Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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eingehende Düngung der Aions hhnt (Zwischenkultur 
von arabischem Kaffee) dies verhindert. 
Ich will nun auf Grund dieser Beobachtungen nicht 
etwa den Versuch empfehlen, das einzelne Rind zu 
schützen, sondern ich möchte diese Kraft, die der mensch- 
lichen Siedlung im Kampfe gegen die Tsetse innewohnt, 
ausgenutzt wissen durch möglichst weitläufige Anlage 
der jetzt sich eng aneinander drängenden Hütten 
des Dorfes, am besten durch weit verstreute Eingel- 
siedlungen mit dazwischenliegenden Ackern. Lielse ganze 
Anlage ist natürlich davon abhängig, daß Bäche oder 
Brunnen. in erreichbarer Nähe sind. Im übrigen bietet 
sie nach Befriedung des Landes keine Schwierigkeiten, 
da die Dorfsiedlungen im allgemeinen nur einen 
Schut gegen feindliche Stämme darstellen. In Usinsa 
hatte ich ein Beispiel, wie eine derartige Siedlung 
imstande war, in wenigen Jahren den Tsctsebusch 
slo vorzubereiten, daß kleine Rinderherden, welche sich 
die. E erwarben, tsetsefreie Weide vorfanden und 
gedie 
st das Gelände von Busch und Fliegen durch ackern 
zeh dann sollte dem Eingeborenen Vieh, am 
ai zmäcsst Kleinvieh und Jungbullen, überlassen 
werden, die die Brache, auf die zweckmäßig sofort ein 
gutes Futtergras horitang worden ist, beweiden, 
während der Eingeborene seine Acker weiter in den 
Busch verlegt. Später, d. h., wenn gute Weide ge- 
schaffen ist, wären dann Kühe aus überstockten Gegenden 
an die Leute abzugeben. Besondere Aufmerksamkeit 
ist den bewaldeten Flußläufen zu scheuken, da sie das 
beste Tränkwasser liefern. Schwere Waldbestände sind 
au zudünnen, Busch durch eine lichte Waldung, etwa 
von Enkalypten zu ersetzen, Unterbusch ist niederzuhalten, 
durch Beweidung oder Aulage von Grasflächen. Gänz- 
liches Freischlagen des Uferwaldes ist unnötig und 
schadet, da die Ufer den Halt verlieren und in der 
Regenzeit leicht unterhöhlt werden. 
Ackerbauende Hirten sollten gezwungen werden. 
ihre Pflan zungen im Busch anzulegen und die Herden 
auf der Steppe zu weiden und nicht, wie es oft aus 
Unverständnis und Bequemlichleit geschieht, daß die 
Herde in der Nähe des Busches weidet und auf der 
fleien Fläche die Pflanzung angelegt wird. 
Ich fasse kurz die Hauptpunkte zur Bekämpfung 
der inr noch einmal zusammen: 
  
Feststellung durch den Regierungstierarzt im 
Einverständnis mit der Verwaltung der Landes- 
striche, welche für vermehrte Bestockung oder 
Neubestockung nutzbar gemacht werden sollen 
unter besonderer Berücksichtigung der Wasser- 
verhältmisse. 
4. Ansiedlung von Negern oder Auseinander- 
siedlung bestehender Dorfgemeinschaften. Anbau 
von Baumwolle, Erdnüssen neben dem üblichen 
Getreide zwecks Erzielung großer freier Flächen. 
Nach der Aberntung Brennen der Felder, Be- 
setzung mit Futtergräsern und Weiterhinaus= 
rücken der Felderaulagen in den Busch. 
Zuteilung von Kleinvieh und Ochsen im zweiten 
Jahre, je nach der Weide. 
Zuteilung von Kühen an die einzelnen Familien 
im vierten Jahre, falls die Weide und das Ver- 
schwinden der Tsetsefliege dies gestattet. 
Vernichtung des Wildes an derartigen Stellen. 
(Hegen des Wildes an allen Orten, wo es keinen 
Schaden anzurichten vermag, z. B. auf Hoch- 
ländern.) 
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#ihrer Einwirkung auf die Tsetse streifen. 
Lgeborene breunt seine Pflanzung nach der Ernte über. 
  
Ich möchte hier noch die Frage des Brennens in 
Der Ein- 
all ab, wo es nicht etwa aus Unkenntnis der Verhältnisse 
und Gründen des Wildschutzes von der Verwaltung 
verboten wurde. (In einem derartigen Bezirk zu reisen. 
ist kein Vergnügen, da man abgesehen von Fliegen 
auch stark unter Zecken, schwarzen Ameisen usw. zu 
leiden hat.) Die ausgedehnten, nicht esiedelten Gegenden 
werden jedoch nur zufällig angesengt. Man hat nun 
betont, daß das Brennen der Tsetse nicht viel schaden 
lönne, weil sie ihre Larven tief in den Boden legt. 
Auch wenn ne# dies zugibt, ist doch schon viel erreicht. 
wenn die Eltern durch die Flamme vernichtet werden. 
Nun wäre aber die Tsetsefliege das einzige Tier. 
welches ausgerechnet in der größten Dürre, also zur 
Zeit der Brände, das Bedürfnio empfindet, für seine 
Nachkommenschaft zu sorgen und sie in den steinharten 
Boden zu bohren. Man beobachtet jedoch, daß die 
Fliege an schwülen Tagen, die dem Regen vorauszu- 
gehen velegen. besonders slechlustig ist, so daß man 
zu den hluß kommen muß, daß sie in dieser Zeir 
für die Beldun der Embryo viel Nahrung notwendig 
hat, und nach dem ersten Regen die Larvenablage 
beginnt. Gründliches systematisches Brennen würde 
also wohl die Fliegen vor der Larvenablage treffen 
und damit noch günstigere Ergebnisse zeitigen. Die 
dem Feuer nicht zugänglichen Stellen, der feuchte Busch 
an Flüssen und Wasserstellen, wären eben durch Kultur 
auszuschalten. 
Was das Wild an Orten, an den Tierzucht ge- 
trieben werden soll, anbetrifft, gilt gerade in bezug 
auf die Tsetse der Ausspruch S. E. v. Rechenberg in 
vollem Umfange: Eutweder Kultur oder Tiergarten. 
Wir haben tsetsefreie Hochländer, in denen das Wild 
durch Verschleppung der Tsetse keinen Schaden anrichten 
kann. Dort kann man es hegen durch Schonzeiten. 
Vorschreiben bestimmter Kaliber, Prüfung der Jagd 
berech igten auf Schußleistung, ohne gerade gezwungen 
zu sein, dem Ansiedler und Beamten durch zu ein- 
schneidende Maßnahmen den anständig betriebenen 
Jagdsport zu erschweren. Wo aber Haustierzuchten 
gehegt oder angelegt werden sollen in den der Tsetse 
sugänglichen Gegenden, da muß der Sport dem wirt- 
schaftlich Erforderlichen weichen. Wild ist der Träger 
der tierpathogenen wie des menschenpathogenen Try- 
panosomen. Die Fliege liebt das Wild, das mit seinem 
meist kurgen Wedel ihr gegenüber wehrloser ist als 
Rind und Pferd. Sie begleitet es auf seinen Wande- 
rungen und verseucht bis dahin tsetsefreie Gegenden. 
  
Schlußwort: Diese Ausführungen sind aus lang- 
jährigen Besbachtungen und Erfahrungen heraus ge- 
Grieben ohne daß Literatur zur Verfügung stand. 
Sie erheben nicht den Auspruch, erschöpfend zu sein. 
sie mögen auch in Einzelheiten abweichen von dem. 
was andere in irgendeinem Winkel eines Schutzgebieteo 
zu beobachten Gelegenheit hatten. Für Zuwendungen 
von Beobachtungen bin ich sehr dankbar, habe aber 
nicht die Absicht, in Erörterungen über meinen Stand- 
bunkt eingutreten. Ich schreibe diese Ausführungen 
rein aus dem Interesse, meine Erfahrungen für den 
schwierigen Wiederaufban unserer ehemaligen Schutz- 
gebiete und der Ausgestaltung der Neuerwerbungen 
zur Verfügung zu stellen.
	        
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