6. Das Land unter der Herrschaft der Römer. 25
Zeit zuerst die germanischen Eroberer, dann die christlichen Sendboten vorge-
drungen sind. Indem wir die Hauptstraßen verfolgen, werden wir auch zu den
wichtigeren Niederlassungen geführt, deren Lage ebenfalls zum großen Teil
für die Entstehung der Städte in der bayerischen Periode bereits entscheidend war.
Ülber den Brenner als niedrigsten Paß der Tauernkette, den nur mit
Saumtieren vorher die Händler überschritten hatten, zog die Hauptstraße von
Italien nach Rätien, die schon unter Drufus ausgesteckt, unter dessen Sohne,
dem Kaiser Klaudius, vollendet und nach ihm Claudia Augusta benannt
ward. Sie führte von Trient über Endidae (Egna, Neumarkt), Pons Drusi
(bei Bozen), Sublavio (Seben), Vipitenum (Sterzing), wovon das Wipptal
den Namen trägt, Matreinm (Matrei) nach Veldidena (Wilten, Vorstadt von
Innsbruck), einem Verkehrsknotenpunkte von nicht geringerer Wichtigkeit als
heute. Denn westlich ging hier die Straße nach Bregenz (Brigantium) ab,
nicht über den Arlberg, sondern über Lermoos, Reutte, dann in nicht
nachzuweisender Richtung über Immenstadt. Nordwestlich gelangte man nach
Augsburg über Scarbia (wahrscheinlich Scharnitz), Pbartanum (Partenkirchen),
und weiter auf doppeltem Wege, östlich über die Stationen: ad pontes Tes-
senios oder Tesseninos (nach der Meilenzahl in der Gegend von Spatzen-
hausen beim Staffelsee zu suchen), und Ambra (wahrscheinlich Schöngeising
bei Bruck an der Amper), wo die Augsburg-Salzburger Straße kreuzte; west-
lich über das unbekannte Coveliacae, Abudiacum (Epfach), wo die Straße
von Pons Aeni nach Cambodunum (Kempten) kreuzte, und ad Novas (un-
bekannt). Eine dritte Hauptstraße führte von Veldidena aus, dem Laufe
des Inns folgend, nach Pons Aeni, dessen Name in Pfunzen fortlebt (Langen-
pfunzen am Inn, nordöstlich von Rosenheim), über die Zwischenstationen
Masciacum (Matzen) und Albianum. Auch der Vinstgau hatte seine Straße,
die über Töll, Rabland und Teriolis (Burg Tirol) zog. Durch das Puster-
tal führte die Straße, die Vipitenum mit Julium Carnicum (Zuglio) ver-
band, über Sebatum (St. Lorenz), Littamum (Innichen), Aguontum (bei
Lienz) und Loncium (bei Mauthen).
In Pons Aeni kreuzte die Straße von Augsburg nach Salzburg, die
sich großenteils noch heute verfolgen läßt, zuerst zwischen Althegnenberg und
Jesenwang, dann über Gauting, Buchendorf, durch den Forstenrieder Forst,
bei Baierbrünn über die Isar, durch den Grünwalder und Deisenhofer Forst
und über Hofolding. Die Stationen bis zum Inn sind: Ambra, Brata-
nianum (wahrscheinlich am rechten Isarufer, südlich von Grünwald), Isunisca
(bei Helfendorf). Nach Pons Aeni folgen Bedaium (Seebruck oder in dessen
Nähe) und Ariobriga (zwischen Teisendorf und Traunstein). Juvavum
(Salzburg) ward gleich den meisten norischen Städten unter Klaudius zur Stadt
erhoben und hieß daher J. Claudium.
Bei Helfendorf zweigte, wie man noch heute erkennt, eine Straße von
Pons Aeni nach Regensburg ab, Erding, Moosburg und Gammelsdorf be-