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Dauer vermochten sie indes der immer stärker
sich fühlbar machenden feindlichen Übermacht in
Mugu-Si nicht standzuhalten. Am 3. Dezember
1915 wurde der Ort von den deutschen Truppen
geräumt und am nächsten Tage von der Ab-
teilung Hutin nach kurzem Gefecht besetzt. Der
deutsche Rückzug erfolgte auf den nach Westen
auf Jaunde und nach Süden auf Akonolinga
führenden Straßen. Auf letzterer wurden die
nachdrängenden französischen Truppen in den
Kämpfen vom 4. bis 6. Dezember 1915 südlich
Mugu-Si geschlagen. Am 8. Dezember geriet
die feindliche Vorhut in einen Hinterhalt und
erlitt, wie die französischen Berichte zugeben, starke
Verluste. In einer Stellung zwischen Angul-
Ejenga und dem Selefluß haben sich die deut-
schen Truppen bis gegen Weihnachten gehalten.
Dann wurde diese Stellung nach nächtlichem
Kampfe geräumt, in dem die Franzosen so blutige
Verluste erlitten, daß sie zunächst die Verfolgung
der Deutschen nicht aufnehmen konnten. Für
diese war ein weiterer Widerstand nicht möglich.
„Mangel an Munition“, heißt es in dem letzten
hier eingetroffenen Berichte aus Kamerun vom
10. Jannar 1916, „zwingt zum Rückzuge an die
Grenze und in der weiteren Folge zum lbbertritt
auf spanisches Gebiet.“
Die auf der Straße Mugu-Si—Jaunde den
deutschen Truppen folgenden französischen Streit-
kräfte hatten nach den Gefechten vom 6. bis
8. Dezember 1915 den Ubergang über den Sele
und seinen linken Nebenfluß, den Mindete, er-
kämpft. Am Bumanafluß stockte ihr Vormarsch
bereits wieder. Erst am 20. Dezember gelang
ihnen die Einnahme dieser Stellung. Nur wenige
Kilometer westlich, bei Angula-Menduba, stießen
sie wiederum auf heftigen deutschen Widerstand.
Einen entscheidenden, die Straße nach Jaunde
öffnenden Sieg wollen die Franzosen dann an den
Apaasümpfen") errungen haben. Die Auflösung
der deutschen Truppen soll eine völlige, ihr Rück-
zug ein so überstürzter gewesen sein, daß die
Fühlung mit ihnen nicht mehr aufgenommen
werden konnte. In diese Auslegung sind starke
Zweifel zu setzen. Wenn die Fühlung mit den
deutschen Truppen verloren ging, so erklärt sich
dies daraus, daß nach französischem Zugeständnis
Munitionsmangel unter den Truppen des Ge-
nerals Aymerich sich eingestellt hatte und die zeit-
weilige Einstellung des weiteren Vormarsches be-
dingte. Als wieder Munitionsersatz beschafft war,
hatten die deutschen Truppen auf ihrem plan-
mäßigen Marsch nach Südwesten sich völlig vom
Gegner gelöst. Sie wieder einzuholen, gelang den
teils nach Norden über Njore ausholenden, teils
*) Lage nicht bekaunt.
in westlicher Richtung über Dungo-Bumo auf
Jaunde marschierenden französischen Truppen „trotz
angestrengtester Marschleistungen nicht mehr.
Inzwischen hatte die Räumung von Jaunde
stattgefunden; die deutschen Truppen befanden sich
im Marsch auf Spanisch-Guinea. Dem Druck der
von Westen auf Jaunde vordringenden englischen
und französischen Truppen des Generals Dobell
hatten die weit schwächeren und immer mehr unter
Munitionsmangel leidenden deutschen Truppen
nicht mehr widerstehen können. Langsam, in steter
Gefechtsberührung mit dem Gegner hatten sie sich
auf Jaunde zurückgezogen. Vergeblich war die
Abteilung Adametz vom nordwestlichen Kriegs-
schauplatz herangezogen, um den englischen Truppen
entgegengeworfen zu werden, die den rechten
deutschen Flügel zu umfassen drohten. Auch sie
vermochten den feindlichen Vormarsch nur kurze
Zeit aufzuhalten. Mitte Dezember 1915 hatten
die auf der Hauptstraße vordringenden englischen
Truppen sich bereits auf 35 km Jaunde genähert
und Dschang-Manga besetzt. Die französischen
Truppen hatten nach mehrtägigen Kämpfen am
7. Dezember die Kolostellung gestürmt und waren
am 16. Dezember im weiteren Vorrücken auf der
alten Jaundestraße in Matip-Matip eingerückt.
Ein deutscher Gegenangriff scheiterte. Am 30. De-
zember erreichten die Franzosen die Kribistraße
bei Maschok. Noch einmal warfen sich deutsche
Verstärkungen am Mopfufluß dem Feinde entgegen.
Dann mußte Jaunde preisgegeben werden. Nach-
dem die Nachhut und mit ihr der Gouverneur
und Kommandeir die Stadt am 31.Dezember 1915
geräumt hatten, rückten am Neujahrstage 1916
feindliche Truppen ein.
Nach kurzer Rast hatte der Gegner auf den
an den Njong führenden Straßen die Verfolgung
der Deutschen ausgenommen. Nur die ruhebedürf-
tigen Truppen des Oberstleutnants Brisset ver-
blieben als Besatzung in Jaunde. Auf der nach
Akonolinga führenden Straße marschierten Truppen
des Oberstleutnants Hutin; sie haben am 28. Ja-
nur 1916 Sangmelima besetzt, mußten hier aber
wegen Mangel an Verpflegung den Weitermarsch
aufgeben. Über Widemenge drangen englische
und französische Truppen vor. Auch General
Aymerich benutzte diese Straße. Ebolowa war
am 19. Jannar 1916 nach kurzer Kanonade und
lebhaftem Infanteriegefecht genommen. Auch die
Straße Jaunde—Olama diente dem Gegner zum
Vormarsch nach Süden. Der Abmarsch der deut-
schen Truppen konnte indes nicht aufgehalten
werden. Sich noch in ernsthafte Gefechte mit dem
Feinde einzulassen, vermieden sie, da der Munitions-
mangel so groß war, daß nur noch den Truppen
der Nachhut Munition belassen werden konnte.
Die zwischen Jaunde und der spanischen Grenze