öffnen. Der Diener öffnete sie aber bereits nach 7 Monaten und fand ein noch nicht
völlig entwickeltes Kind, das sich krümmte und vom Zutritte der kalten Luft starb.
(Henne-Am-Rhyn, a. a. O., S. 672.)
277. Dr. Faust's Höllenzwang.
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen. Anhang, No. 128.)
Dr. Faust's Höllenzwang nennt die Sage ein Buch, in welchem
die Kunst gelehrt wird, Geister zu citieren, ja selbst den Teufel sich
dienstbar zu machen. Dieses Buch haben schon viele Freunde der
schwarzen Kunst vergeblich gesucht, indem sic den Dornstrauch nicht wissen,
unter dem es hinter dem Chemnitzer Schlosse, am Wege nach dem
Küchwald, vergraben sein soll.
278. Orte, wo keine Sperlinge vorkommen.
(Köhler, Volksbrauch 2c., S. 552, Mitteilungen des Nordböhm. Ex-
cursions-Clubs, 7. Jahrg., S. 132.)
In dem nur aus wenigen Häusern bestehenden Lauterholz bei
Lauterhof und Stangengrün soll man keine Sperlinge finden. Man
hat sie schon in Nestern dorthin verpflanzen wollen, aber sie sind nicht
geblieben. Dasselbe erzählt man von Karlsfeld, wohin man Sper-
linge aus Eibenstock brachte, ohne daß sie geblieben sind. Es wird
erzählt, daß diese Vögel von Zigeunern weggebracht worden seien.
Als in früheren Zeiten zur Thomasmühle bei Falkenau noch
ausgedehnte Felder gehörten, wurden dieselben sehr von Sperlingen
besucht, welche an den Saaten bedeutenden Schaden anrichteten. Da
kam eines Tages eine alte Zigeunerin, welche den Müller um ein
Almosen anflehte. Der Müller bot ihr eine gute Belohnung an, wenn
sie die lästigen Gäste vertreiben könnte. Da sprach sie über die Sper-
linge einen Spruch und von jener Zeit an waren auf den Feldern der
Thomasmühle und auch in dem benachbarten Hillemühl keine Sperlinge
mehr zu sehen. Erst, nachdem 1867 die Bahn gebaut wurde, haben
sich etliche in Hillemühl angesiedelt. Die Thomasmühle aber fliehen
sie noch heute.
In Fürstenwalde bat ein Soldat in einem Hause um etwas zu
essen. Der geizige Hauswirt aber erwiderte: „Da geben wir's lieber
den Spatzen, als euch.“ Der erzürnte Soldat antwortete: „Ihr werdet
den Spatzen nicht mehr viel geben.“ Er hat darauf die Sperlinge
verwünscht und seit dieser Zeit sind sie in Fürstenwalde nicht mehr zu
finden.
Daß die Sperlinge von Zigeunern, welche von den Bewohnern freundlich
aufgenommen wurden, verbannt worden sind, erzählt die Sage auch von dem Dorfe
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