Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

28 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. 
Martyrergräber in Regensburg, die Verehrung des hl. Maximilian und Florian, 
die Bischofssitze zu Seben und Chur, die ja im 7. Jahrhunderte in baye- 
rischen Landen lagen, weisen in die Zeiten Diokletians zurück. Ist die Annahme 
richtig, daß die Bayern die Stammesbrüder der Markomannen sind — und sie 
findet kaum mehr einen Widerspruch — so lagen ihre ersten Siedelungen dicht 
an den Grenzen des Römerreiches mitten in jenem an grünen Tälern so 
reichen Waldgebirge, das sich von der Donau zu den Quellbächen des Mains 
erstreckt und gegen die Elbe hin in fruchtbaren Geländen abfällt. Dann blühte 
aber auch des christlichen Glaubens zarte Blume schon zu Ende des vierten 
Jahrhunderts im dunklen Hochwald, vom sonnigen Süden in Königin Fritigils 
Garten herüberverpflanzt. Sie schickte ihre Gesandtschaft zu Mailands großem 
Bischofe, zum hl. Ambrosius, und bat ihn um schriftliche Unterweisung in der 
christlichen Religion. Und als sie seinen Brief, der einen förmlichen Kate- 
chismus in sich schloß, erhalten hatte, eilte sie selbst nach Mailand; aber 
welcher Schmerz ergriff sie, als sie dort hörte, daß der Gottesmann inzwischen aus 
dem Leben geschieden seil! 
Auch vom Westen durch das völlig christliche PFannonien und aus Norikum, 
wo der hl. Severin machtvoll wirkte, empfing das jugendkräftige Volk des Christen- 
tums Samen. Der Name für den grundlegenden Religionsbegriff — Kirche 
— stammt aus dem Griechischen und die hellenische Bezeichnung für den 
fünften Wochentag mußte Donars Herrlichkeit verdrängen. Der Arianismus, 
von dem ein Teil des Volkes angesteckt erscheint und gegen welchen noch die 
fränkischen Mönche Eustasius (gest. 625) und Agilus (gest. 636) zu kämpfen 
hatten, mag auf diesem Wege und durch der Goten Nachbarschaft nach Bayern 
getragen worden sein. Aber die Dynastie, abhängig vom Frankenreiche, war 
katholisch und wie eine Lichtgestalt tritt uns aus des jungen Reiches Frührot 
das berühmte Königskind Theudelinde entgegen, Garibalds Tochter und seit 
589 die Gemahlin des Langobardenkönigs Autharis, verständig, kunstsinnig 
und fromm, im brieflichen Verkehr mit Papst Gregor dem Großen, der sie hoch- 
schätzte und ihre Bemühungen die Langobarden vom Arianismus zur Kirche 
zurückzuführen unterstützte. Dann kam die Zeit, wo der hl. Valentin unter 
den Bayern wirkte, die jetzt über Donau und Inn in die Gebirgstäler der 
Alpen vorgedrungen waren, nicht die Römer vor sich hertreibend, wie ein Jahr- 
hundert vorher Odoaker es getan, sondern im Frieden mit und neben ihnen 
wohnend. Heute noch erinnern die nach den Siedelungen der Welschen be- 
nannten Seen und Ortschaften, die sich von Traunwalchen und Straßwalchen 
bis nach Wahl bei Mittenwald erstrecken, an den geschlossenen Frieden. 
Seit der Mitte des 7. Jahrhunderts unter fränkischer Oberherr= 
schaft, wurde die Masse des bayerischen Volkes christlich, wenn auch wider- 
strebend, so doch nicht aus Zwang; und obwohl der Merowingerkönig 
Dagobert (629—634) geboten hatte, daß jeder in seinem Reiche sich taufen 
lassen müsse, stehen doch immer noch unfern den Zellen der Mönche und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.