Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Bedeckung durch die Straße, in welcher Rhode wohnte. Vor seinem 
Hause mußten die Wagen so in einanderfahren, daß dadurch die Straße 
gesperrt wurde. Der Schöppenmeister stand ahnungslos am Fenster 
und sah der Verwirrung zu. Plötzlich aber wurde er von einigen 
Soldaten festgenommen, in einen Wagen geworfen und auf's Schloß 
gebracht. Darüber drohte indeß ein gewaltiger Aufstand auszubrechen, 
wüthend rottete sich die Bürgerschaft zusammen, um das Schloß zu 
stürmen; allein der Kurfürst suchte die erhitzten Gemüther zu besänfti- 
gen. Rhode wurde, als des Hochverraths überwiesen, zu lebensläng- 
licher Haft auf die Festung Peitz geschickt. Er hätte nach einigen 
Jahren Verzeihung vom Kurfürsten erhalten können, er weigerte sich 
aber, darum zu bitten. Erst nach einer sechszehnjährigen Gefangen- 
schaft starb er. 
73. Der Oberst von Kalkstein. 
1672. 
Rhodes Schicksal brachte die Königsberger zur Besinnung. Sie 
baten den Kurfürsten um Verzeihung, wogegen dieser den Ständen ihre 
Privilegien und Rechte bestätigte und ihnen im Allgemeinen die Zu- 
sicherung gab, daß er seine Souverainetät nicht gegen die Landesfreiheit 
mißbrauchen werde. Darauf fand am 18. October 1663 die Huldi- 
gung statt. — Damit war aber der Streit noch nicht zu Ende. Bald 
entstand über die erhöhten Steuern, welche die gesteigerten Geldbedürf- 
nisse des Landes nothwendig machten, neue Mißstimmung. An die 
Spitze der Unzufriedenen trat jetzt der Oherst von Kalkstein, drohte mit 
einem Einfalle der Polen und schien dem Kurfürsten sogar nach dem 
Leben zu trachten. Er wurde aber festgenommen und zum Tode ver- 
urtheilt. Der Kurfürst milderte jedoch das Urtheil in Gefangenschaft 
und gab ihm schon im folgenden Jahre die Freiheit wieder, wobei 
Kalkstein versprach, ohne des Kurfürsten Erlaubniß seine Güter nicht 
zu verlassen und sich an Niemanden zu rächen. Nichts desto weniger 
begab er sich nach Warschau, gab sich dort für einen Abgeordneten der 
preußischen Landstände aus, sprach auf schimpfliche Weise von dem 
Kurfürsten und erklärte öffentlich, er wolle es bald dahin bringen, daß
	        
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