaren 
DOle — Petroleum 44 314 (28 822). 
( sow) Irdenware 35 876 (13 347), 
Seidenwaren 13458 (13004), Wollemvaren 8339 (8250). 
(Nach The Board of Trade Journul.) 
Dvassaland-Schutzgeblet. 
Ausfuhr von entkernter Baumwolle 
im Jahre 1916. 
Nach einem Berichte des britischen Handels- 
berichterstatters belief sich die Ausfuhr von emtkernter 
Baumwolle aus dem Schutzgebiete im Jahre 1916 auf 
3 177044 engl. Pfund gegen 3 210610 Pfund im 
Jahre 1915. 
" (Nach The Bourd of Trade Journal.) 
  
Literatur-Bericht. 
Sir Harry Johnston: Cesunder Menschenrerstund 
in der auswillrtigen Politik. Ins Deutsche über- 
tiungen von Estellc du Bois-Reyxmond, mit cinem 
Vorwort von Ernst Vohsen. Mit#7 lurbigen Karten. 
Berlin 1917. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). 
Die Anfang 1913 erscchienen, uber noeh wenig 
bekannte Schrilt von Sir Harrr Johnston schlügi 
eine neue Verteilung des Autenbesitzes und der In- 
teressensphüren der verschiellenen Kolonialmächte vor, 
um alle (riedensstörenden Reibungsflücchen zu besei- 
ligen. Der Verfasser ist sichtlich bemüht gewesen, 
international zu denken, doch ist es ihm nicht ge- 
lungen, den Englinder abaustreifen; denn jeder Vor- 
sehlag mutß unvormeidlich einc Kritik passieren, ob 
auch die britischen Interessen ihn zulussen. Liofsllem 
hat sich Sir Harry in dieser Schrilt uls ein kenntnis- 
reicher und weitschnuender Ilann erwiesen. der ver- 
schiedene Probleme, dic erst der Weltkriceg ins rechte 
Licht. Ferückt hat, schon lunge vor Kriegsausbruc (zh. 
richtig einschätztc. 
Die Sehrift. zeigt wicler einmal, wic vesschicen 
das normale Urteil des gebildeten Engle inders über 
beutschland von demjenigen ausfüllt, dus für die 
Fvecke des Lügenfeldauges künstlich geschaffen wor- 
4en iet. Die Würdikung Deutschlants und seiner 
Ansprüche auf weitere Ausgestaltung ist so, wie wir 
sie nicht besscr wünschen können. Er will uns sokar 
Dinge zuwenden, die wir nie begehrt haben. So 8s0 
Deutschland über Tirol bis Tricst einschlielich er- 
weitert werden. 
  
um einen neuen Ausgang nach dem 
Aleerc zu besitzen, — der sich mit den britischen 
Intercssen verträgt. Ier Wirtschaftsbund „Mittel- 
curopa“, wie er jeint geplant wir#l, wird warm bekür- 
Voriet und britischer Unterstützung dringend empfohlen. 
Schr schlecht kommen Amecrika und Belgien weg. 
Von der loral der Vereinigten Stunten heißt cs: 
Überhaupt binden Vertrüge die amerikanische Re- 
Bicrung nur, so lange sie ihr bequecm sind. Sic sinel 
eigentlich wocler die Arbeit wert, dic sic muchen. noch 
das Papier, auf dem sie gesehrichen eind.- Belien 
gilt Sir Harrx nicht als souveräncr. Stant, sondern 
als belicbig zu bchan'lchudes Objickt; seine Kongo- 
kolonic wird kurzelhund bis anf einen bescheidenen 
Rest unter dic Nuachbarn aulkcieilt. Dic ruminische 
Psrche wird, wie der Wellkriex gezeigt har, Ialsch 
beurteilt. 
Sir Harrrs Neueinteilung der Welt# ist zu um- 
fangreich, um an dieser Stelle in allen ihren Dro- 
blemen erörtert zu werden. Obgleich er im lupiclaren 
Sul ctwas stürmisch mit dem Landverteilen umsprankt. 
kann man scine Ausführungen doch nicht ohne einen 
Hewissen Genutß lesen. Irrlümer sind bei der Fülle. 
des Stolfes verzeihlich. Wenn z. B. auf S. 96 be- 
huuptet wird, (lalz die deutschen Händler durch dus 
Amtbolund in Angola einrücken und der Lobitobahn 
das Ccschäft entzichen, so enthält diese Behnuptung 
auch nicht eine Spur von Wirklichkeit. Aber man 
hat uen Eimdruck, duß dic Irrrümer wirklich solche 
sind und keiner fülschenden Absicht enpringen.
	        
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