Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

135. Die feierliche Verkündigung des deutschen Kaiserreichs. 619 
Groß, unsterblich ist das, was Sie für die deutsche Nation getan haben, 
und ohne zu schmeicheln darf ich sagen, daß Sie in der Reihe der großen 
Männer unseres Jahrhunderts den hervorragendsten Platz einnehmen. Möge 
Gott Ihnen noch viele, viele Jahre verleihen, damit Sie fortfahren können 
zu wirken für das Wohl und Gedeihen unseres gemeinsamen Vaterlandes. 
Meine besten Grüße Ihnen sendend bleibe ich, mein lieber Graf, stets 
Ihr aufrichtiger Freund 
Ludwig. 
c) Versailles, 24. Dezember 1870. 
Allerdurchlauchtigster König, 
Allergnädigster Herr! 
Das huldreiche Schreiben Eurer Majestät, welches Graf Holnstein mir 
überbracht hat, ermutigt mich mit meinem Danke für den gnädigen Inhalt 
desselben Eurer Majestät meine untertänigsten Glückwünsche zu dem bevor- 
stehenden Jahreswechsel darzubringen. Wohl selten hat Deutschland von 
einem neuen Jahre mit gleicher Zuversicht wie von dem bevorstehenden die 
Erfüllung nationaler Wünsche erwartet. Wenn diese Hoffnungen sich ver- 
wirklichen, wenn das geeinte Deutschland dahin gelangt, daß es seinen äußeren 
Frieden in gesicherten Grenzen durch eigene Kraft verbürgen kann, gleichzeitig 
ohne die freie Entwicklung der einzelnen Bundesglieder zu beeinträchtigen, so 
wird die entscheidende Stellung, die Eure Majestät zu der Neugestaltung 
des gemeinsamen Vaterlandes gewonnen haben, in der Geschichte und in der 
Dankbarkeit der Deutschen jederzeit unvergessen bleiben. 
Eure Majestät setzen mit Recht voraus, daß auch ich von der Zentrali- 
sation kein Heil erwarte, sondern gerade in der Erhaltung der Rechte, welche 
die Bundesverfassung den einzelnen Gliedern des Bundes sichert, die dem 
deutschen Geiste entsprechende Form der Entwicklung und zugleich die sicherste 
Bürgschaft gegen die Gefahren erblicke, welchen Recht und Ordnung in der 
freien Bewegung des heutigen politischen Lebens ausgesetzt sein können. 
Eure Majestät wollen sich in Gnaden versichert halten, daß ich mich 
glücklich schätzen werde, wenn es mir gelingt mir Allerhöchstdero gnädige Ge- 
sinnung zu erhalten. v. Bismarck. 
135. Die feierliche Verkündigung des deutschen Kaiserreichs 
am 18. Januar 1871 zu Versailles. 
Von Georg Bleysteiner.) 
Die deutschen Fürsten hatten den Ruf der Geschichte und den Wunsch 
der Nation verstanden, sie hatten nach dem Vorantritt des wahrhaft deutsch- 
1) „Aus großer Zeit“. S. 611 ff. Augsburg 1897, M. Rieger.
	        
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