Full text: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Dritter Band. (3)

412 8 86. Die Gerichtsbarkeit des Reichs. 
sind zurzeit nur noch China), Siam?), Persien), Korea), 
sowie die Türkei mit den ihrer Oberhoheit unterworfenen Ländern’). 
In Aegypten ist die Konsulargerichtsbarkeit beschränkt auf Status- 
fragen, Strafsachen und bürgerliche Klagen um Mobilien und Geld- 
schulden, bei welchen beide Parteien deutsche Reichsangehörige oder 
Schutzgenossen sind®). In Bulgarien ist die Konsulargerichtsbar- 
keit durch das Reichsgesetz vom 29. November 1912 81 (Reichsgesetz- 
blatt 1913, S. 493) mit Ausnahme der anhängigen Sachen aufgehoben 
worden. 
Das Gesetz vom 7. April 1900, 8 1, Abs. 2, ermächtigt den Kaiser, 
mit Zustimmung des Bundesrats für bestimmte Gebiete und in An- 
sehung bestimmter Rechtsverhältnisse die Konsulargerichtsbarkeit außer 
Uebung zu setzen. 
Hinsichtlich der der Gerichtsbarkeit unterworfenen Personen 
ist die Konsulargerichtsbarkeit beschränkt auf die in den Konsular- 
gerichtsbezirken wohnenden oder sich aufhaltenden Reichsangehörigen 
und Schutzgenossen ’). 
Die Konsulargerichtsbarkeit wird ausgeübt teils durch den Konsul, 
fall gekommen, daß die Länder unter die Schutzherrschaft oder Gebietshoheit eines 
christlichen Staates gekommen sind. Beseitigt ist sie u. a. durch die Gebietserwer- 
bungen Frankreichs in Tunis, Anam, Tonkin, Madagaskar ; durch England in Cypern; 
ferner in Japan durch den Handelsvertrag vom 4. April 1896, Art. 20; in Aegypten 
ist sie im wesentlichen ersetzt worden durch gemischte Gerichte. v. Liszt S. 100; 
in Samoa ist sie durch die Neuordnung der dortigen Verhältnisse in Wegfall gekommen. 
Siehe Reichsgesetzbl. 1900, S. 849. 
1) (Preuß.) Staatsvertrag vom 2. September 1861 (Preuß. Gesetzsammlung 1863, 
S. 265), Art 37, 38. 
2) (Preuß.) Staatsvertrag vom 7. September 1862 (Preuß. Gesetzsammlung 1864, 
S. 717), Art. 9 ff. 
3) Staatsvertrag vom 11. Juni 1873 (Reichsgesetzbl. 1873, S. 351), Art. 13. 
4) Vertrag vom 26. November 1883, Art. III (Reichsgesetzbl. 1884, S. 221). 
5) Auf Grund des Herkommens, das zum Teil einen Stützpunkt in dem alten 
preußisch-türkischen Vertrage von 1761 hat. Bei Streitigkeiten über Grundstücke ist 
die Konsulargerichtsbarkeit ausgeschlossen. v. König, Konsularwesen (7. Aufl.) 
S. 361. 
6) Gesetz vom 30. März 1874 (Reichsgesetzbl. S. 23). Verordnung vom 23. De- 
zember 1875 (Reichsgesetzbl. S. 381), 23. Dezember 1880 (Reichsgesetzbl. S. 192), 
6. Januar 1901 (Reichsgesetzbl. S. 3), 4. Februar 1904 (Reichsgesetzbl. S. 61) u. Ver- 
ordnung vom 29. Juni 1908 (Reichsgesetzbl. S. 469). Die religiösen Anstalten in 
Aegypten, welche unter deutschem Schutze stehen, sind der deutschen Konsularge- 
richtsbarkeit unterstellt. Verordnung vom 15. Februar 1897 (Reichsgesetzbl. S. 17) und 
29. Juni 1908. 
7) Gesetz $S 2. Deutsche, welche in dem Lande des Jurisdiktionskonsuls nach 
völkerrechtlichen Grundsätzen das Recht der Exterritorialität genießen, sind der Ge- 
richtsbarkeit des Konsuls nicht unterworfen. Dagegen erstreckt sich die Gerichts- 
barkeit auf Handelsgesellschaften, eingetragene Genossenschaften und juristische 
Personen, wenn sie im Reichsgebiet oder in einem deutschen Schutzgebiet ihren Sitz 
haben; Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften, welche in einem Kon- 
sulargerichtsbezirk ihren Sitz haben, werden nur dann Deutschen gleichgeachtet, wenn 
die persönlich haftenden Gesellschafter sämtlich Deutsche sind.
	        
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