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Am 20. August wurden die Arbeiten zur Ver-
teidigung fortgesetzt. Die Eisenbahnbrücke und die
Wegbrücke über den Chrafluß wurden zerstört.
Nördlich der Bahnbrücke wurde ein Teil des Eisen-
bahndammes gesprengt, um die Aufstellung feind-
licher Maschinengewehre zu erschweren. Während
dieser Verteidigungsarbeiten wurde ein schwarzer
englischer Spion eingebracht, der erzählte, daß der
Gegner sehr viele Europäer und zehnmal mehr
Soldaten habe, als er hier sehe, über 5 Maschinen-
gewehre und 5 Kanonen verfüge und mit Teilen
seiner Kräfte bereits am Morgen des 20. August
vormarschiert sei.
Am 21. Angust, vormittags 11,30 Uhr, lief die
Meldung ein, daß ein feindlicher Trupp auf den
Eisenbahndamm vormarschiere und sich 10.55 Uhr
vormittags etwa 7 km südlich der Eisenbahnbrücke
befunden habe. Die letzten Vorbereitungen zum
Gefecht wurden getroffen. Um 12,35 Uhr nach-
mittags kamen diesseits des Chraflusses auf dem
Bahndamm unmittelbar jenseits der Brücke und
westlich davon, in einer Ausdehnung von etwa
150 Mr feindliche Schützen in Sicht. Gleich darauf
eröfnete der Gegner vom Bahndamm her das
Feuer, das der Zug Schmidt erwiderte. Nachdem
der Feind Verstärkungen erhalten hatte, setzte er
zum Angriff an, der aber nicht zur Durchführung
kam. Vielmehr zog sich am Nachmittag der Feind,
dessen Stärke auf 600 Mann geschätzt wurde, ge-
deckt durch den dichten Busch unter Mitnahme
seiner Toten und Verwundeten zurück. Der Zug
Mengel, der zwei Mann verloren hatte, folgte öst-
lich der Bahnlinie, ohne nochmals mit den Zurück-
weichenden in Fühlung zu kommen.
In der Nacht verblieben die beiden Kompagnien
gefechtsbereit in ihren Stellungen. Einlaufende
Eingeborenenmeldungen berichteten über den Vor-
marsch des Geguers mit weiteren starken Kräften.
Am 22. August, 4 Uhr vormittags, traf die
Kompagnie v. Parpart ein, wodurch unsere Kräfte
sich auf 35 Europäer und 499 farbige Unteroffi-
ziere und Mannschaften, ausgerüstet mit Gewehr 71
und 3 Maschinengewehren, verstärkten. Hauptmann
Mans teilte hierauf seine Abteilung so ein, daß
die Gefechtsgruppe v. Raven das Gelände west-
lich Weg Chra—Nuatjä, die Gefechtsgruppe Schmidt
diesen Weg einschließlich und das Gelände bis
Bahndamm einschließlich und die Gefechtsgruppe
Kloppenburg das Gelände östlich des Bahndamms
zugewiesen erhielt. Die Kompagnie v. Parpart
hatte den Schutz des 200 m nördlich des Dorf-
randes stehenden Eisenbahnzuges zu übernehmen
und Verbindung mit der Gefechtsgruppe Kloppen-
burg zu halten. Der Zug Mengel blieb gedeckt
im Dorf, hart westlich des Bahndammes, zur Ver-
fügung des Führers. Im übrigen wurden die
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erforderlichen Sicherungen und Beobachtungsposten
ausgestellt. «
Um 6½ Uhr vormittags wurde das Heran-
nahen des Gegners südlich des Chraflusses ge-
meldet. Kurz vorher war ein feindlicher Trupp
in den von Unteroffizier Klempp auf den Bahn-
damm gelegten Hinrerhalt, 4 km südlich der Bahn-
brücke, geraten und dabei der Führer, ein weißer
Engländer, gefallen.
Kaum waren — elwa 7,30 Uhr vormittags —
feindliche Schützenlinien am Rande des freige-
schlagenen Schußfeldes jenseits der Chra erkannt,
als auf der ganzen feindlichen Linie von etwa
150 m östlich des Eisenbahndammes bis 200 m
westlich des Weges Chra—Nuatjä ein heftiges
Feuer einsetzte. Fast gleichzeitig nahmen die drei
Gefechisgruppen v. Raven, Schmidt, Kloppenburg
unter Einsatz zweier Maschinengewehre das Feuer
auf. Der Gegner ging zu beiden Seiten des
Bahndammes in dichten Schützenlinien gegen die
Gefechtsgruppen Schmidt und Kloppenburg bis
auf etwa 80 bzw. 100 Schritt vor und kam
diesen nahe. Unser Maschinengewehrfeuer brachte
aber den mit erheblichen Kräften angesetzten und
energisch durchgeführten feindlichen Ansturm zum
Stehen und schließlich zum Weichen. Nachdem
das freigeschlagene Schußfeld hier vom Feinde
gesäubert war, unterhielt der Gegner vom Rande
dieses Schußfeldes aus auf der ganzen Linie
weiterhin lebhaftes Feuer. Gleichzeitig mit diesem
Ansturm wurde die Mitte der Kompagnie v. Raven
heftig angegriffen. Der Gegner kam bis auf
nächste Entfernung heran, wurde dann aber durch
das ruhig geleitete Feuer der Kompagnie in Schach
gehalten.
Gegen 10 Uhr vormittags erneuerte der Feind
seinen Angriff auf der ganzen Linie, gab ihn aber
gegen 10,30 Uhr vormittags wieder auf. Nach
etwa einer Stunde setzte jedoch der feindliche An-
griff zu beiden Seiten des Weges Chra—Nuatjä
auf der ganzen Front mit besonderer Heftigkeit
abermals ein. Einem auf dem linken Flügel der
Kompagnie v. Raven in Stellung gebrachten
Maschinengewehr gelang es indessen, die hier auf
nahe Entfernung herangekommene dichte feindliche
Schützenlinie zurückzuwerfen. Die den rechten
Flügel der Kompagnie v. Raven heftig angreifenden
Schützenlinien wurden gleichfalls durch das Feuer
eines Maschinengewehrs zum Stehen gebracht.
Als sich auf einer Höhe westlich der Straße
Bewegung zeigte, wurde unser Maschinengewehr-
feuer dorthin gerichtet mit dem Erfolge, daß — wie
später der englische Kapitän Redfurn berichtete —
ein französischer Major fiel und der englische Be-
fehlshaber, Oberstleutnant Bryant, leicht verwundet
wurde.