Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. 29 
den Holzkirchen der Priester die unvergessenen Opfersteine der alten Götter 
und das Hauptfest des Christentums muß sich nach der Frühlingsgottheit Ostara 
benennen lassen. 
Damals reichten des Landes Grenzen vom Lech bis zur Enns, von den 
Kuppen des Bayerischen Waldes bis an die italienischen Seen; noch im Jahre 
680 hält der bayerische Graf in Bozen Gericht. Die jetzige Rheinpfalz, die 
übrigens damals nicht zu Bayern gehörte, war längst völlig christlich. Aus 
dem ehrwürdigen Worms kam um 695 Bischof Ruprecht, ward von Herzog 
Theodo in Regensburg festgehalten, predigte, taufte, weihte Priester und 
gründete dann auf den Ruinen der ausgedehnten Römerstadt Juvavia bei der 
Zelle des hl. Maximus die Abtei St. Peter und das Bistum Salzburg, 
von nun an „eine Hauptburg des Christentums in bayerischen 
Landen". Auf ihn folgen andere Glaubensboten aus dem Frankenreiche: 
der Missionsbischof St. Erhard, dem in Regensburg die älteste christliche Kult- 
stätte geweiht ist, St. Emmeram, „demütig gegen die Niedrigen, gegen die 
Mächtigen aber mit Löwenmut sich aufrichtend“, und zuletzt, ein Opfer seines 
hl. Berufes, St. Korbinian, nicht minder energisch im steten Kampfe gegen die 
das Christentum befleckenden heidnischen Unsitten, der Begründer Freisings. 
So ward an den Hauptplätzen des Landes, wo die Herzoge Hof 
hielten, das religiöse Leben erweckt und gepflegt, außen im „saatgrünen Lande“ 
aber erhoben sich bereits Kirchen und Pfarreien, waren klösterliche Nieder- 
lassungen und einzelne größere Abteien gegründet, die Frucht der emsigen Arbeit 
angelsächsischer Mönche, die beim Volke wegen ihrer milden, oft nur allzu nach- 
sichtigen Lehre großer Beliebtheit sich erfreuten, manchmal aber auch, wie Kilian 
und seine Gefährten, wie Marin und Annian, ihren Opfermut mit dem Blute 
besiegelten. 
Aber immer noch fehlte dieser Kirche die geschlossene Einheit, die feste 
Organisation. Darum machte sich im Jahre 716 Herzog Theodo selber auf 
den Weg nach dem Mittelpunkte der Christenheit, um mit dem eifrigen Papste 
Gregor II. die notwendigen Schritte zu beraten, welche der Kirche seines 
Landes ein festeres Gesüge und damit zugleich seiner Herrschaft kräftige Unter- 
lage und Stütze bieten sollten. Mit großen Ehren empfing Rom den bayerischen 
Herrscher; war er doch der erste seines Geschlechtes, welcher die Schwellen der 
Apostelfürsten verehrend aufsuchte. Zwei Jahre später sandte derselbe Papst 
den großen angelsächsischen Mönch Wynfrith in das Frankenreich, der wie kein 
anderer die Gabe besaß die Geister zu lenken und die edlen und rauhen Herzen 
der Deutschen für des Glaubens Lehre und Gottes Gebot empfänglich zu machen. 
Aber es vergehen noch zwei Jahrzehnte, bis Bonifatius die Pläne jenes edlen 
bayerischen Fürsten ausführen kann. — Ihn umgibt ein Kranz wahrhaft 
schöner Seelen, seine Helfer und Mitarbeiter, Burchhard in Würzburg, Willi- 
bald in Eichstätt, Wynnebald in Thüringen, sein Schüler Sturmi, eines bayeri- 
schen Grafen Sohn, sowie die frommen Frauen Lioba in Tauberbischofs-
	        
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