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gebildetere Werkzeuge zu seinem Leben als der festgewurzelte und
empfindungslose Baum. Auf derartige Verschiedenheiten hin theilt man
das ganze Naturreich ein, indem man alle lebenden Wesen mit will—
kürlicher Bewegung und Empfindung Thiere und ihre Gesammtzahl
auf der Erde das Thierreich, alle lebenden Wesen ohne Empfindung
und ohne freiwillige Bewegung Pflanzen, ihre Gesammtheit das
Pflanzenreich, und alle Naturkörper ohne Werkzeuge und Leben
Mineralien oder Gesteine, ihre Gesammtheit das Mineralreich
nennt.
Die wissenschaftliche Naturgeschichte des Thierreichs nennt man
Zoologie, des Pflanzenreichs Botanik, des Mineralreichs Mineralogie.
Während der Unterschied und die Grenze zwischen dem Mineral-
reich oder den unorganischen Naturkörpern und den organischen ganz
klar und scharf gezeichnet ist, ist derselbe zwischen Pflanzenreich und
Thierreich nicht so scharf, indem die kleinsten und einfachsten Pflanzen
und die allerniedrigsten Thiere, wie sie namentlich im Wasser und auf
dem Meeresboden vorkommen, sich so nahe berühren, daß die Natur-
forscher nicht genau wußten, welche sie zu dem Pflanzenreich und
welche sie zum Thierreich zählen sollten; es giebt Thiere, z. B. die
Polypen, welche fest gewachsen sind, und Pflanzen, z. B. die bekannte
Sinnpflanze (Mimösa), welche Empfindung zeigen.
88.
Systeme der Naturwissenschaften.
Die obige Eintheilung der Naturkörper in die drei Reiche —
Thierreich, Pflanzenreich, Mineralreich — genügt jedoch nicht, um
dieselben genau von einander unterscheiden und wissenschaftlich scharf be-
zeichnen zu können, wie wir uns an einem Beispiel klar machen werden.
Unsere Hauskatze zeichnet sich durch gewisse Merkmale vor anderen
Thieren aus; sie hat gewisse Farbe, gewisse Größe, Kopf= und Zehen-
bildung, gewisse Gewohnheiten 2c. und bildet deshalb die bestimmte Art
„Hauskatze, felis doméstlea“; es giebt aber noch viele andere Katzen-
arten, z. B. Tiger, Löwe, Panther, welche dieselben wesentlichen Merk-
male in Bau und Lebensweise und nur äußere Unterschiede wie Größe,
Farbe 2c. haben und deshalb anders benannt werden. Jedes Thier
führt in der Wissenschaft, wenn es richtig bezeichnet werden soll, zwei
Namen, den seiner Gattung (hier Felisl) und den seiner Art (hier