Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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aller Herren Länder, auch Albanesen und Stradioten. Die Bauern 
hatten ihre Stellung in Zabern nach Möglichkeit befestigt. Die 
Stadt mit den umliegenden Dörfern und Verschanzungen bildete 
ein großes- Lager, wo 30,000 Mann mit Waffen aller Art und 
auch mit Kanonen versehen, den Entscheidungskampf erwarteten. 
Am 15. Mai rückten die Lothringer von Sarburg gegen Zabern 
vor. Am 16. trafen die ersten lothringischen Reiter bei Lupfstein 
auf eine große Schaar von Bauern, bald kam es hier zum Hand- 
gemenge, in welchem die Lothringer mit immer größeren Massen 
die tapferen Vertheidiger erst aus ihrem Lager, dann aus dem Dorfe 
vertrieben, bis der Kampf zwischen den Mauern des Kirchhofs und 
der Kirche sein blutiges Ende nahm. Was da nicht erschlagen 
wurde, fand seinen Tod in den Flammen des Dorfes. Darauf zog 
der Herzog unbehelligt gegen Zabern. Wiewol die Bauern des 
Kriegshandwerks nicht unkundig waren, so war es doch nicht ihre 
Sache, eine Stadt zweckmäßig zu vertheidigen. Als der Herzog 
seine Mörser gegen die Mauern richtete, und rasch das Zerstörungs- 
werk begann, nahmen die Bauern gern die dargebotene Gunst freien 
Abzugs und gänzlicher Vergebung an. Am 19. Mai sollte der 
Ausmarsch der Bauern waffenlos erfolgen; die Lothringer standen 
in langer Reihe zu beiden Seiten vom Stadtthor an bis an ihre 
Lager. Da entstand ein Streit zwischen einem Landsknecht und 
einem der Bauern, die vorbeizogen, und sofort fiel unter den Lands- 
knechten ein verhängnisvolles Wort: „Schlagt drauf, es ist uns 
erlaubt.“ Die Bauern, die sich verrathen sehen, rufen nach Waffen, 
wollen zur Stadt zurück, um ihre Hellebarden zu holen, aber die 
geldrischen und lothringischen Landsknechte stürzen wüthend über die 
Wehrlosen her, und bald ist das Thor durch die Leichen gesperrt. 
Ein furchtbares Gemetzel war geschehn. 18,000 Bauern, versichern 
einige Berichte, seien erschlagen worden. Erasmus Gerber war in 
das Schloß geflüchtet und dort gefangen worden. Am Abend stand 
er an einen Weidenbaum gebunden, den Strick um den Hals, un- 
weit des herzoglichen Lagers. Aber die Leidenschaft war nicht aus
	        
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