Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. 31 
unterstellt sowie das Bistum Neuburg a. D., das jedoch von nur kurzer 
Dauer war und bald wieder zu Augsburg und damit zur Mainzer Kirchen- 
provinz kam. 
Die neuen Kirchen und Abteien in Ungarn und Karantanien gehen 
zumeist von Salzburg aus. Die letzten Karolinger residieren am liebsten 
in der alten Donaustadt Reganesburg; Karlmann nennt sich mit Vorliebe 
„König der Bayern“ und haust in der Pfalz zu Otting am Inn neben dem 
von ihm gestifteten Benediktinerkloster des Apostels Philippus, das durch die 
Kapelle der hl. Mutter Gottes eine so große Berühmtheit erlangt hat. 
Die Selbständigkeit Bayerns ist untergegangen und die Versuche sie 
wieder zu erringen, welche der sächsische Lehensherzog Heinrich der Zänker im 
Verein mit Bischof Abraham von Freising unternahm, scheiterten. Die Ungarn 
hatten inzwischen das Land mit den Trümmern der auf ihren Raubzügen 
zerstörten Kirchen und Klöster bedeckt und der edle Markgraf Luitpold war 
mit den Besten des Landes im Kampfe gegen sie gefallen. Aber die Bistümer 
haben diesen und andere Stürme überlebt. Die Klöster blühten wieder empor 
und es ist zum ehrenvollen Ruhmestitel der einheimischen Schyrenfürsten ge- 
worden, daß sie fromme, eifrige Gönner und Beschützer, keine habgierigen 
Minderer des Kirchengutes waren. Schenkten sie doch ihr Stammschloß zu 
Scheyern den Söhnen des hl. Benediktus zum Preise der hl. Jungfrau Maria, 
die in der Burgkapelle verehrt wurde, in welcher des „Zänkers" tugendreiches 
Töchterlein Gisela dem Könige und Apostel der Ungarn die Hand zum Ehe- 
bunde gereicht hatte. 
Als ihr gleich frommer Bruder, Heinrich der Heilige, noch ein weiteres 
Bistum gründete, ward es keinem von den bestehenden Verbänden angegliedert, 
sondern dem hl. Stuhle unmittelbar untergeben. Als Abzeichen dieser Aus- 
nahme erhielt der Bischof von Bamberg das Pallium und der römische Stuhl 
behielt sich das Recht vor ihm Bestätigung und bischöfliche Weihe zu erteilen. 
Unter Kaiser Heinrich III. erlebte dann die bayerische Kirche ihre ruhm- 
reichsten Tage; denn aus ihrem Schoße bestiegen drei hochangesehene Bischöfe 
den Stuhl des hl. Petrus: Suidger von Bamberg nannte sich Klemens II. 
(1046—1047), Poppo von Brixen (natione Bojus) Damasus II. (1047—1048), 
Gebhard von Eichstätt Viktor II. (1054—1057). Der Mittelpunkt des geistigen 
Lebens blieb Regensburg, wo der Eifer des großen Bischofs St. Wolfgang, 
der einst das Evangelium über Böhmen hinaus bis nach Ungarn getragen, 
noch lange nachwirkte, wo von Geistlichen und Mönchen alle schönen Künste 
gepflegt wurden, so daß ein Zeitgenosse diese Stadt „das zweite Athen“ nennt. 
Zur geistlichen Macht gesellt sich aber auch die weltliche; seit dem Ende des 
zehnten Jahrhunderts entwickelt sich schrittweise die politische Unabhängigkeit und 
Landeshoheit der Bischöfe, die ihren gesetzlichen Ausdruck findet in dem großen 
Frankfurter Privilegium des Kaisers Friedrich II. vom Jahre 1228. Seitdem 
erscheint das Schwert neben dem Krummstabe über dem bischöflichen Wappen.
	        
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