Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Forstwirtschaft 157 
  
Sämtliche Abgabensysteme mußten technisch auf der denkbar einfach- 
sten Grundlage aufgebaut werden. Kompliziertere und damit gerechtere 
Systeme wären bei dem Mangel an geschultem Personal, dem Fehlen aller 
Unterlagen aus der Russenzeit und der Ungewohntheit der Bevölkerung, 
in ihnen sich zurechtzufinden, einfach undurchführbar gewesen. Der Schwer- 
punkt der Abgaben wurde in Anlehnung an die russischen Verhältnisse auf 
die Zölle, indirekten Steuern und Monopole gelegt. 
Einfuhrzölle wurden gegen Abgabe einer Entschädigung an die preu- 
ßische Finanzverwaltung von deren Beamten an der Grenze erhoben. Für 
das Heer bestimmte Privatsendungen wurden naturgemäß nicht besteuert. 
Es wurden demnach nur die wenigen Sendungen betroffen, die für den 
Gebrauch der Bevölkerung bestimmt waren. Die Einnahmen aus dieser 
Quelle flossen nur spärlich. 
Einen mäßigen Ausfuhrzoll legten wir nur auf Zelluloseholz. Er 
brachte nicht viel. 
Die Steuern waren ergiebiger. Hauptmann Tiesler richtete ein Ziga- 
retten-Handelsmonopol ein, dessen Einrichtungen mir finanztechnisch nach- 
ahmenswert zu sein scheinen. Ein Branntwein-, Süßstoff-, Salz= und 
Zündholz-Handelsmonopol wurden auf einer annähernd gleichen Grund- 
lage geschaffen. 
An direkten Steuern mußten wir eine roh gestaffelte Kopfsteuer ein- 
führen, da uns jeder Anhalt für ein besseres System der Veranlagung zur 
Personalsteuer fehlte. 
An Realsteuern wurden eine Grund= und Hausbesitzsteuer sowie eine 
Gewerbesteuer eingeführt. 
Die Bevölkerung war im allgemeinen mit den Steuern zufrieden. Der 
Steuerdruck war auch nicht hart. Die Gesamtabgaben einschließlich der 
kommunalen Lasten betrugen auf den Kopf der Bevölkerung jährlich nur 
19,50 M. gegen 32,75 M. in der Zeit vor dem Kriege. Nur an eine Hunde- 
steuer konnte sie sich nicht gewöhnen. Die Hunde waren wegen der Toll- 
wutgefahr zur Landplage geworden, und dieser mußte entgegengewirkt 
werden. Als die Hundesteuer nach jener Richtung hin ihre Schuldigkeit 
getan hatte, fiel sie weg. 
Die Staatsbetriebe lieferten zunächst keine wesentlichen überschüsse. 
Das ergab sich einmal aus den hohen Anlagekosten und der hohen Amorti- 
sation, andererseits aber auch daraus, daß bei der wirtschaftlichen Abschnü- 
rung Deutschlands leitender Gesichtspunkt nicht die Erzielung von Ge- 
winnen, sondern möglichst großer Produktivität sein mußte. 
Ich habe im vorstehenden nur die Grundlagen bezeichnet, weitere Ein- 
nahmequellen wurden nach und nach geschaffen. Das Ergebnis war ein 
günstiges. Die Einnahmen genügten, um das Land ohne Reichszuschüsse
	        
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