Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Er übersetzt eine Anzahl antiker und moderner Tragödien und Co- 
mäödien theils als Lesedramen aus selbständigem Interesse am Stoff. 
theils als Textbücher für ungelehrte Zuschauer des Academietheaters. 
Er setzt Fischarts humoristische Thierdichtung fort, indem er den 
Antheil, welchen sein großer Vorgänger für das Flohgeschlecht, für 
die interessante schwarze Legion der Herren Zwicksie, Zopfsiekeck, 
Leistapp, Nimmerruh, Hindenpick, Springinsröckel zu erregen gewußt 
hatte, nun auch für Gänse und Esel, ja sogar für Mücken und 
Läuse in Anspruch nahm. 
Er bewegt sich außerdem mit großer Vorliebe in den kleinen 
Gattungen der Poesie, in Räthseln, Parabeln, Gleichnissen, Glück- 
wünschen und sonstiger Gelegenheitsdichtung. 
Sein berühmter „Ganskönig“ beschreibt uns die Vogelver- 
sammlung, auf welcher die Gans zum König gewählt wird, und stellt 
diesen neuen König als ein unzeheuer edles Wesen dar, das willig 
sich ins Martyrium ergibt und alle Jahre auf St. Martins Tag 
zum Besten der Menschheit den Feuertod erleidet. Sein „Eselkönig“, 
den er leider nicht selbst vollendete, enthält eine Satire gegen die 
Rosenkreuzer, die als heuchlerische Höflinge, als charakterlose aben- 
teuernde Charlatans und Machtstreber dargestellt werden. In seinen 
Uebersetzungen wird Spangenberg manchmal zum Bearbeiter, der 
sich Zusätze erlaubt und z. B. mitten in ein griechisches Trauerspiel 
gewisse Lieblingsgegenstände deutscher Kunst verpflanzt: da tritt der 
Tod ganz als die deutsche Volksfigur auf und führt sich als einen 
„freien Mähder“ ein, für den die Welt nur eine große Matte mit 
viel zarten Blümlein sei, durch welche seine Sense achtlos schneidet; 
da dürfen sich in der Familie die Kinder so viel mehr herorwagen 
mit ihren kleinen Herzen und ihrer naiven Sprache, da klammern 
sie sich etwa an die sterbende Mutter an und wollen sie nicht fort- 
lassen und versprechen brav zu sein, wenn sie nur bei ihnen bliebe: 
„Ach, sterbt nicht, liebes Mütterlein — jammert das Söhnchen — ihr 
müßt noch länger bei uns sein.“ „Ach Vater — ruft das Töchterchen 
— ach Vater, unser Mütterlein ist gar müd und will schlafen ein.“
	        
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